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Ella Vampirella

Titel: Ella Vampirella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arnold
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Böschung hinauf.
    Er fröstelte im Nachtwind. Er brauchte unbedingt etwas zum Anziehen. Sonst hatte sich Ella immer darum gekümmert und ihm Hemd und Hose hingelegt, sobald er sein Wolfsfell abgestreift hatte. Sicher hatte sie auch diesmal etwas für ihn eingepackt, wahrscheinlich in ihre Kiste. Aber die Kiste stand auf der Burg, und er war hier. Was sollte er bloß tun?
    Wolfi blinzelte. Mit seinen Menschenaugen konnte er im Dunkeln viel schlechter sehen als mit den Wolfsaugen. Am anderen Ende der Wiese standen ein paar kleine Zelte. Dazwischen war eine Wäscheleine gespannt. Ob er dort etwas Passendes für sich finden würde?
    Wolfi schlich sich vorsichtig an. Er hasste es, sich auf zwei Beinen fortzubewegen. Außerdem vermisste er seine Reißzähne. Womit sollte er sich verteidigen, wenn er angegriffen wurde? Und das alles wegen Ella!
    Obwohl sich Wolfi bemühte, leise zu sein, knackten unter seinen nackten Sohlen Zweige. Endlich war er bei der Wäscheleine angelangt. Ein grauer Trainingsanzug sah aus, als ob er die richtige Größe hätte. Wolfi hüpfte in die Höhe und schnappte mit dem Mund nach den Teilen. Erst hinterher fiel ihm ein, dass er dazu besser seine Hände hätte nehmen können.
    Wolfi schlüpfte in Hose und Oberteil. Der Trainingsanzug passte genau. Wolfi fühlte sich gleich ein bisschen wohler. Er ging einen Schritt zurück, doch dabei stolperte er über eine Zeltleine, die er nicht gesehen hatte. »Huch!« Er erschrak selbst über seinen Schrei.

    So als hätten sie nur auf ein Zeichen gewartet, krochen ringsum aus den Zelten lauter Jungen: Manche wirkten verschlafen, aber die meisten waren hellwach. Sie umringten Wolfi und grinsten ihn an.
    »He, soll das ein Überfall sein?«
    »Du musst früher aufstehen, wenn du uns erschrecken willst.«
    »Wir haben damit gerechnet, dass ihr kommt.«
    Wolfi schaute sich unsicher um. Wen meinten die bloß?
    Jetzt kam ein junger Mann nach vorne. »Wo sind deine Freunde? Und zu welcher Gruppe gehörst du?«
    »Ich … ich bin eigentlich ein Werwolf«, stotterte Wolfi. »Und ich bin allein, weil mich Ella im Stich gelassen hat.«
    Die Jungen lachten schallend.
    »So, du gehörst also zu den Werwölfen«, sagte der Mann. »Komisch, ich kenne gar keine Gruppe, die sich so nennt. Na, wie auch immer, sei herzlich bei uns willkommen. Wir sind die Grasfrösche, und für die meisten unserer Jungen ist dies das erste Zeltlager. Wie heißt du?«
    »Wolfi … äh, Wolfgang.«
    »Ich bin Bert, der Gruppenleiter«, sagte der Mann und streckte Wolfi die Hand hin. »Deine Freunde sind wohl unterwegs irgendwo aufgehalten worden. Bis sie kommen, kannst du dich schon mal zu uns ans Lagerfeuer setzen. Magst du Würstchen mit Senf?«
    Wolfi nickte. Da hakten ihn schon zwei Jungen links und rechts unter und führten ihn zu einer Feuerstelle. Bert entfachte die Glut und legte Holz auf. Ein paar Jungen schleppten Würstchen, Brötchen und Getränke herbei. Der Gruppenleiter holte eine Gitarre, und zusammen sangen sie Lieder von Abenteuern, fernen Ländern und dunklen, unheimlichen Wäldern.
    Wolfi fühlte sich wohl. Es war zwar alles neu für ihn, aber die Würstchen schmeckten gut, und die Lieder, die Bert auf der Gitarre spielte, gefielen ihm.
    Der Junge, der rechts neben Wolfi saß, hieß Gunter. Wolfi erfuhr von ihm, dass es während eines Zeltlagers üblich war, dass sich die Gruppen nachts gegenseitig »überfielen« und dann gemeinsam feierten und Spiele machten.
    Die Stimmung war gut, bis plötzlich einer der Jungen mit dem Finger auf Wolfi zeigte und rief: »He, wie kommst du dazu, meinen Anzug anzuziehen?«
    Wolfi spürte, wie er rot wurde. »Das ist meiner«, schwindelte er, aber der andere brüllte: »Du lügst!«
    Er ballte die Fäuste und ging auf Wolfi los. »Zieh ihn sofort aus, du Dieb!«
    Bert packte den Angreifer beim Ärmel. »Nun mal langsam, Simon! Wie kannst du behaupten, dass es dein Anzug ist?«
    Simon zeigte auf einen Stofftiger, der auf dem Knie aufgenäht war. »Da war ein Loch. Deswegen hat meine Mutter den Tiger draufgenäht.«
    Die Jungen brüllten alle durcheinander.
    »Simon hat recht.«
    »Richtig, der Tigeranzug gehört Simon.«
    »Der Anzug hat an der Wäscheleine gehangen.«
    »Wolfgang hat ihn einfach geklaut.«
    Wolfi schaute nach rechts und nach links. Alle starrten ihn feindselig an. Als Wolf hätte er jetzt geknurrt und die Zähne gefletscht. Als Menschenjunge rollte er nur verzweifelt mit den Augen. Warum war Ella nicht da? Warum half sie

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