Elton John - Bego, M: Elton John

und sein Boss tragen sogar zueinander passende Ohrringe, jeder davon mit zwei Diamantsolitären bestückt.“ (24)
    Es war die Rock’n’Roll-Hochzeit des Jahres. Die Braut war in weiße Spitze gekleidet und hatte einen Kranz aus Schleierkraut im Haar. Der Bräutigam trug die Farben Lavendel, Schwarz und Malve, eine Orchidee am Revers seines weißen Fracks und auf dem Kopf einen Boater - Strohhut im Stil der zwanziger Jahre. Für ihn war die Veranstaltung nichts weiter als eine Show, und von denen, die das Ereignis live miterlebten, hatten die meisten eher das Gefühl, einem PR-Gag als einer realen Hochzeit beizuwohnen.
    Neben Elton, der auf den bei der Feier gemachten Fotos mit der Kamera um die Wette lächelt, wirkte Renate, als wäre sie ein an Land gespülter Fisch. Geladen zu der Feier waren unter anderem Olivia Newton-John, Bernie Taupin, Molly Meldrum und die Drag Queen Barry Humphries, dessen weibliches Alter Ego auf den Namen Dame Edna Everage hört. Zum „Best Man“ des Bräutigams hatte Elton seinen Ex-Lover John Reid auserkoren. Am Treffendsten auf den Punkt brachte es Molly Meldrum, der zu Gary meinte: „Das alles ist nur noch bizarr.“ (25)
    Gary hatte keine offizielle Einladung zu der Zeremonie in der St. Marks Church in Darling Point erhalten, und er ging auch nicht hin. Dazu war er viel zu geschockt und verletzt. Fühlte er sich als Freund von Elton und als sein Geliebter nicht verkauft und verraten? Nach allem, was gewesen war, hatte Elton ausgerechnet ihn noch das Brautkleid für Renate besorgen lassen, es aber dann nicht einmal für nötig befunden, ihn zur Hochzeit einzuladen.
    Gary zog es vor, auf seinem Zimmer im Hotel zu bleiben, ein Bad zu nehmen und zu hoffen, den Schmerz wenigstens eine Weile vergessen zu können. Er räkelte sich gerade wohlig in der Wanne, als plötzlich die Tür zu seinem Hotelzimmer geöffnet wurde. Eine Sekunde später platzte Molly ins Badezimmer. Offenbar hatte er befürchtet, Gary würde sich etwas antun. Molly auf dem Fuß folgte Renate, noch im Brautkleid und mit dem Hochzeitsstrauß in der Hand. Sie legte die Blumen auf den Fernseher in Garys Zimmer und sagte zu ihm, die seien für ihn. Bis Elton Garys Abwesenheit bei dem abendlichen Empfang im Hotel auffiel, war es bereits 22.30 Uhr; sofort rief er ihn an und beschwor ihn, in den Ballsaal des Hotels zu kommen.
    Gary kam gerade noch rechtzeitig in den Saal, um Elton eine Rede halten zu hören, in der er auch das Glückwunschtelegramm verlas, das Michael Jackson ihm geschickt hatte. In einer Nachahmung von Jacksons eigenartiger Mickey Maus-Stimme las Elton vor: „Ich musste mir die Haare abfackeln, um auf die Titelseiten zu kommen, aber bei dir reicht es, wenn du heiratest!“ (26)
    Die meisten Lacher aber kassierte ein Glückwunschtelegramm von Billy Gaff, der in Anspielung auf Eltons Song „I’m Still Standing“ geschrieben hatte: „Du magst ja vielleicht noch stehen, wir anderen liegen aber alle am Boden!“ (27)
    Um Mitternacht ließ Elton verlauten, dass er und die Braut sich nun in ihre Honeymoon-Suite begeben würden – das war seine Art, alle Gäste hinauszukomplimentieren. Tatsächlich aber wurden ein paar wenige Ausgewählte, darunter auch Gary, noch zu einer Party in Eltons Suite eingeladen. Die meisten Ehemänner hätten diese Nacht wohl in intimer Zweisamkeit mit ihrer frischgebackenen Frau verbringen wollen. Dieser nicht. Dieser Bräutigam lud schwule Jungs und Freunde ein und feierte mit ihnen durch bis zum Sonnenaufgang – wach gehalten von dem Kokain, das die Partygäste, so Gary, sich in einem separaten Zimmer der Suite reinzogen. Molly Meldrum machte gegen vier Uhr morgens schlapp. Gary brachte ihn hinunter in sein Zimmer und kehrte dann zur Party zurück. Und auch als er rund zwei Stunden später ging, hatte es noch nicht den Anschein, als wären Braut und Bräutigam drauf und dran, die Party zu beenden.
    Für Gary fand diese Woche voller schockierender und bizarrer Wendungen ihren Abschluss am nächsten Morgen, als er in der Lobby auf Elton traf. Er sei, eröffnete ihm dieser, nicht länger eingeladen, sich der Entourage für die bevorstehende Neuseeland-Tournee anzuschließen. Das war Eltons taktlose Art, ihm zu sagen, er solle sich „verpissen“.
    Gary fühlte sich verständlicherweise verletzt und deprimiert. Jetzt, da Elton plötzlich entdeckt hatte, dass er hetero war, wurde er abserviert. Aber so langsam schien Gary von dem zickigen und verzogenen Superstar auch gar nichts