Elton John - Bego, M: Elton John
unsere Songs zwar ganz okay seien, aber eben doch noch nicht das gewisse Etwas hätten. Sie waren nicht so gut, wie sie seiner Meinung nach hätten sein können, und er fragte uns nach dem Grund. Daraufhin schilderten wir ihm unseren Zwiespalt – dass wir einerseits Songs schreiben wollten, wie sie uns gefielen, während wir andererseits das tun mussten, was Dick von uns verlangte, nämlich Hits zu entwickeln. Und wir bekamen ums Verrecken keinen zustande. Deswegen sagte Steve irgendwann, wir sollten Dick einfach vergessen und schreiben, was uns gefiel. Der erste Titel, den wir daraufhin komponierten, war ‚Skyline Pigeon‘, dann kam ‚Lady Samantha‘, und seitdem haben wir keinen Song mehr geschrieben, der uns nicht gefallen hätte.“ (18)
„Lady Samantha“ zählte zu den Songs, die Elton nun ganz offiziell selbst aufnahm. Dick James verfolgte damit nicht etwa die Absicht, dem jungen Komponisten zum Durchbruch zu verhelfen, er wollte lediglich dafür sorgen, dass die Titel gehört wurden und andere Leute – echte Stars – sie einspielen konnten, damit er später über die Verlagsrechte Tantiemen kassierte. Dabei gab es zunächst eine Reihe von Fehlstarts. Elton berichtete: „Ich nahm eine Platte mit dem Titel ‚I’ve Been Loving You‘ für Phillips auf, die heute ein Sammlerstück ist. Sie klang sehr nach, äh, Engelbert Humperdinck. Als Autoren wurden John und Taupin angegeben, aber der Text war von mir – das hat Bernie mir bis heute nicht verziehen. Aber als wir bei Dick unterschrieben, folgten erst mal zwei Jahre Elend, in denen wir nur Müll verfassten.“ (19)
„Lady Samantha“ wurde 1968 als Single veröffentlicht, brachte Elton aber keineswegs über Nacht den Durchbruch. „Es hat alles ein bisschen gedauert. Ich gab keine Konzerte. Ich hatte keine Band. ‚Lady Samantha‘ wurde ein Hit fürs stille Kämmerlein, aber kein großer finanzieller Erfolg. Anschließend erschien ‚It’s Me You Need‘, gefolgt von dem Album Empty Sky , und beide bekamen gute Kritiken, aber sie verkauften sich nicht sonderlich gut. Ich brachte noch eine Single heraus, ‚Rock & Roll Madonna‘, die eine ziemliche Katastrophe war.“ (20)
In jener Zeit entwickelte sich Eltons Privatleben wie die Geschichte einer Seifenoper. Weihnachten 1967 hatte er in einem Club in Sheffield eine junge Frau kennen gelernt, die er sehr faszinierend fand. Linda Woodrow war die Tochter des Unternehmers, dem der Lebensmittelkonzern Epicure gehörte, der vor allem eingelegtes Gemüse wie Mixed Pickles herstellte. Es war auf komische Weise passend, das Elton sich ausgerechnet in eine Saure-Gurken-Erbin verliebte. Sie wohnten für kurze Zeit zusammen, und Elton sorgte schnell dafür, dass sein Freund Bernie ebenfalls bei ihnen einzog. „Wir lernten uns kennen, als ich am ersten Weihnachtstag bei einem dieser elenden Auftritte mit John Baldry auf einer Kabarettbühne in Sheffield stand“, berichtete Elton. „Sie war einsachtzig groß und ging mit einem mickrigen Kerl aus, der sich für seinen Mini sogar spezielle Pedalen hatte anfertigen lassen. Und er verprügelte sie auch noch! Mir tat sie unheimlich leid. Sie reiste mir bis South Shields nach und – Achtung, jetzt wird’s richtig romantisch – ich verliebte mich unsterblich in sie und sagte: ‚Wenn du nach London kommst, suche ich für uns beide eine Wohnung.‘ Tatsächlich fanden wir schließlich eine recht schöne Unterkunft in einer ziemlich abgerissenen Gegend. Es waren stürmische sechs Monate, die mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachten. Bernie und ich schrieben in dieser Zeit absolut gar nichts. Eines Tages versuchte ich, mir das Leben zu nehmen. Dieser Selbstversuch erinnerte sehr an Woody Allen. Ich drehte den Gashahn auf, ließ aber alle Fenster offen.“
Taupin fand die ganze Sache gleichzeitig verrückt und tragisch und ließ sich davon später zu einem Song inspirieren. „Es war schon ein köstlicher Widerspruch, dass Elton einerseits kurz vor der Ehe stand und andererseits versuchte, Selbstmord zu begehen.“ Allerdings hatte er sich, wie gesagt, dabei nicht besonders viel Mühe gegeben. „Er hatte das Gas nur ein kleines Bisschen angeschaltet und das Küchenfenster offen gelassen. Und er hatte sogar daran gedacht, sich ein Kissen unter den Kopf zu legen.“ (21)
Bernie erinnerte sich: „Später erzählte ich Linda davon: ‚Mein Gott, er hat versucht, sich umzubringen!‘ Aber sie fragte nur: ‚Wieso hat er dabei so viel Gas
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