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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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ist dieser Mühe wert, Ellemir.«
    Mutter fuhr zornig auf: »Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten! Laß uns einfach in Ruhe, das ist alles, was ich von dir verlange.«
    Ihre Blicke kreuzten sich und hielten sich fest. Julians Augen waren so grün wie die meiner Mutter, nur um einige Schattierungen heller und kühler. Sie schien das wortlose Duell zu gewinnen, denn Julian seufzte schließlich fast unhörbar und wandte sich mir zu. Malima trat einen Schritt zurück und zischte drohend, aber meine Mutter befahl ihr mit einem knappen Wink, stehenzubleiben.
    Malima gehorchte widerstrebend, und der Zauberer nahm mich aus ihren Armen. Er trug mich hinüber zur Quelle und setzte sich auf ihren ummauerten Rand. Lange und forschend sah er mich an, und von seiner Schulter herab blickte mit verblüffend ähnlichem Ausdruck ein Paar lackschwarzer runder Vogelaugen auf mich. Ich mußte über diesen Anblick lachen und wollte nach dem hübschen schwarzweißen Raben greifen, aber in diesem Augenblick verlor meine Amme ihre übermäßig strapazierte Geduld und nahm mich mit einem aufgebrachten: »Jetzt hab ich aber genug von dem Getue!« dem Magier aus den knochigen Händen.
    Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich die nun folgende heilige und wichtige Zeremonie meiner Namensgebung selig verschlief, und ich hoffe sehr, daß mir die Göttin deshalb nicht allzusehr zürnt.
    Meine einzige Gesellschaft während der ersten Jahre meines Lebens bildete die stets wechselnde Schar von Mädchen, die Ellemir aufwarteten und sie unterhielten. Es waren immer die hübschesten Jungfern der Burg, die sich um diese Ehre stritten, nur ab und zu befand sich auch eins der anmutigeren Bauernmädchen aus dem Dorf darunter. Sie alle umschwirrten meine Mutter wie bunte Schmetterlinge, wenn auch nicht ganz so schweigsam. Ellemir liebte die Gesellschaft der Mädchen über alles. Mein Vater duldete sie um des häuslichen Friedens willen, aber zu den wenigen Gelegenheiten, da er sich mit seiner Gemahlin beschäftigte statt mit seinen Hunden oder seinen Pferden, wies er die Mädchen jedesmal herrisch aus dem Raum.
    Morak, mein Vater, war ein ungeduldiger Mann. Er war dunkel und nicht sehr groß; untersetzt, aber bärenstark. Sein Temperament war hitzig und launisch, wie das seiner Jagdpferde. Ich begriff nie, was ihn und Ellemir verband, aber sie schien seine Gesellschaft, wenn auch in Maßen, durchaus zu schätzen. Sie sahen sich nicht allzu häufig, und wenn Morak, was selten vorkam, sich einmal mehr Zeit für Ellemir nahm, ermüdete ihre Aufmerksamkeit recht schnell. Meine Mutter war ohnehin leicht von anderen Menschen gelangweilt, in ihrer Unduldsamkeit und Selbstbezogenheit schien sie Morak sehr ähnlich.
    Von mir nahm mein Vater das erste Mal widerwillig Notiz, als ich einigermaßen selbständig laufen konnte. Das einzige, was er äußerte, als ich mich haltsuchend an seine Beine klammerte, war: »Es wird Zeit, daß der Junge unter Männer kommt, raus aus dieser Weiberwirtschaft!« Malima schnaufte empört, aber noch nicht einmal sie wagte dem Burgherren gegenüber Widerspruch. Folgen hatte sein Befehl ohnehin nicht, da er es auch weiterhin nicht der Mühe wert hielt, sich um mich zu kümmern. Also lebte ich weiter zwischen den Gespielinnen meiner Mutter, die mich verhätschelten und liebkosten wie eine lebendige Puppe oder ein Schoßtier.
    Das wäre sicher noch lange so weitergegangen, wenn mich nicht eines schönen Frühlingstages der Forscherdrang gepackt hätte. Unbemerkt entwischte ich Malima und den Mädchen und machte mich auf Entdeckungsreise durch die Burg. Schließlich kam es, wie es kommen mußte, ich hatte mich heillos verirrt. Über und über staubbedeckt, hungrig und zum Weinen müde kauerte ich auf einer der vielen Treppen des Palas, als ein hünenhafter, blonder Mann, schnell um die Ecke biegend, fast über mich stolperte.
    »Hoppla«, sagte er freundlich, fuhr mir entschuldigend durch die Haare und wollte weitergehen. Da fiel sein Blick auf meine tränenverschmierten Wangen. Er hockte sich zu mir und nahm meine Hand.
    »He, Rotschopf, was fehlt dir denn?« Er lächelte mich an, und der Ausdruck seines großen, freundlichen Gesichtes ließ meine Tränen versiegen. Ich lächelte unsicher zurück.
    »Du bist der Sohn des Burgherrn, nicht wahr?« Der blonde Mann setzte sich neben mich auf die kalten Steinstufen und streckte seine langen Beine von sich. Ich nickte eifrig, froh darüber, daß dieser nette Riese mich zu kennen

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