Elton John - Bego, M: Elton John
bei Liberty abgelehnt hatte, sagte Ray Williams: ‚Ich bin an einem Musikverlag beteiligt, der sich Gralto nennt, drüben bei Dick James Music‘, und dort meldete ich mich daraufhin mal. Mit Caleb Quaye als Studiotechniker nahm ich Demos der Songs auf. Eines Tages waren wir gerade mitten in den Aufnahmen, als plötzlich ein Typ auftauchte und sich in eine Ecke setzte. Als wir fertig waren, kam er auf uns zu und sagte: ‚Ich bin Bernie Taupin.‘ Ich sagte: ‚Hallo.‘ Dann gingen wir in den Lancaster Grill auf der Tottenham Court Road, tranken einen Kaffee und beschlossen, künftig zusammen Songs zu schreiben.“ (11)
1967 unterschrieben Elton und Bernie beim Musikverlag von Dick James, und nachdem Elton ein paar letzte Engagements mit Long John Baldry abgeleistet hatte, war er nun plötzlich ein hauptberuflicher Songwriter und hatte einen Kompagnon.
Der Verlag von Dick James hatte ebenfalls eine interessante Geschichte. James war 1920 als Isaac Vapnick geboren worden, änderte jedoch bald seinen Namen und wurde Schnulzensänger. 1956 hatte er in England einen recht großen Hit mit der Titelmelodie der Fernsehserie The Adventures Of Robin Hood . Mit dem Wissen, das er als Sänger über das Musikgeschäft erworben hatte, gründete er einen erfolgreichen Musikverlag, den er Dick James Music (DJM) nannte.
1963 war der Schallplattenproduzent George Martin verzweifelt auf der Suche nach einem Verleger, der sich um die Songs der aufstrebenden jungen Band kümmern wollte, die Martin vertrat. Die damals noch unbekannte Gruppe nannte sich The Beatles. Beinahe jeder Verleger rund um die Londoner Denmark Street hatte schon abgelehnt, als Martin in der New Oxford Street 71–75 vorstellig wurde. Dass Dick James die Werke der Beatles unter dem Namen Northern Songs verlegte, war einer der größten Treffer seiner ganzen Karriere. Als die vier Liverpooler ein Jahr später zur heißesten Nummer im ganzen Musikgeschäft wurden – und es bis zum Ende der Sechziger bleiben sollten –, verdiente sich Dick James eine goldene Nase.
Nachdem er die Beatles für sein Unternehmen verpflichtet hatte, ging er auf die Suche nach potenziellen neuen Songwriter-Legenden aus dem Rockbereich, die es vielleicht ähnlich weit bringen würden. So kümmerte er sich beispielsweise auch um die Hollies, für deren Songs er einen eigenen Subverlag gründete. Aus den Vornamen der drei wichtigsten Bandmitglieder – Graham Nash, Allan Clarke und Tony Hicks – bastelte er den Verlagsnamen Gralto, und dies war der Firmenzweig, bei dem Elton und Bernie unterschrieben.
Von diesem Augenblick an waren Elton John und Bernie Taupin so gut wie unzertrennlich. In den Siebzigern, als Eltons Ruhm seine ersten Höhen erreichte, stellten sich natürlich viele die Frage, ob die beiden ein Paar waren oder nicht. Elton fand Bernie in verschiedener Hinsicht sicherlich auch attraktiv, und er hatte nie zuvor eine so innige und lange Freundschaft gehabt wie mit Bernie. War er in Bernie verliebt? „Oh ja“, gab er später zu. „Aber es war nie etwas Sexuelles. Ich hätte mich nie an ihn herangemacht. Ich bewunderte ihn vielmehr, so wie einen Bruder. Sicher habe ich ihn geliebt, aber nicht körperlich. Er war der Seelenverwandte, nach dem ich mich mein ganzes Leben gesehnt hatte.“ (12)
Als Bernie beschloss, nach London zu ziehen und hauptberuflicher Songwriter wie Elton zu werden, hatte er zunächst keine Wohnung. Kein Problem. Sheila und Derf sprangen kurzerhand ein. Sie waren offenbar bereit, alles zu tun, damit Elton glücklich war und sich geliebt fühlte. Es war dennoch sehr großzügig, Taupin in die kleine DreiZimmer-Maisonettewohnung einziehen zu lassen, die sie am Frome Court bewohnten. Damit sie beide in Eltons winzigem, mit Schallplatten vollgestopften Schlafzimmer Platz hatten, kauften Sheila und Derf ein Etagenbett für die beiden Jungs, die damals 20 und 17 waren. Sie lebten zusammen, sie schrieben zusammen Songs, und sie arbeiteten hart daran, sich im Musikbusiness einen Namen zu machen, das von Ehrgeiz und Wettbewerb geprägt war.
Obwohl sie sich so nahe waren, schrieben John und Taupin jeder für sich. „Selbst als wir zusammen wohnten“, erklärte Elton, „gab er mir die Texte, und ich ging dann ins Zimmer nebenan und setzte mich ans Klavier. Wenn er dabei war, konnte ich keine Songs schreiben, dann fühlte ich mich total befangen. Er hat sich nie neben mich auf die Klavierbank gesetzt und gesagt: ‚Dies oder das gefällt mir nicht.‘
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