Elton John - Bego, M: Elton John
würde. In England hat es mir überhaupt nicht geschadet. Im Gegenteil, es hat mir geholfen. ,Drüben‘, in Amerika, dem ,Land der Freiheit‘, hat es mir dagegen sehr geschadet.“ (5)
Elton gab 1977 nur acht Konzerte, samt und sonders Benefizveranstaltungen, sechs davon im Mai 1977 im Londoner Nachtclub The Rainbow. Elton trat allein am Piano auf, unterstützt nur von Ray Cooper am Schlagzeug. Den sicherlich überraschendsten Gig gab er am 17. Juni. Die Band, die an diesem Abend für den Abschiedsball in der Shoreditch College Chapel in Egham in Südlondon gebucht war, hatte den Auftritt in letzter Minute abgesagt. Irgendjemand rief daraufhin den in der Nachbarschaft wohnenden Elton an, und er kam vorbei, gab den Ersatzentertainer und spielte sechs Songs. Seinen letzten Auftritt des Jahres gab er am 3. November bei einer Sportbenefizveranstaltung zugunsten des Royal Variety Club und einer Organisation namens The Goaldiggers, die es Behinderten ermöglichte, Fußball zu spielen.
Der „Sport“ war Eltons neues Betätigungsfeld, und er hatte vor, die Sache mit aller Leidenschaft zu betreiben. „Der FC Watford wird nächstes Jahr einen guten Teil meiner Zeit in Anspruch nehmen“, erklärte er zur Zeit seines „Rücktritts“ vom Touren, „schließlich habe ich auf diesem Gebiet noch viel zu lernen. Es macht mir richtig Spaß, und deshalb will ich es mal ausprobieren. Natürlich werde ich die Auftritte ein bisschen vermissen, aber in den letzten sechs Jahren hat mir ein häusliches Leben gefehlt.“ (6)
Eher belustigend war der Umstand, dass Elton von seinem Engagement für den Fußball so sprach, als wollte er seine Rolle beim FC Watford dazu benutzen, „maskuliner“ und „härter“ zu erscheinen. Doch zum Spiel seines Clubs gegen Rochdale tauchte er in einem karierten Anzug mit Borten in Grellorange und einer Brille mit pinkfarbenem Gestell auf, ein Aufzug, in dem er eher wie ein schwuler Clown aussah und nicht wie ein Fußballfan.
So eine Gelegenheit ließen sich die Zuschauer bei den Watford-Spielen natürlich nicht entgehen – insbesondere nicht die Anhänger der gegnerischen Teams. Zur Melodie von „Glory, Glory, Hallelujah“ intonierten sie „Elton John’s a Homosexual“ oder riefen Elton „Schwuchtel“ und „Schwuler“ zu. Elton, in eines seiner extravaganten, knallbunten Outfits gewandet, tat sein Bestes, die höhnischen Attacken zu ignorieren.
Um den immens reichen Superstar Elton John wie „einen der Jungs“ rüberzubringen, posierte er mit den Kickern für Pressefotos in der Kabine. In einem Elton-Fanmagazin aus der Zeit sieht man einen nackten Elton in einer Badewanne der Umkleidekabine des FC Watford liegen. Auf anderen Bildern ziehen die nur in Handtücher gehüllten Spieler Billy Jennings, Duncan Welbourne, Pat Morrisey und Dave Buller den Rocket Man aus der Wanne. Auf einem Bild liegt er im Teamdress auf dem Rasen, mit dem Gesicht nach unten, darunter ist eine absurd große Brille zu erkennen. Die Zeitschrift People zeigte einen angezogenen Elton, der auf die mit nackten Fußballern gefüllten Badewannen blickt, und darunter war zu lesen: „Abgesehen von den primitiven Umkleidekabinen hat der Clubbesitzer John ein Vermögen in die Watford Hornets investiert und hofft, sie innerhalb eines Jahrzehnts zu britischen Meistern zu machen.“ (7) Statt wie ein seriöser Clubpräsident wirkte er wie ein schwuler Kerl, der aus dem Häuschen war, weil er von einem Haufen nur mit einem Handtuch bekleideter Fußballer umringt wurde.
Eine von Eltons ersten geschäftlichen Maßnahmen war die Verpflichtung von Graham Taylor als Teammanager des FC Watford. Bodenständig und drei Jahre älter als Elton, konnte Taylor mit der Extravaganz des Sängers gut umgehen – eine wichtige Voraussetzung, um einen guten Job zu machen. Außerdem wusste er, wie man einen Fußballverein führt und war damit die perfekte Besetzung für diesen Posten.
Wie auch immer nun Eltons sexuelle Orientierung aussah, das Watford-Team hatte mit massiven finanziellen Problemen zu kämpfen und konnte das Geld und die öffentliche Aufmerksamkeit, die ein Star wie Elton John dem Verein versprach, sehr gut gebrauchen. Und so wurde er im Juni 1977 offiziell zum Präsidenten des FC Watford gewählt. Für Elton war es wie die Erfüllung eines lebenslangen Traumes. Als Junge hatte Reggie Dwight den Club angefeuert, und jetzt war er sein Präsident. Nicht schlecht für einen streberhaften Sportmuffel, der sich die Haare
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