Ella Vampirella
Bürgermeister, dass wir hier feiern dürfen, wenn wir alles wieder aufräumen.« Laut rief er: »Ich weiß nichts von einer Gräfin Wildenburg, tut mir leid.«
Die Jungen im Burghof raunten. Als Wolfi drohend knurrte, trat wieder Ruhe ein.
»Das ist dein Pech«, meinte Ella. »Die Burg ist seit Jahrhunderten im Besitz meiner Ahnen. Mein Ururururgroßvater, Franz der Schreckliche, hat sie eigenhändig gebaut. Leider fiel ihm dabei ein Stein auf den Kopf, und er kam um. So musste sein Sohn, Adelmus der Ungeschickte, sein Werk vollenden.«
»Kannst du uns vielleicht die Besitzurkunde zeigen?«, fragte Oliver und zwinkerte seinem Bruder zu. Ganz klar, einer von den Jungen hatte seine Schwester beauftragt, hier eine Schau abzuziehen. Eine gelungene Überraschung, wirklich!
»Ich habe keine Besitzurkunde«, erklärte Ella. »Aber vielleicht reicht es, wenn ich dir die Gebeine meines Ururururgroßvaters zeige.« Sie hielt etwas in die Höhe, das wie ein Knochen aussah.
Bert grinste und deutete eine Verbeugung an. »Dann entschuldige bitte, werte Gräfin, dass wir deine Burg einfach so benutzen. Natürlich hören wir auf, wenn du möchtest. Aber vielleicht willst du lieber an unserer Feier teilnehmen? Du bist herzlich willkommen!«
Ella lächelte zurück. Der schwere Kranz rutschte ihr ins Gesicht. »Danke für die Einladung«, sagte sie. »Ich mache mit, denn ich liebe Partys!« Sie hielt ihr Kleid an einer Seite fest und kam von der Terrasse herunter.
»Bert ist verrückt«, zischte Felix. »Weiß er überhaupt, worauf er sich da einlässt? Ein Werwolf und ein Vampir auf unserem Fest … Das geht bestimmt nicht gut!«
Zur gleichen Zeit flüsterte Ella Wolfi zu: »Es ist nett, dass sie uns eingeladen haben, aber vor Mitternacht musst du dich unbedingt zurückziehen. Sie dürfen auf keinen Fall sehen, wie du dich in einen Jungen verwandelst. Hast du mich verstanden?«
»Klar«, knurrte Wolfi. »Wenn es am schönsten ist, dann soll ich verschwinden. Das ist immer so.«
»Dummkopf«, schalt ihn Ella. »Gar nicht immer. Ich war noch nie auf einer Party. Ich will endlich wissen, wie das ist.«
Inzwischen hatte die Musik wieder angefangen. Durch die Lautsprecher dröhnten der
Vampirblues
, die
Werwolfträume
und der
Skelettrock
. Ella spürte, wie ihr die Musik in die Beine fuhr. Oh, sie liebte es zu tanzen! Ihre Füße waren federleicht, als sie sich drehte, und das dünne Kleid flatterte wie Fledermausflügel. Nur der dumme Kranz verrutschte dauernd, aber Ella traute sich nicht, ihn abzusetzen.
Die Jungen drängten sich neugierig um das fremde Mädchen. Ein bisschen bleich sah die Fremde schon aus und dann diese hohlen Wangen und die spitze Nase … Aber ihre Augen hatten ein eigentümliches Funkeln, das vielen Jungen gefiel. Ella sah aus wie jemand, der ständig zu Streichen aufgelegt war.
Auch Felix und Simon versuchten, näher an Ella heranzukommen. Sie hatten sich vorgenommen, das Mädchen zu enttarnen. Wenn sie vor den anderen beweisen konnten, dass die Fremde kein Spiegelbild hatte, dann musste man ihnen einfach glauben!
Das Problem war, dass weder Simon noch Felix einen Spiegel eingesteckt hatten. Sie hüpften neben Ella herum, erhaschten einen Blick auf ihr bleiches Gesicht und stellten Vermutungen über ihre Zähne an.
»Wenn sie nur den Mund weiter aufmachen würde«, flüsterte Simon. »Aber sie lächelt immer nur so, dass man ihre Eckzähne nicht richtig sehen kann. Ich wette, die sind lang und spitz!«
»Ein Löffel«, entfuhr es Felix. »Wir haben zwar keinen Spiegel, aber mit einem Löffel müsste es auch gehen. Wir lotsen sie irgendwie an einen Tisch …«
Ella hatte nach ein paar Tänzen selber genug. Der Kranz auf ihrem Kopf hatte einige Blätter verloren und wurde zunehmend welker. Ella war vom Herumhüpfen durstig. Die Jungen boten ihr Limonade und Cola an, aber Ella schüttelte den Kopf.
»Nein, danke, das kann ich nicht trinken. Ich hab mein eigenes Getränk dabei.« Sie verschwand und kam nach einiger Zeit mit einer Flasche
Bluta
und einer Schachtel zurück.
»Bluta«,
las Fabian begeistert. »Nie gehört. Klingt ja gruselig. Ist da wirklich Blut drin?«
»Nur Ersatzstoffe«, entgegnete Ella und setzte den Flaschenhals an die Lippen.
»Hast du das gehört, Felix?«, flüsterte Simon aufgeregt.
Doch Felix reagierte nicht. Er hatte einen Löffel besorgt und strengte sich an, ihn so zu drehen, dass sich Ella darin spiegeln musste – vorausgesetzt, sie hatte ein Spiegelbild. Aber
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