Elric von Melnibone
ich mir vielleicht, ob ich nicht zu seinen Gunsten abdanken soll. Wenn nicht, ist damit ein für allemal bewiesen, daß all seine Bemühungen fehl am Platze waren.«
»Elric«, sagte Cymoril. »Ich liebe dich. Aber du wärst ein Dummkopf - ein Verbrecher -, wenn du Yyrkoon noch einmal trautest.«
»Nein«, sagte er ruhig. »Ich bin kein Dummkopf. Ich bin nur Elric. Daran kann ich nichts ändern, Cymoril.«
»Und Elric liebe ich!« rief sie. »Aber Melnibone ist zum Untergang verurteilt. Wir alle sind zum Untergang verurteilt, wenn du nicht hierbleibst.«
»Das kann ich nicht. Weil ich dich liebe, Cymoril, kann ich es nicht.«
Sie stand auf. Sie weinte. Sie war verloren.
»Und ich bin Cymoril«, sagte sie. »Du wirst uns beide vernichten.« Ihre Stimme verlor den scharfen Klang, und sie fuhr ihm über das Haar. »Du wirst uns vernichten, Elric.«
»Nein«, sagte er. »Ich werde etwas Besseres schaffen. Ich werde viele Dinge entdecken. Wenn ich zurückkehre, werden wir heiraten und lange leben und glücklich sein, Cymoril.«
Und damit hatte Elric dreimal gelogen. Die erste Lüge betraf seinen Cousin Yyrkoon. Die zweite das Schwarze Schwert. Die dritte betraf Cymoril. Und auf diesen drei Lügen sollte sich Elrics weiteres Schicksal aufbauen, denn nur in Dingen, die uns zutiefst berühren, lügen wir klar und mit absoluter Überzeugung.
Epilog
Der Hafen Menii war einer der bescheidensten und freundlichsten der Purpurnen Städte. Wie bei den meisten anderen Siedlungen auf der Insel waren die Häuser im wesentlichen aus den purpurnen Steinen errichtet, die den Städten ihren Namen gaben. Und auf den Häusern schimmerten rote Dächer, und im Hafen lagen Boote aller Arten mit bunten Segeln, als Elric und Rackhir der Rote Bogenschütze an Land gingen. Es war früher Morgen, und erst wenige Seeleute machten sich auf den Weg zu ihren Booten.
König Straashas prachtvolles Schiff lag ein Stück außerhalb der Hafenmole. Die beiden Männer waren mit einem Beiboot zur Stadt gefahren. Jetzt wandten sie sich um und blickten zum Schiff zurück. Sie waren allein darauf gefahren, ohne Mannschaft, und das Schiff hatte sich gut gehalten.
»So, jetzt muß ich meinen Frieden suchen und das mythische Tanelorn«, sagte Rackhir mit einer gewissen Selbstironie. Er reckte sich und gähnte, und Bogen und Köcher tanzten auf seinem Rücken.
Elric trug ein schlichtes Gewand, wie es zu jedem Glücksritter der Jungen Königreiche gepaßt hätte. Er wirkte ausgeruht. Lächelnd blickte er zur Sonne empor. Das einzige Bemerkenswerte an seiner Erscheinung war das große schwarze Runenschwert an seiner Hüfte. Seit er das Schwert trug, hatte er keine stärkenden Drogen mehr einnehmen müssen.
»Und ich muß Erkenntnisse suchen in den Ländern, die auf meiner Karte eingezeichnet sind«, sagte Elric. »Ich muß lernen und das Gelernte nach einem Jahr nach Melnibone bringen. Ich wünschte, Cymoril hätte mich begleitet, verstehe ihr Widerstreben aber durchaus.«
»Du kehrst zurück?« fragte Rackhir. »Wenn ein Jahr um ist?«
»Sie wird mich zurücklocken!« sagte Elric lachend. »Ich fürchte nur, daß ich schwach werde und umkehre, ehe getan ist, was ich mir vorgenommen habe.«
»Ich würde dich gern begleiten«, sagte Rackhir, »denn ich habe die meisten Länder bereist und wäre dir ein so guter Führer wie in der Unterwelt. Aber ich habe mir geschworen, Tanelorn zu finden, obwohl ich nicht einmal sicher bin, ob es überhaupt existiert.«
»Ich hoffe, daß du es findest, Kriegerpriester aus Phum«, sagte Elric.
»Das werde ich nie wieder sein«, sagte Rackhir. Plötzlich weiteten sich seine Augen. »Da, schau nur - dein Schiff!«
Elric drehte sich um und erblickte das Schiff, das einmal das Schiffdas-Über-Landund-Meer-Fährt geheißen hatte, und sah, daß es langsam sank. König Straasha nahm es wieder an sich.
»Wenigstens sind die Elementargeister meine Freunde«, sagte er. »Aber ich fürchte, ihre Macht läßt in demselben Maße nach wie die Macht Melnibones. Die Menschen der Jungen Königreiche halten uns zwar für böse, aber wir haben tatsächlich viel gemein mit den Geistern von Luft, Erde, Feuer und Wasser.«
Als die Masten des Schiffes in den Wellen versanken, sagte Rackhir: »Ich beneide dich um diese Freunde, Elric. Du kannst ihnen vertrauen.«
»Ja.«
Rackhir blickte auf das Runenschwert an Elrics Hüfte. »Aber du wärst gut beraten, nichts und niemandem sonst zu trauen«, fügte er hinzu.
Elric lachte. »Mach dir
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