Eloises Hingabe
„Ich will nur noch sie. Ich könnte es nicht ertragen, einer anderen durch meine Peitsche Lust zu bereiten.“
„Ich weiß, mein Freund. Dann solltest du mit ihr reden. Sie muss dein Wesen, deine Begierden kennen und verstehen, sonst wird es nicht funktionieren.“
Victor nickte und sah erneut in den Park hinaus.
Eloise stieg erst aus der Wanne, als das Wasser kalt wurde. Die zweite Tür im Schlafzimmer verbarg ein Ankleidezimmer, das so groß war wie ihr Wohnzimmer in Glasgow. Es hingen ein paar Sachen im Schrank. Eloise wich zuerst davor zurück. Waren das Sachen von anderen Sklavinnen? Dann siegte ihre Neugier, und Eloise entdeckte zwei wundervoll gearbeitete Korsagen, ein schwarzes Abendkleid und die passenden Schuhe. Die Sachen waren nagelneu, und die Schuhe hatten auch keine Kratzer auf den Sohlen. Eigentlich war es noch viel zu früh, aber sie musste sehen, ob ihr dieses Kleid passte. Der weiche Satinstoff schmiegte sich an ihre Haut wie eine Liebkosung. Es war bodenlang, hatte vorn und hinten einen tiefen Ausschnitt, war aber ansonsten schlicht und elegant geschnitten. Es saß wie angegossen, als wäre es für sie gemacht. Eloise schlüpfte in die schwarzen High Heels und stand etwas unsicher vor dem großen Spiegel. Ein dezentes Abend-Make-up war schnell gemacht, und so ging sie fast drei Stunden zu früh die Freitreppe hinunter, um Victor zu suchen.
Sie betrat eine Bibliothek. Eine gesamte Wand bestand nur aus Bücherregalen. Einmal mehr fühlte sie sich in eine andere Welt versetzt, in eine Welt des vergangenen Jahrhunderts. Ein Schreibtisch mit Tatzenfüßen, Tiffanylampen und eine Ledersitzgruppe im Chesterfield-Stil gaben dem Raum ein antiquiertes Ambiente. Durch große Glasflügeltüren konnte man in einen Garten sehen. Eine Tür stand offen und ließ die kühle Luft hinein. Eloise sah in den weitläufigen Park hinaus, hörte ein Pferd wiehern, sah aber keine Menschenseele. Sie wäre gern hinausgegangen, doch mit diesen Schuhen konnte sie unmöglich über den Rasen laufen. Wenn sie Löcher in die Rasenfläche trat, würde der Gärtner oder wer auch immer sie wahrscheinlich töten.
Eloise wollte die Bibliothek gerade verlassen, da entdeckte sie eine Fachwerkkonstruktion, die irgendwie nicht in den Raum passte. Als sie näher trat, sah sie Metallringe an den Balken. Ein Schmunzeln glitt über ihr Gesicht, als sie den Zweck der Konstruktion erkannte.
Sie ging zurück in die Eingangshalle und lauschte. Wenn Victor schon nicht da war, musste sie dringend mit Charles reden. Sie fand ihn in der Küche. Der Raum war in zwei Teile geteilt. Auf der einen Seite befand sich ein quadratischer Holztisch, an dem bestimmt zwölf Personen Platz fanden. Die andere Seite war durch einen Tresen von der eigentlichen Küche getrennt, die äußerst modern war. Es gab allen möglichen technischen Schnickschnack.
Charles lächelte, als sie den Raum betrat. „Ms. Eloise, kann ich Ihnen behilflich sein?“
Eloise setzte sich an den Tresen ihm gegenüber und sah Charles forschend an. „Wie lange kennen Sie Victor schon?“
„Seit seiner Geburt. Ich war bereits bei seinem Vater angestellt.“
„Dann kennen Sie Victor also sehr gut?“
„Das könnte man so sagen, ja. Was möchten Sie wissen, Ms. Eloise? Ich kenne Victors Neigungen. Haben Sie keine Scheu.“
Eloise atmete erleichtert aus. „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Er ist anders, seit wir hier sind, irgendwie angespannt. Victor hat mich gebeten, dass ich mich früher unterwerfe.“ Eloise wurde knallrot, aber sie versuchte, ihre Scham zu ignorieren. „Was geschieht mit einem Sadisten, der seine Neigungen nicht auslebt?“
„Er wird gereizt, aggressiv. Sie sind eine gute und sensible Beobachterin.“
„Wie oft muss er das ausleben?“
Charles schmunzelte. „Sie hätten auch direkt fragen können, ob er letzte Woche, als er in London war, seine Neigungen befriedigt hat.“
„Praktizieren Sie eigentlich noch oder beschränken Sie sich auf ein bösartiges Mundwerk?“
Charles lachte. Er lachte so lange, bis ihm die Tränen über die Wangen liefen und er kaum noch Luft bekam. „Sie sind fantastisch. Ich bin so froh, dass er Sie gefunden hat.“
Eloise verbarg ihr Schmunzeln so gut es ging. Sie hätte schon gern eine klare Aussage zu diesem Thema gehabt. Es hätte ihr nicht gefallen, wenn Victor letzte Woche einer anderen Genuss bereitet hätte, aber schließlich hatte sie ihn auf Distanz gehalten. Victor war ihr zu nichts verpflichtet.
Weitere Kostenlose Bücher