Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
ersticken, wenn dem Generator der Diesel ausgeht, oder verstrahlt zu werden. Und jetzt lass mich durch, Junge, bevor ich dir die Eier zerquetsche.«
    Jimmy spürte ein Kribbeln in seiner Leistengegend, aber er war noch nicht bereit aufzugeben. Noch nicht.
    »Wir kommen mit«, sagte er.
    McCann brach in schallendes Gelächter aus. Die anderen Kinder starrten sie entgeistert an, so als würden sie ein bizarres Theaterstück aufführen.
    »Ich werde dort oben bestimmt nicht mit einer Horde Hosenscheißer auftauchen.« Er packte Jimmy an der Schulter und zog ihn mit eiserner Gewalt von der Tür weg.
    »Wir helfen dir, Sachen tragen!«, stieß Jimmy hervor.
    McCann hielt inne. »Wie meinst du das?«
    »Da, wo du herkommst, ist das alles hier doch bestimmt ganz schön was wert.«
    Es war nur Spekulation, aber Jimmy schien nicht völlig falschzuliegen. McCann ließ seine Schulter jedenfalls los und knurrte: »Sprich weiter!«
    »Jeder von uns könnte für dich einen Sack voller Medikamente hier raustragen, wenn du uns hilfst, Ruby nach oben zu bringen.«
    McCanns Blick fiel auf das Bett, wo Ruby schlief. Ihr Fieber hatte dank seiner Behandlung deutlich nachgelassen. Sie hatte sogar kurz das Bewusstsein erlangt.
    Er rieb sich den Bart. Dann grinste er. »Na fein.«
    Er streckte die Hand aus. Jimmy zögerte kurz. Tat er das Richtige? Vielleicht waren sie ohne den Kerl sogar besser dran. Aber irgendwie sagte ihm sein Instinkt, dass sie auf McCann angewiesen waren.
    Er schlug ein.
    »Dann packt ein, aber schnell«, sagte McCann. »Bevor hier das Licht ausgeht.«

    Strahlender Sonnenschein empfing sie an der Oberfläche. Ein krasser Gegensatz zu dem Halbdämmer der unterirdischen Anlage. Aus dem Notlicht des Fahrstuhls hatten sie sich in den morgendlichen Schatten der ebenerdig gelegenen Lobby begeben und waren dann zum Tor marschiert, direkt auf die aufgehende Sonne zu.
    Halb geblendet erblickten sie die grauenerregendste Schar, die Jimmy je gesehen hatte. McCanns Männer waren zu Mischwesen geworden. Sie hatten jene Lücken in den Reihen der Malachim geschlossen, die sie zuvor selbst geschlagen hatten. Unter ihren neuen Brüdern waren sie leicht auszumachen an der Haut, die ihre Sehnen und Muskeln wie ein halb durchsichtiges Gallert überzog. Dort, wo Schatten auf die Körper fiel, sahen sie immer noch menschlich aus, doch im hellen Licht, wo keine Kleidung sie bedeckte, konnte man unter die Körperoberfläche blicken.
    Auch die Umgebung hatte sich drastisch verändert. Offensichtlich hatte ein Feuer den Wald jenseits der Lichtung fast gänzlich eingeäschert. Nur hier und dort ragte noch ein einzelner halb verkohlter Stamm in die Höhe. In einiger Entfernung meinte Jimmy die Reste einer gigantischen Siedlung zu sehen. Das Elysion.
    Sie standen jenseits der Mauer, die das Institut umgab. Die Malachim hatten einen weiten Halbkreis um die Zufahrt gebildet, als hätten sie die Menschen erwartet.
    Jimmy blickte McCann an in Erwartung irgendeiner Entscheidung. Doch der Mann hatte sich Ruby so über die Schultern gelegt, dass Jimmy sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Was machen wir jetzt?«, flüsterte er.
    »Keine Ahnung«, gestand McCann. »Sag du’s mir, Kleiner.«
    »Wir hätten niemals hier raufkommen sollen«, sagte Jimmy verdrießlich.
    »Dann wären wir unten erstickt«, erwiderte McCann trocken.
    Jimmy schwieg. Was sollte er auch dazu sagen.
    Der Halbkreis der Malachim und ihrer neuen Freunde schloss sich enger um sie. Sie konnten zurück auf das Gelände des Instituts flüchten, das sie gerade hinter sich gelassen hatten, aber keine Barriere würde ihre Angreifer aufhalten.
    »Ich weiß nicht, wie du es siehst«, brummte McCann, »aber ich sterbe lieber hier an der frischen Luft als dort unten in diesem Rattenloch.«
    Jimmy sah Patricks letzte Sekunden vor seinem inneren Auge. Das Geräusch, als ihm der Stab die Knochen gebrochen hatte. Nein, er zog definitiv das Rattenloch vor.
    Vielleicht, wenn er Glück hatte, konnte er im Getümmel flüchten. Kaum dass er diesen Gedanken gefasst hatte, spürte er, wie ihn etwas an der Hand zog. Er blickte zur Seite.
    Mara.
    Sie sah ihn fragend und ängstlich an. Nein, er würde sicher nicht weglaufen. Er strich ihr über den Kopf, schob sie hinter sich und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Das ist die richtige Einstellung, Junge«, sagte McCann, der die immer noch leicht fiebrige Ruby zu Boden gelegt hatte.
    Zu Jimmys totaler Überraschung verließ McCann die Gruppe und schritt

Weitere Kostenlose Bücher