Elton John - Bego, M: Elton John
Lech Walesa. Vor dem Konzert verbrachte Elton über eine Stunde in Walesas Wohnung, während sich vor dem Gebäude die Pressefotografen in der Hoffnung drängten, ein Bild von dem Friedensadvokaten und dem Rocket Man zu bekommen. Worüber sich Elton John und der polnische Gewerkschaftsführer so lange in dessen Wohnzimmer unterhalten haben? Ganz einfach: über Fußball!
Elton zufolge ist Lech Walesa ein Fußballfanatiker. „Ich stattete ihm in Danzig einen Besuch ab, und wir redeten eineinhalb Stunden über nichts anderes als Fußball. Er war großartig. Er kam zu meinem Auftritt an diesem Abend. Und als ich ihn fragte, warum er sich mit mir hatte treffen wollen, antwortete er: ,Weil das der einzige Weg für mich ist, in die Medien zu kommen.‘“ (31)
Breaking Hearts , Eltons fünfundzwanzigstes Album, kam im Juni 1984 in den USA und im darauffolgenden Monat in Europa auf den Markt. Die Platte, die Elton wieder mit seiner alten Band – Davey Johnstone, Dee Murray und Nigel Olsson – aufgenommen hatte, war ein weiterer Versuch, die klassische Elton-Magie aus der Zeit Mitte der Siebziger wiederauferstehen zu lassen. Das von Chris Thomas produzierte Album, dessen Texte ausnahmslos aus der Feder von Bernie Taupin stammten, muss zwar als unausgewogen bezeichnet werden, enthielt aber auch Eltons nächstes Quartett an Single-Hits.
In Australien stürmte die Platte auf Platz 1 der Album-Charts, in Großbritannien auf Platz 2. In Deutschland kam sie auf Platz 5 und in den USA auf Rang 20. In Großbritannien und in den USA wurde Breaking Hearts mit Gold ausgezeichnet.
Auch auf dieser Platte probierte Elton eine Vielzahl von Musikstilen aus. Eines der überzeugendsten Stücke ist „Breaking Hearts (Ain’t What It Used To Be)“, eine wunderschöne, zu Herzen gehende Ballade über die Reue – ein Lied von der Sorte, mit der Peggy Lee oder Perry Como in den Fünfzigern einen Dauerbrenner gelandet hätten.
Am nachhaltigsten in Erinnerung blieb aber Breaking Hearts mit dem darauf enthaltenen internationalen Top Ten-Hit „Sad Songs (Say So Much)“ und den Chartplatzierungen 4 in Australien und Kanada, 5 in Amerika, 7 in England und 22 in Deutschland. Der Anti-Apartheid-Song „Passengers“ kam auf Platz 5 in Großbritannien und auf Platz 9 in Australien, „Who Wears These Shoes“ auf Platz 16 in den USA und Platz 50 in Großbritannien, „In Neon“ schaffte es in den USA auf Platz 38, und in Großbritannien kletterte der Titelsong „Breaking Hearts (Ain’t What They Used To Be)“ immerhin noch auf Rang 59.
In Amerika erzielte Elton seine besten Platzierungen in den Adult Contemporary-Charts des Billboard -Magazins, das „Sad Songs“ auf Platz 2 und „In Neon“ und „Who Wears These Shoes“ jeweils auf Platz 11 listete.
Dass der Song „Breaking Hearts (Ain’t What It Used To Be)“ am 14. Februar 1985 pünktlich zum ersten Jahrestag von Eltons Hochzeit mit Renate als Single veröffentlicht wurde, ging weitgehend unter. Offenbar interessierten sich Eltons Fans, wenn das überhaupt möglich war, noch weniger für seine Ehe als er selbst.
Die Pressekritiken zu Breaking Hearts fielen bestenfalls lauwarm aus. Peter Puterbaugh schrieb im Rolling Stone: „Beim ersten Anhören klingt Elton Johns neueste Single ,Sad Songs (Say So Much)‘ wie ein klassischer Oldie but Goldie, der sich mit der alliterativen Eingängigkeit eines aalglatten Werbespot-Jingles schnell im Unterbewusstsein festsetzt.“ (32)
Mary Ann Cassata meinte in ihrem Elton John Scrap Book : „Musikalisch leidet Breaking Hearts darunter, das erste in einer ganzen Reihe von Elton-Alben zu sein, die in den achtziger und neunziger Jahren veröffentlicht wurden, auf denen sich der Schwerpunkt weg vom wichtigsten Einzelelement verlagerte, soll heißen von seinem Klavierspiel.“ (33)
Gary Clarke betrachtete sich weiterhin als guter Freund von Renate und hielt telefonisch Kontakt mit ihr. „Elton und ich schauen stundenlang zusammen Videofilme an“, erzählte sie ihm bei einem dieser Gespräche. „Er kauft die Dinger haufenweise, und ich habe ihm versprochen, sie zu katalogisieren. Ich dachte ja, ich sei verrückt nach Schokolade, aber Elton ist mindestens genauso schlimm. Wenn wir Filme anschauen, vertilgen wir ganze Berge von Schokolade.“ (34)
Genau von diesem Bild ließ sich Bernie Taupin zu „Candy By The Pound“ inspirieren, einem seiner Songs für das kommende Ice On Fire- Album, in dem der Zuhörer von Elton vor allem eins
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