Elton John - Bego, M: Elton John
aber ist „Idol“, ein Song über einen Helden aus den Fünfzigern, der sich in einem selbst fabrizierten Alptraum verfangen hat. Er wird von Elton gesungen und gespielt, als wäre er ein Jazzmusiker in einem verrauchten Club in Greenwich Village. Wenn Elton davon singt, wie sehr er die Art und Weise liebte, in der das „Idol“ früher sang, wird klar, dass dieses Lied seine und Bernies Ehrenbezeigung an Elvis war.
Elton schien auf das traurige Ende, das die Piaf genommen hatte und Presley bald schon nehmen sollte, hinzudeuten, um damit auszudrücken, dass er selbst mit einem ähnlichen Schicksal rechnete. Sowohl die Piaf als auch Presley hatten sich in ihrer Karriere verloren, massiv Drogen, Alkohol und Tabletten konsumiert und waren zu einem frühen Tod verdammt. Ungeachtet seines fehlgeschlagenen Selbstmordversuchs ein Jahr zuvor wollte Elton nicht ebenso enden, sich nicht von seiner Karriere verzehren lassen.
„Between Seventeen And Twenty“ klingt wie ein Überbleibsel aus dem Captain Fantastic- Album, und die beiden Instrumentalstücke – „Your Starter For“ und „Theme From A Non-Existent TV Series“ – sind reine Platzverschwendung. Das Album hätte viel gewonnen, hätte Elton stattdessen „Don’t Go Breaking My Heart“ auf die Platte gepackt. Blue Moves endet schließlich mit Eltons erstem Ausflug ins Disco-Genre, mit „Bite Your Lip (Get Up And Dance)“, einem Song, der zwar ganz ordentlich Stimmung macht, sich aber niemals zu der Art ansteckender Dance-Nummer entwickelte, als die er gedacht war.
Um das Ensemblegefühl des Ganzen zu verstärken, hatten sie zu Blue Moves mehrere Gastsänger und Spitzenmusiker dazugeholt. Neben Crosby & Nash beim Piaf-Lied und bei „The Wide Eyed And Laughing“ sind die Stimmen von Bruce Johnston von den Beach Boys und von Toni Tennille in dem lamentierenden „Someone’s Final Song“ sowie in „Chameleon“ zu hören.
Die Kritiken zu Blue Moves reichten von Verrissen bis zu Lobeshymnen. Der Rolling Stone hasste das Album. Sein Kritiker Ariel Swartley schrieb: „ Blue Moves ist eines der hoffnungslos großspurigsten Alben, die ich kenne, ein auf zwei Schallplatten gepresster Katalog musikalischer Exzesse.“ (47)
Mick Brown von Sounds hielt hingegen den „Daumen hoch“: „Ich hatte noch keine Note von Blue Moves gehört, da ahnte ich schon, dass dieses Album sein großer Wurf werden würde.“ Blue Moves sei „in manchen Punkten eine Enttäuschung, in anderen aber ein Triumph“. (48)
Angetan von dem Album war auch Bud Scoppa, der in Phonograph Records meinte: „Elton hat mir und meinen Freunden einen großen Gefallen getan. Indem er sich die besten Leute holte (wie den String-Arrangeur Paul Buckmaster, Reverend James Cleveland, Toni & Daryl, Crosby/Nash und seine eigene, handverlesene Combo), Bernie Taupin dazu brachte, ein paar überzeugende, direkte Liedtexte in Ich-Form zu schreiben, und selbst wie nie zuvor aus der Seele sang, hat Elton uns ein mehr als üppiges Quantum eines ebenso häufig atemraubenden wie bewegenden Rock’n’Roll geschenkt, zu dem wir mitsingen und unsere Ponys reiten können.“ (49)
Und in ZigZag outete sich John Tobler als Fan der Platte: „ Blue Moves ist ein absolutes Muss. Wie Sie zweifelsohne wissen, ist dies Eltons erstes Album für Rocket. Es musste einfach gut werden, nicht zuletzt, weil sein Pflichtstück für DJM, Here And There, im Vergleich zu seiner bisher praktisch über jede Kritik erhabenen Arbeit ziemlich lahm war. Die beste Platte, die ich in diesem Jahr gehört habe.“ (50)
Das Erscheinen von Blue Moves markierte für Elton das Ende einer Ära. Es war das letzte seiner klassischen Alben. In den USA und Großbritannien stieg es bis auf Platz 3 der Charts. Auf die Spitzenposition drang es aber nirgendwo vor, und da es auch kein beschwingtes, leichtes Material für eine hitverdächtige Singleauskoppelung enthielt, verkaufte es sich nicht so gut wie seine Vorgänger.
Nach dem letzten Konzert seiner Sommertour durch die USA 1976 gab Elton zu: „Es war ein eigenartiger Abend, ein, wie ich sagen muss, ziemlich trauriger Anlass. Das ging so weit, dass ich, als ich ,Yellow Brick Road‘ sang, dachte: ,Das muss ich jetzt nicht mehr singen‘ – und dass mich das glücklich machte. Yeah, gut möglich, dass das mein letzter Gig überhaupt war. Wer will schon ein 45 Jahre alter Entertainer in Las Vegas werden wie Elvis?“ (51) Eine eigenartig ironische Aussage von jemandem, der mit 60 als Musiker in
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