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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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gemeldet. Erst hatte man sie ausgelacht. Das wäre nichts für eine Frau, hatten sie ihr gesagt. Aber als die Lage immer verzweifelter wurde, hatten sie keine Wahl mehr gehabt. Bald hatte sie unter Beweis gestellt, dass sie mehr Wagemut besaß als ein Dutzend Männer. Die Veteranen hatten sie nur noch voller Bewunderung den »Feuerengel« genannt. Die wenigsten ahnten, dass es nicht Mut, sondern bohrende Schuldgefühle waren, die sie die größten Gefahren auf sich nehmen ließ.
    Die weitgehende Vernichtung des Waldes um die Siedlung und ein kräftiger Regen in der letzten Nacht hatten den Brand schließlich erlöschen lassen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie mehrere Stunden geschlafen, auch wenn es eher ein Schlaf der völligen Erschöpfung war. Mit Kopfschmerzen und einem Gefühl der Leere war sie erwacht. Ihre Hütte war eine der wenigen, die noch intakt waren. Sie hatte die Ryders mit ihren fünf Kindern aufgenommen. Der kleine Albert hatte sie alle geweckt.
    Sie wollte zum Fluss Wasser holen, als sich die Nachricht verbreitete, dass ein seltsamer Fremder, ein Stadtmensch, auf dem Tempelplatz aufgetaucht war. Es hieß, er hätte eine Schar Kinder mitgebracht …
    Als sie die Überreste des Tempels erreichte, hatten sich dort bereits die wenigen unversehrten Bewohner der niedergebrannten Siedlung versammelt. Die Leute machten ihr Platz. Ihr »Heldentum« hatte sich offenbar herumgesprochen.
    Auf dem Felsen stand eine hohe hagere Gestalt. Erst glaubte sie, es würde sich um den Pontifex handeln, und ihr Herz vereiste für einen Moment. Aber dann erkannte sie, dass der Mann, der dort stand, viel größer und kräftiger war. Er hatte eine Glatze, doch unter seinen stechend blauen Augen wucherte ein struppiger Vollbart.
    Sie ging so nah wie möglich an den Felsen. Tatsächlich standen um den Mann herum ein paar Kinder, manche kleiner, manche schon älter und größer. Einige von ihnen kamen Maureen vage bekannt vor.
    Ein älteres Mädchen stach ihr besonders in die Augen. Klein und dürr, kurze Haare.
    Sie hatte das Mädchen in Elysion bestimmt noch nie gesehen. Ohne die dunklen Augenringe und den mürrischen Ausdruck mochte ihr Gesicht sicherlich ganz hübsch sein. Was hatte dieser Mann hier im Sinn?
    Die Leute um Maureen herum schwätzten wild durcheinander. Den Gesprächen konnte Maureen entnehmen, dass der Fremde schon eine ganze Weile hier stand, ohne dass etwas passiert war, und die Leute verloren allmählich die Geduld, einige gingen schon zurück zu den Überresten ihrer Häuser.
    Da hob der Fremde beide Arme. Augenblicklich verstummten die Leute. Er grinste.
    »Volk des Waldes!«, begann er. »Mein Name ist Christian McCann. Ich bin ein Bewohner der Stadt jenseits der Bäume!«
    Ein erregtes Raunen ging durch die Menge.
    »Was hast du hier zu suchen, Städter?«, rief eine männliche Stimme hinter Maureen.
    Der Bärtige räusperte sich. »Ich bin gekommen, euch zurück in die Städte zu führen.«
    Er sagte noch mehr, doch das ging in einem Aufbrausen unter. Wütend kommentierten die Leute dieses unglaubliche Ansinnen.
    Der Bärtige wartete einen Moment, bis sich die Stimmung etwas beruhigt hatte, dann fuhr er fort: »Seht euch um! Das Elysion ist vernichtet. Der Wald ist vernichtet. Aber das Wichtigste ist …« Er machte eine Pause. Es war jetzt wieder mucksmäuschenstill. »Das Wichtigste ist, dass die Malachim verschwunden sind und mit ihnen der Pontifex. Ihr seid frei!«
    Wieder kochten die Emotionen hoch. Einzelne Leute schrien ihren Unmut heraus. Gegenstände flogen durch die Luft, aber sie trafen nur den Stein. Der Felsen war zu hoch. Der Bärtige sprach bereits wieder, aber seine Worte wurden vom Lärm verschluckt, bis einige Besonnenere ihre Mitmenschen zur Ruhe aufforderten. Die Neugier der Menge überwog. Auch Maureen musste zugeben, dass sie gespannt war.
    »Seht euch um!«, wiederholte er und beschrieb einen Kreis mit seiner Hand. »Hier ist nichts mehr für euch. Aber dort«, er wies in die Ferne, »dort gibt es Häuser aus Stein. Das Einzige, was dort fehlt, sind Menschen. Folgt mir und kehrt zurück in die Städte!«
    Maureen konnte nicht sagen, ob es die Glut in seinen Augen oder der pathetische Tonfall war, aber sie fühlte sich in eine dunkle Vergangenheit zurückversetzt.
    »Du bist nicht unser erster falscher Prophet!«, rief sie.
    Der Bärtige sah sie an. Er hatte die Sorte Augen, deren Blick den Mut eines Menschen zum Schmelzen bringen konnte, aber Maureen hatte die Angst

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