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Elton John - Bego, M: Elton John

Elton John - Bego, M: Elton John

Titel: Elton John - Bego, M: Elton John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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später über diese Zeit sprach, erklärte er: „Ich war kokainabhängig. Ich war ein Alkoholiker. Ich war sexsüchtig. Ich hatte sechs Jahre lang Bulimie. Das lag daran, dass ich wegen meines Gewichts paranoid war, aber nicht aufhören konnte, zu essen. Also stopfte ich mich voll und steckte mir dann den Finger in den Hals. Morgens futterte ich einen Haufen fettes, gebratenes Zeug, dann zwanzig Portionen Herzmuscheln, und danach so viel Vanilleeis von Häagen-Dazs, bis ich kotzen musste. Ich konnte keine Sekunde stillsitzen. Ich war immer ruhelos, dachte immer daran, was als Nächstes kam. Wenn ich ein Curry aß, konnte ich es kaum erwarten, es wieder auszukotzen und das nächste in mich hineinzuschlingen.“ (43)
    Im Januar 1990 war Elton wieder unterwegs und gab Konzerte in Australien, Neuseeland und Tasmanien. Anschließend hatte er noch einige Einzelauftritte in den USA. Aber irgendwas war mit Elton John nicht in Ordnung, das wurde immer deutlicher. Bei einigen Konzerten erinnerte er sich nicht mehr an seine Texte, und sein Klavierspiel war gelegentlich nicht ganz im Takt.
    Zu dieser Zeit wurde ganz Amerika vom Schicksal des Ryan White bewegt. Der am 6. Dezember 1971 geborene junge Mann war ein Bluter, weshalb er regelmäßig Transfusionen benötigte. 1984 erhielt er verseuchtes Blut, und bald darauf erkrankte er an Aids. Mitte der 1980er wurden Aids-Kranke oft noch behandelt, als seien sie Aussätzige. Als man Ryan aus Angst vor Ansteckung verbot, seine Schule in Indianapolis zu betreten, zog seine Familie vor Gericht. Die engstirnige Gemeinde, in der sie lebte, behandelte sie jedoch schrecklich, und die Familie musste wegziehen, um der Verfolgung zu entkommen.
    Elton John gehörte zu den vielen Stars, die der Familie zu Hilfe kamen und sich des traurigen Falles annahmen. Am 7. April 1990 trat Elton bei Farm Aid IV in Indianapolis auf. Nach dem tosenden Applaus für seinen Song „Daniel“ setzte er sich ans Klavier und spielte „I’m Still Standing“. Mitten im Song vergaß er den Text. Er vertuschte das Missgeschick und leitete in den Song „Candle In The Wind“ über, den er Ryan White widmete.
    Diese Performance markierte den absoluten Tiefpunkt für Elton. Er war noch nie so daneben gewesen, dass er den Text von einem seiner Songs vergessen hatte, schon gar nicht von einem Lied, das er schon seit Jahren live spielte.
    Ryan erlag am Morgen des 8. April 1990 den Komplikationen seiner Krankheit. Elton sagte, er habe alles in seiner Macht stehende getan, um Ryan ein guter Freund zu sein. Er selbst jedoch war damals ein aufgedunsenes Wrack. Bei Ryans Beerdigung sang er den Song „Skyline Pidgeon“.
    Über sein Verhältnis zu Ryan und der Familie White sagte er später: „Ich habe ziemlich viel Zeit mit ihnen verbracht. Als Ryan starb, ging ich mit Hugh, meinem damaligen Lebensgefährten, nach Indianapolis, um bei der Beerdigung zu spielen. Wenn man sich die Aufnahmen von der Beerdigung ansieht, merkt man aber, dass ich kaum lebendiger war als er. Meine Haare waren schlohweiß geworden. Ich wog über hundert Kilo, meine Augen waren leblos. Ich sah aus wie ein Klavier spielender Elvis Presley. Ich war total am Ende. Aber meine Erfahrung mit den Whites öffnete mir die Augen. Plötzlich wurde mir klar, welche Dinge im Leben wirklich etwas bedeuten. Wenn man eine solche Tragödie miterlebt, trifft einen das bis ins Mark. Und es kann einen verändern. Ich wusste auf einmal, dass ich mich ändern musste, wenn ich nicht sterben wollte. Ich dachte: Was ist aus dir geworden? Du kannst entweder so weitermachen und demnächst an einem Herzinfarkt oder einer Überdosis sterben, oder du kannst versuchen, dein Leben wieder in den Griff zu kriegen.“ (44)
    Es hatte ihn tief beeindruckt und berührt, wie die Familie White mit der Tragödie umgegangen war. „Mein Gott, diese Menschen hatten so viel Würde“, sagte Elton. „Sie hatten so viel durchgemacht, waren aber nicht verbittert. Und ich hatte in meinem Leben so viel Glück gehabt und es nie richtig zu schätzen gewusst. Ich war aus Hotelzimmern gestürmt, weil mir die Blumen nicht gefallen hatten. Ich werde mich niemals, niemals wieder über solche Nichtigkeiten beklagen.“ (45)
    Bevor sich Elton seinem Privatleben und der Bekämpfung seiner Süchte widmen konnte, musste er noch einige Termine wahrnehmen. Im Mai war er für Donald Trumps Casino Taj Mahal in Atlantic City gebucht.
    David Wilde berichtete für den Rolling Stone über das Konzert und schrieb:

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