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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sich, bis der Stoff seinen Körper einhüllte.
    Cymoril eilte auf ihn zu. »Yyrkoon, bitte nicht.« Er wies sie mit einem Achselzucken ab.
    Mit steifen Schritten ging Yyrkoon auf den Rubinthron zu. Es war klar, daß er sich darauf setzen und damit einen der schlimmsten Verstöße begehen wollte, die nach den Bräuchen Melnibones überhaupt denkbar waren. Cymoril überbrückte die kurze Entfernung zu ihm und ergriff seinen Arm.
    Yyrkoons Gelächter schwoll noch mehr an. »Das Volk will Yyrkoon auf dem Rubinthron sehen!« sagte er zu seiner Schwester. Ihr stockte der Atem. Entsetzt blickte sie zu Dyvim Tvar, der zornig das Gesicht verzogen hatte.
    Dyvim Tvar gab den Wächtern ein Zeichen, und plötzlich standen zwei Reihen bewaffneter Männer zwischen Yyrkoon und dem Thron.
    Yyrkoon starrte den Lord der Drachenhöhlen düster an. »Du solltest dir wünschen, mit deinem Herrn unterzugehen!« fauchte er.
    »Die Ehrenwache wird dich aus dem Saal geleiten«, sagte Dyvim Tvar tonlos. »Deine Konversation, Prinz Yyrkoon, hat uns heute abend sehr unterhalten.«
    Yyrkoon zögerte, blickte in die Runde und entspannte sich. Dann zuckte er die Achseln. »Es ist noch Zeit. Wenn Elric nicht abdanken will, muß er eben abgesetzt werden.«
    Cymorils schlanke Gestalt rührte sich nicht; sie war starr vor Zorn, ihre Augen flammten. Sie sagte zu ihrem Bruder:
    »Wenn du Elric etwas antust, erschlage ich dich, Yyrkoon.«
    Er hob die geschwungenen Augenbrauen und lächelte. In diesem Augenblick haßte er seine Schwester womöglich noch mehr als den Cousin. »Deine Loyalität gegenüber dieser Kreatur besiegelt deinen Untergang, Cymoril. Mir wäre lieber, du stürbest, als daß du seinen Nachkommen gebierst. Ich lasse es nicht zu, daß das Blut unseres Hauses durch das seine verdünnt oder verseucht, ja auch nur berührt wird. Nimm du dich lieber selbst in acht, Schwester, ehe du mein Leben bedrohst.«
    Mit diesen Worten stürmte er die Stufen hinab, sich durch die Gruppe jener drängend, die herbeigeeilt waren, um ihn zu beglückwünschen. Er wußte, daß er diese Auseinandersetzung verloren hatte, und das Murmeln seiner Anhänger reizte ihn nur noch mehr.
    Die Riesentüren des Saals schlugen hallend zusammen und schlössen sich. Yyrkoon war gegangen.
    Dyvim Tvar hob beide Arme. »Tanzt weiter, Höflinge. Erfreut euch an den Dingen, die der Saal bereithält. Daran hätte der Herrscher die größte Freude.«
    Aber es ließ sich erkennen, daß man an diesem Abend kaum noch tanzen würde. Die Höflinge debattierten bereits erregt über die Ereignisse und waren nicht mehr ansprechbar.
    Dyvim Tvar wandte sich an Cymoril. »Elric will die Gefahr einfach nicht begreifen, Prinzessin Cymoril. Yyrkoons Ehrgeiz könnte uns alle in die Katastrophe stürzen.«
    »Auch Yyrkoon selbst«, sagte Cymoril seufzend.
    »Aye, auch Yyrkoon selbst. Aber wie können wir das verhindern, Cymoril, wenn Elric nicht die Verhaftung deines Bruders anordnet?«
    »Er glaubt, daß man Männern wie Yyrkoon gestatten sollte, zu sagen, was ihnen gefällt. Das gehört eben zu seiner Philosophie. Ich vermag sie kaum zu verstehen, doch scheint sie zu seiner ganzen Lebensauffassung zu gehören. Vernichtet er Yyrkoon, vernichtet er damit die Grundlage, auf der seine Logik aufgebaut ist. Jedenfalls hat er es mir so zu erklären versucht, Drachenherr.«
    Dyvim Tvar seufzte und runzelte die Stirn. Während er Elric nicht verstand, hatte er doch manchmal das beängstigende Gefühl, für Yyrkoons Standpunkt Verständnis aufbringen zu können. Wenigstens waren Yyrkoons Motive und Argumente einigermaßen klar. Andererseits kannte er Elrics Charakter zu gut, um anzunehmen, daß sein Handeln von Schwäche oder Erschöpfung bestimmt war. Der Widerspruch lag darin, daß Elric Yyrkoons Verrat duldete, weil er stark war, weil er die Macht hatte, Yyrkoon zu vernichten, wann immer es ihm beliebte. Yyrkoons Charakter war seinerseits so beschaffen, daß er diese Macht Elrics ständig auf die Probe stellen mußte, wußte er doch instinktiv, daß er gewonnen hatte, sollte Elric jemals schwach werden und seinen Tod befehlen. Es war eine komplizierte Situation, und Dyvim Tvar wünschte sich sehnlich, nichts damit zu tun zu haben. Seine Loyalität gegenüber dem Königshaus von Melnibone aber war groß, und seine persönliche Treue gegenüber Elric noch größer. Er spielte mit dem Gedanken, Yyrkoon insgeheim ermorden zu lassen, doch er wußte auch, daß ein solcher Plan mit ziemlicher Sicherheit nicht

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