Ella Vampirella
Ella hielt einfach nicht still. Sie lief dauernd hin und her.
»Schnappi«,
las Fabian auf der Schachtel, die Ella in der Hand hielt. »Was sind denn das für Kartoffelchips?« Und ehe Ella es verhindern konnte, hatte er in die Schachtel gegriffen, sich eine Handvoll Futter herausgeholt und in den Mund gestopft.
»Hmmmm, schmeckt ein bisschen scharf, aber nicht übel.« Fabian grinste breit. Er wollte noch einmal zugreifen, aber Ella zog die Schachtel weg.
»Ich glaube nicht, dass es dir gut bekommt«, sagte sie. »Eigentlich ist es Wer … äh … Hundefutter.«
Jetzt hatte Felix endlich den Löffel richtig gedreht. Die Jungen links und rechts neben Ella spiegelten sich in dem Metall, aber Ella selbst war unsichtbar. Felix schluckte. Das war der Beweis!
»Hört mal her«, schrie er. »Wisst ihr, was mit diesem Mädchen da los ist? In Wirklichkeit ist sie ein –«
Ella riss erschrocken die Augen auf. In dem Moment wurde der Burghof in gleißendes Licht getaucht. Ein großer Wagen rollte herein, die Scheinwerfer waren grell aufgeblendet.
»Wer kommt denn da?«, fragte Bert verwundert.
»Sieht fast aus wie ein Leichenwagen«, meinte ein Junge.
»Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er ziemlich geschmacklos«, knurrte Oliver.
Es war eine schwarze Limousine, sehr lang und sehr breit, mit dunkel getönten Scheiben. Der Wagen hielt, die Fahrertür ging auf, und ein vornehm gekleideter Chauffeur stieg aus.
»Wenn der Kerl keinen Anzug anhätte, würde man ihn glatt für eine Mumie halten!«, flüsterte Simon aufgeregt.
Felix ärgerte sich, weil ihm keiner mehr zuhörte, sondern alle auf den Wagen schauten.
Der Chauffeur öffnete die hintere Wagentür, und eine spindeldürre Dame stieg aus. Sie war ganz in Schwarz und verschleiert.
»Vielleicht ist das die echte Gräfin«, flüsterte jemand.
»Das Auto hat kein Nummernschild«, meinte Oliver beunruhigt.
Die Dame lüftete den Schleier und sah in die Runde. Ihr Gesicht war uralt, aber die Augen hatten das gleiche Funkeln, das den Jungen auch bei Ella aufgefallen war.
»Guten Abend«, sagte die Fremde. »Bin ich hier richtig auf der Wildenburg? Ich erhielt eine Nachricht, dass jemand darauf wartet, abgeholt zu werden!«
»Tante Esmeralda!«, schrie Ella, drängte sich durch die Menge und flog der alten Dame an den Hals. »Wie schön, dass du da bist! Ach, ich freue mich so.«
»Ich wette, die Alte ist auch ein Vampir«, sagte Felix leise. »Sie gehört sicher zur gleichen Sippschaft!«
»Ella Vampirella«, lachte Esmeralda und drückte Ella an ihr Herz, »Kind, wie bist du gewachsen! Du bist wirklich groß für deine dreiundachtzig Jahre!«
Bert und Oliver tauschten einen Blick. Dreiundachtzig Jahre? Was zum Teufel wurde hier gespielt?
»Aber Kindchen«, Esmeralda schob Ella ein Stück von sich weg, »in welche Gesellschaft bist du da geraten?« Die Nasenflügel der Alten bebten. »Das sind doch lauter Menschen, wenn ich mich nicht irre …«
Ella sah das verräterische Glitzern in Tante Esmeraldas Blick. Sofort packte sie ihre Tante fest am Ärmel. »O nein«, sagte sie. »Essen kannst du später, Tante. Du wolltest Wolfi und mich doch nur abholen, hast du das vergessen?«
»Du weißt doch, dass ich bei so wunderschönen Gelegenheiten nie widerstehen kann.« Tante Esmeralda ließ ihren Blick über die Jugendgruppe schweifen. »Herrlich junges Blut …« Sie leckte sich die Lippen.
Felix war nahe daran, in Ohnmacht zu fallen.
»Nein, Tante Esmeralda!«, sagte Ella streng. »Das gibt nur Ärger, ganz bestimmt!«
»Och, Kind, du gönnst deiner alten Tante aber überhaupt kein Vergnügen«, maulte die Dame und machte ein enttäuschtes Gesicht. »Na gut, die Zeiten haben sich geändert. Jetzt bestimmt das junge Gemüse, was gemacht wird.« Sie seufzte tief. »James?« Ihre Stimme klang befehlend. »Meine Nichte und ihr Werwolf wollen einsteigen.«
»Sehr wohl.« Der Chauffeur öffnete mit einer Verbeugung alle Wagentüren.
Ella sah sich um. »Wolfi«, rief sie. »Wo steckst du? Wir wollen fahren!«
Wolfi kam aus einer Ecke angeschossen und verschwand mit einem Satz im Wageninneren.
»Und was ist mit unseren Kisten?«, fragte Ella, als sie schon einsteigen wollten.
»Keine Sorge, ich habe genug Gästekisten«, beruhigte Tante Esmeralda ihre Nichte.
Ella ließ sich in die Polster fallen. Der Kranz rutschte ihr jetzt ganz vom Kopf. Sie gab ihn ihrer Tante. »Dein Geburtstagsgeschenk. Tut mir leid, Tante, er hat etwas gelitten. Aber wenn du
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