Elton John - Bego, M: Elton John
Stanleys Bemühungen, väterliche Zuneigung zu zeigen, gar nicht wahrgenommen wurden. Zumindest jammerte Elton später über seine angespannte Beziehung zu Stanley: „Mein Vater verhielt sich mir gegenüber so blöd, es war schon albern. Ich konnte Sellerie nun mal nicht essen, ohne dabei Geräusche zu machen. Es war einfach der reine Hass.“ (6)
Reggie lehnte die Autorität seines Vaters völlig ab. Als Erwachsener klagte er: „Er ließ mich nie tun, was ich wollte. Ich durfte nicht einmal im Garten spielen, ich hätte ja seine Rosenbeete zertrampeln können … Ich habe immer gebetet, dass mein Vater an den Wochenenden nicht nach Hause kommen würde.“ (7)
Trotz der gemischten Gefühle, die Reggie seinem Vater entgegen brachte, förderte auch Stanley das Interesse seines Sohnes an der Musik, nicht nur Sheila. Elton berichtet: „Mein Vater war Trompeter, daher stammt mein musikalisches Talent vermutlich von seiner Seite. Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, schenkte mir mein Vater Frank Sinatras Songs For Swinging Lovers , nicht gerade ein ideales Geschenk für einen Jungen in dem Alter. Ich hatte mir ein Fahrrad gewünscht. Er kaufte mir auch Platten vom Nat ‚King‘ Cole Trio, bei dem Nat Klavier spielte, anstatt zu singen, und von George Shearing … Daher wuchs ich mit ungefähr allem auf, was es damals an aktueller Musik gab, bevor der Rock’n’Roll kam.“ (8)
Ende der 1950er-Jahre traten mit dem Siegeszug des Rock’n’Roll neue Vorbilder auf die Bildfläche. Etwa zur gleichen Zeit machte auch der spätere „Elton John“ seine ersten Erfahrungen mit diesem neuen, rockenden Sound. 1958 erreichte Elvis Presley mit fünf verschiedenen Songs den ersten Platz der Hitparade und beherrschte die Radioprogramme auf der ganzen Welt. Der neu gekrönte König des Rock’n’Roll machte großen Eindruck auf Reggie.
„Ich erinnere mich sehr gut daran, wie es mit dem Rock’n’Roll losging“, erklärte Elton. „Eines Tages beim Friseur, als ich darauf wartete, mir die Haare schneiden zu lassen, fiel mir eine Ausgabe der Zeitschrift Life in die Hände. Darin war ein Foto von Elvis Presley. Jemanden wie ihn hatte ich noch nie gesehen. Ich habe es immer noch ganz lebendig vor Augen. An jenem Wochenende kam meine Mutter mit zwei 78-er-Schallplatten nach Hause, mit ‚ABC Boogie‘ von Bill Haley und ‚Heartbreak Hotel‘ von Elvis. Sie kaufte sich jede Woche zwei Platten, und irgendjemand hatte ihr wohl erzählt, diese beiden Songs seien toll. Ich sagte ihr, dass ich den einen Typen gerade in einer Zeitschrift gesehen hatte. Es war einfach komisch, dass das in der gleichen Woche passierte. Es hat mein Leben verändert.“ (9)
Im gleichen Jahr landete der schottische Sänger Lonnie Donegan einen Riesenhit mit seinem Skiffle-Song „Rock Island Line“. Es waren allerdings die Rock’n’Roll-Sänger aus den USA, die Reggie besonders faszinierten. Sie waren Entertainer, die eine emotionsgeladene Show boten, im Gegensatz zu den eher zurückhaltenden Briten wie Donegan.
Elton erinnerte sich später: „All die Künstler, die ich verehrte, waren Amerikaner. Überhaupt kopierte jeder in Großbritannien die amerikanischen Vorbilder. Allerdings gab es auch eine Engländerin, die ich bewunderte – eine schwarze Lady namens Winifred Atwell. Sie war unglaublich dick und spielte Flügel und Klavier, und ich gab mir viel Mühe, sie nachzuahmen.“ (10)
Natürlich war es Elvis, der dem Rock’n’Roll ein Gesicht gab, aber es waren vor allem jene Rocker, die mit Leidenschaft und großen Gesten das Klavier bearbeiteten, die Reggie sofort begeisterten. Jerry Lee Lewis und Little Richard spielten ihr Instrument mit Tornadogeschwindigkeit und Extravaganz, und vor allem Little Richard sollte Reggie zwölf Jahre später, als seine Karriere richtig in Schwung kam, als Vorbild dienen.
Dass Reggie sich derart für den Rock’n’Roll begeisterte, war ganz und gar auf Sheila zurückzuführen. „Ich erinnere mich, dass sie diese Schallplatten mit nach Hause brachte und sagte, sie seien ganz anders als alles, was wir bisher gehört hätten“, sagte Elton. „Sie glaubte, dass sie mir gefallen würden. Und tatsächlich, ich konnte beinahe gar nicht fassen, wie gut sie waren. Von diesem Augenblick an hatte mich der Rock’n’Roll erobert. Die Sachen von Jerry Lee Lewis und Little Richard spielte ich für mich selbst auf dem Klavier, haute sie einfach raus.“ (11)
In den späten Fünfzigern verblichen in England wie auch
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