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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Frau den Tod gebracht hatte; daß hier die Ursache für seinen kränklichen Sohn und für den gefährdeten Fortbestand der Monarchie lag. Elric mußte diesen Brauch wieder aufleben lassen. Selbst Elric mußte Angst haben vor einer Wiederholung des schlimmen Schicksals, das seinen Vater heimsuchte. Manche Leute aber sind der Ansicht, daß Elric grundsätzlich keine Rücksicht auf Traditionen nimmt, daß er damit nicht nur sein eigenes Leben bedroht, sondern auch die Existenz Melnibones selbst und all dessen, was sich dahinter verbirgt. Die Leute, die solche Ansichten äußern, stehen meistens auf gutem Fuß mit Prinz Yyrkoon, der in diesen Sekunden weitertanzt und anscheinend von den Gesprächen nichts mitbekommt, der überhaupt nicht zu bemerken scheint, daß sich seine Schwester leise mit dem Cousin auf dem Rubinthron unterhält, mit dem Cousin, der nun auf die Kante des Sitzes gerutscht ist, seine Würde vergessend, der nichts von dem wilden und herablassenden Stolz zur Schau stellt, der bisher praktisch jeden melniboneischen Herrscher ausgezeichnet hat; der da angeregt plaudert und offenbar völlig vergessen hat, daß der Hof ja eigentlich tanzt, um ihn zu unterhalten.
    Plötzlich erstarrt Prinz Yyrkoon mitten in einer Drehung, hebt die dunklen Augen und blickt zu seinem Herrscher empor. Diese wohlberechnete dramatische Bewegung wird in einer Ecke des Saals von Dyvim Tvar wahrgenommen, und der Lord der Drachenhöhlen runzelt die Stirn. Seine Hand fällt auf die Stelle, wo sich normalerweise das Schwert befindet, doch bei einem Hofball werden keine Waffen getragen. Dyvim Tvar blickt gespannt auf Prinz Yyrkoon, während der großgewachsene Edelmann die Stufen zum Rubinthron zu ersteigen beginnt. Zahlreiche Blicke folgen dem Cousin des Herrschers, das Tanzen hat fast aufgehört, obgleich die Musik nun noch hektischer wird, als die Herren der Musiksklaven ihre Zöglinge noch mehr antreiben.
    Elric blickt auf und sieht Yyrkoon eine Stufe unter der stehen, auf der Cymoril sitzt. Yyrkoon macht eine Verbeugung, die auf versteckte Weise beleidigend ist.
    »Ich präsentiere mich meinem Herrscher«, sagt er.

2
    EIN HOCHMÜTIGER PRINZ: ER KONFRONTIERT SEINEN COUSIN
    »Und wie gefällt dir der Ball, Cousin?« fragte Elric, durchaus wissend, daß Yyrkoons melodramatischer Auftritt ihn aus dem Gleichgewicht bringen und nach Möglichkeit beschämen sollte. »Entspricht die Musik deinem Geschmack?«
    Yyrkoon senkte den Blick und setzte ein verstohlenes Lächeln auf. »Alles entspricht meinem Geschmack, o Herr. Aber was ist mit dir? Mißfällt dir etwas? Du tanzt nicht.«
    Elric hob einen bleichen Finger ans Kinn und starrte auf Yyrkoons verschleierte Augen. »Mir gefällt das Tanzen durchaus, Cousin. Gewiß ist es doch möglich, an der Freude anderer teilzuhaben.«
    Yyrkoon schien ehrlich überrascht zu sein. Er riß die Augen auf und sah Elric voll an. Elric spürte einen gelinden Schock, wandte den Blick ab und deutete mit gemessener Gebärde auf die Musikgalerie. »Vielleicht bereitet mir aber auch der Schmerz anderer Menschen Vergnügen. Hab' keine Angst um mich, Cousin. Ich bin zufrieden. Ich bin zufrieden. Du darfst weitertanzen in dem beruhigenden Bewußtsein, daß dein Herrscher sich an dem Ball erfreut.«
    Doch Yyrkoon ließ sich nicht von seinem Ziel abbringen. »Damit seine Untertanen nicht betrübt und beunruhigt von dannen ziehen, betrübt und beunruhigt durch die Sorge, ihren Herrscher nicht erfreut zu haben, sollte der Herrscher seine Freude auch demonstrieren...«
    »Ich möchte dich erinnern, Cousin«, sagte Elric leise, »daß der Herrscher seinen Untertanen gegenüber keinerlei Pflichten hat - außer der, sie zu beherrschen. Die Untertanen sind ihm unterworfen. So fordert es die Tradition Melnibones.«
    Yyrkoon hatte nicht damit gerechnet, daß Elric solche Argumente auffahren würde, doch er trug sofort den nächsten Angriff vor.
    »Ich stimme dir zu, mein Lord. Es ist die Pflicht des Herrschers, seine Untertanen zu regieren. Vielleicht ist das der Grund, warum so viele ihrerseits den Ball nicht so genießen, wie es möglich wäre.«
    »Ich vermag dir nicht zu folgen, Cousin.«
    Cymoril war aufgestanden und stand mit geballten Fäusten eine Stufe über ihrem Bruder. Sie wirkte angespannt, besorgt, der spöttische Ton ihres Bruders, sein verächtliches Gehabe gefielen ihr nicht.
    »Yyrkoon...«, sagte sie.
    Er nahm von ihr Notiz. »Schwester, wie ich sehe, teilst du den Widerwillen des Herrschers vor dem

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