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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Reifen aus Diamanten, Saphiren und Gold liegen. Ketten aus Diamanten und Saphiren sind in ihr Haar geflochten. Im Gegensatz zu den meisten Frauen am Hofe sind auf ihre Lider und Wangenknochen keine Bilder gezeichnet. Elric lächelt. Dies ist Cymoril. Die Soldaten sind ihre persönliche Zeremonienwache und müssen sie der Tradition gemäß in den Thronsaal geleiten. Die Männer ersteigen die Treppe zum Rubinthron. Elric steht langsam auf und hebt die Hände.
    »Cymoril, ich dachte, du wolltest den Hof heute nicht mit deiner Anwesenheit beehren.«
    Sie erwidert sein Lächeln. »Mein Herrscher, ich mußte erkennen, daß mir doch nach Konversation zumute war.«
    Elric ist dankbar. Sie weiß, daß er sich langweilt; sie weiß außerdem, daß sie zu den wenigen Menschen in Melnibone gehört, deren Konversation ihn interessiert. Wäre das Protokoll nicht dagegen, würde er ihr den Thron als Sitzplatz anbieten; so muß sie auf der obersten Stufe zu seinen Füßen Platz nehmen.
    »Bitte setz dich, süße Cymoril.« Er läßt sich wieder auf den Thron sinken und beugt sich vor, während sie Platz nimmt und ihm mit einer Mischung aus Amüsement und Zärtlichkeit in die Augen blickt. Sie spricht leise, während ihre Wache zurücktritt, um sich zu beiden Seiten der Treppe mit Elrics Wache zu vermengen. Nur Elric kann ihre Stimme hören.
    »Möchtest du morgen mit mir in die wilde Region der Insel reiten, mein Lord?«
    »Ich muß mich um etliche Dinge kümmern...« Der Vorschlag interessiert ihn. Es ist Wochen her, seit er zum letztenmal die Stadt verließ und in ihrer Begleitung ausritt, in diskretem Abstand von ihrer Eskorte.
    »Ist es denn dringend?«
    Er zuckt die Achseln. »Was ist schon dringend in Melnibone? Nach zehntausend Jahren lassen sich die meisten Probleme aus einem gewissen Abstand sehen.« Sein Lächeln ist fast schon ein Grinsen, und er erinnert ein wenig an einen Schüler, der sich mit dem Gedanken trägt, den Unterricht zu schwänzen. »Na schön - wir reiten morgen ganz früh, ehe die anderen aufgestanden sind.«
    »Außerhalb von Imrryr gibt es frische, saubere Luft. Die Sonne wird warm scheinen für die Jahreszeit. Der Himmel wird blau und wolkenlos leuchten.«
    Elric lacht. »Das muß dein Zauberwerk sein!«
    Cymoril senkt den Blick und zeichnet mit dem Finger ein Muster auf den Marmor des Thronpodests. »Na ja, vielleicht ein wenig. Ich bin nicht ohne Freunde unter den schwächsten der Weltgeister.«
    Elric streckt den Arm aus und berührt ihr dünnes blondes Haar. »Weiß Yyrkoon davon?«
    »Nein.«
    Prinz Yyrkoon hat es seiner Schwester untersagt, sich in die Zauberei zu mischen. Prinz Yyrkoons Freunde rekrutieren sich aus den undurchsichtigeren Kreisen übernatürlicher Wesen, und er weiß, daß der Umgang mit solchen Geschöpfen gefährlich ist; daraus zieht er den Schluß, daß alle Zauberdinge ein ähnliches Gefahrenelement enthalten. Abgesehen davon ist ihm der Gedanke verhaßt, daß auch andere über Kräfte verfügen, die er beherrscht. Vielleicht ist es dieses Detail, das er in Elric am meisten haßt.
    »Wollen wir hoffen, daß morgen ganz Melnibone schönes Wetter braucht«, sagte Elric. Cymoril starrt ihn verwundert an. Sie ist trotz allem eine Melniboneerin und gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß ihre Zauberei gewissen Leuten unwillkommen sein könnte. Sie zuckt die lieblichen Achseln und berührt mit sanftem Druck die Finger ihres Lords.
    »Dieses ›Schuldgefühl‹«, sagt sie. »Diese Suche nach dem Gewissen. Was das soll, übersteigt die Fähigkeiten meines schlichten Verstandes.«
    »Und die des meinen, das muß ich zugeben. Sie scheint keine praktische Funktion zu haben. Dennoch hat mehr als einer unserer Vorfahren eine Veränderung in der Natur unserer Erde vorausgesagt. Eine spirituelle wie auch eine physische Veränderung. Vielleicht habe ich Vorahnungen von diesem Wandel, wenn ich meinen seltsamen unmelniboneischen Gedanken nachhänge?«
    Die Musik wird lauter. Die Musik wird wieder leiser. Die Höflinge tanzen weiter, obgleich mancher Blick auf Elric und Cymoril ruht, die sich oben auf dem Podest unterhalten. Mutmaßungen werden laut. Wann wird Elric Cymoril als seine künftige Herrscherin vorstellen? Wird Elric einen Brauch wieder einführen, auf den Sadric verzichtete -zwölf Bräute und ihre Ehemänner den Lords des Chaos zu opfern, um dem Herrscher von Melnibone eine gute Ehe zu sichern? Es lag auf der Hand, daß Sadrics Mißachtung dieses Brauchs ihm Kummer und seiner

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