Elvia: Insel der Leidenschaft (German Edition)
glaubte, er könnte sie durch Schweigen einschüchtern, hatte er sich getäuscht. Sie hoffte nur, dass der Ausdruck ihrer Augen nicht verriet, wie unbehaglich sie sich fühlte. Es wäre einfacher gewesen, über ihre Zukunft zu sprechen, wenn der Vorfall am Vorabend sich nicht ereignet hätte. Sich jetzt daran zu erinnern machte sie noch befangener. Dabei hätte sie beherrscht und kühl bleiben müssen, um die Situation zu meistern.
Erst nachdem Leiandros sein Glas halb geleert hatte, begann er endlich zu sprechen. „Wir können nächsten Samstag heiraten. Die nötigen Formalitäten habe ich bereits erledigt und auch schon dem Priester Bescheid gegeben. Die Trauung findet selbstverständlich in der Kapelle statt, die auf meinem Grund und Boden steht.“
Ihr fiel das Glas aus der Hand, und obwohl sie sah, wie sich ein Fleck auf dem kostbaren Teppich ausbreitete, war sie nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Sie war wie gelähmt, und ihr Verstand funktionierte einfach nicht mehr. Leiandros hatte gesagt, er würde sie heiraten – und diesmal konnte sie sich sicher sein, dass sie es sich nicht nur eingebildet hatte.
Der Gedanke, Leiandros zu heiraten, war erschreckend und verlockend zugleich. Dass sie Angst hatte, war verständlich. Welche Frau, die in ihrer Ehe so viel erduldet hatte wie sie, würde sich vorbehaltlos auf eine zweite Hochzeit freuen? Dass sie es trotzdem verlockend fand, Leiandros zu heiraten, verstand Savannah allerdings überhaupt nicht.
Sie konnte sich doch nicht allen Ernstes wünschen, noch einen Mann aus der Familie Kiriakis zu ehelichen, oder? Bedeutete es, dass sie ihn liebte? Das wäre fatal, denn er liebte sie bestimmt nicht. Er respektierte sie nicht einmal. Er glaubte, sie hätte Affären gehabt, als sie mit seinem Cousin verheiratet gewesen war. Nein, Liebe war bestimmt nicht der Beweggrund, warum er sie zur Frau wollte. Aber was dann?
Schließlich gab Savannah ihm die einzig mögliche Antwort: „Nein!“
Leiandros sah nicht beleidigt aus, ja, er lachte sogar. Allerdings klang es nicht humorvoll, sondern ironisch – und wenn sie zur Melodramatik geneigt hätte, hätte sie es als diabolisch empfunden.
„Ich habe dir keine Frage gestellt, sondern dich über künftige Ereignisse informiert.“ Seine Stimme klang seltsam sanft.
Ein kalter Schauder überlief Savannah. Leiandros schien sich ganz sicher zu sein, dass sie zustimmen würde. Sie atmete einige Male tief durch, um sich zu beruhigen. „Wir leben nicht im Mittelalter. Du brauchst mein Einverständnis, damit die Hochzeit stattfinden kann – und ich bin nicht einverstanden.“
Er zog die Brauen hoch. „Glaubst du das wirklich?“
„Ich weiß es.“
„Du wirst deine Meinung bestimmt ändern, wenn du alle Fakten kennst.“
„Welche Fakten?“ hakte sie nach.
„Du weißt, dass Dion mich als alleinigen Testamentsvollstrecker und Treuhänder bestimmt hat?“
„Ja.“ Glaubte er, er konnte sie erpressen, weil er das Vermögen verwaltete?
„Und weißt du auch, dass er mich für den Fall seines Todes als Vormund für Eva und Nyssa eingesetzt hat?“
„Was soll das? Ich bin die Mutter und habe die Vormundschaft über meine Töchter.“
Leiandros lächelte. „In den Vereinigten Staaten ja. Hier in Griechenland bin ich der zweite Vormund. Du kannst die Mädchen nicht ohne meine Zustimmung außer Landes bringen – und ich versichere dir, dass ich dich besser im Auge behalten werde, als mein Cousin es getan hat. Diesmal wirst du dich nicht mitten in der Nacht davonstehlen und deine Töchter nach Amerika bringen.“
Wieder musste Savannah mehrmals tief durchatmen, denn ihr war ganz flau geworden. „Du kannst mich doch nicht von meinen Töchtern trennen wollen, Leiandros!“
Er schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Vielmehr beabsichtige ich, dich zu heiraten und mit dir und den Mädchen hier zu leben.“
„Ich kann aber nicht bleiben!“ Sie dachte an ihre Tante, die nur noch wenige Monate oder Wochen zu leben hatte. „Ich muss wirklich dringend nach Atlanta zurück. Dort habe ich Verpflichtungen.“
„Denen du nicht nachkommen kannst, wenn du nicht sofort Geld bekommst“, fügte er hinzu.
„Das ist richtig“, stimmte sie ihm leise zu. Er wusste nicht über Tante Beatrice Bescheid, oder? „Warum tust du mir das an, Leiandros? Du kannst mich doch nicht wirklich heiraten wollen!“
„Du irrst dich. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit.“
„Gerechtigkeit?“ wiederholte Savannah
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