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Email ans Universum (German Edition)

Email ans Universum (German Edition)

Titel: Email ans Universum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Anton Wilson
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die damit drohten, ihn zu töten oder ihm Säure ins Gesicht zu schmeißen, damit er erblindet.
    Schadenfroh schrieb eine gewisse Ida D. Collins der Baltimore Sun : „Madalyn Murray hat uns diese Woche verlassen, doch sie wählte die falsche Richtung. Um uns allen einen Gefallen zu tun, hätte sie ein Fischerboot nach China nehmen sollen, um für immer da zu bleiben, statt nach Hawaii zu flüchten.“ Die Versicherungsgesellschaft kündigte die Versicherung ihres Hauses und die Bank, obwohl die Hypotheken pünktlich bezahlt wurden, strebte ein Gerichtsverfahren zur Zwangsvollstreckung an, weil das Haus nicht länger versichert war. Und in Hawaii konnte Madalyn ihrem Sohn Bill dabei zuschauen, wie dieser zunehmend in einen Nervenzusammenbruch hineinrutschte.
    Während der vergangenen vier Jahre hatte Bill seine Strafen mit spartanischer Solidarität hingenommen. Wie auch immer, nach dieser Nacht im Gefängnis von Baltimore brach es plötzlich in einem Aufschrei vor Richter Joseph G. Finnerty aus ihm hervor und er schrie: „Du Christ, Du Katholik! Ich werde nicht zurück in diese Zelle gehen, um mich wieder fertig machen zu lassen.“ In Hawaii begann Bill damit, über lange Zeiträume schweigsam in seinem Zimmer zu hocken. Bisweilen tauchte er aus seiner Lethargie auf, um seine Mutter verbal zu attackieren und zu behaupten, dass sie sein Leben ruiniert hätte, indem sie ihn in den Schulgebetsfall mit hineingezogen hatte. Danach schloss er sich in seinem Zimmer ein und weigerte sich für annähernd eine Woche, mit irgendjemandem zu sprechen. Zurzeit befindet er sich in Behandlung bei Psychiater Linus Pauling. Er schaffte es, diese wortkarge Depression zu überwinden, bewahrte jedoch seiner Mutter gegenüber, die er für seine gesamten Probleme verantwortlich machte, eine gewalttätige Gehässigkeit.
    Doch zurück nach Baltimore, wo man Madalyn in Abwesenheit wegen Missachtung des Gerichts verklagte und sie zu einem Jahr Gefängnis verurteilte. Auch die Behörden in Baltimore waren fleißig und erließen ein neues Gesetz, das für die Körperverletzung von Polizeibeamten eine Mindeststrafe von 20 Jahren Gefängnis festsetzte. Die Baltimore Sun gab bekannt, dass Madalyn Murray letztlich 160 Jahre Gefängnis zu erwarten hätte, falls sie jemals nach Baltimore zurückkehre. Darüber befragte ich Madalyns Anwalt, Hyman Greenstein: „Untersagt die Verfassung nicht solche ex post facto Strafen?“ „Ja“, entgegnete er, „aber die Verfassung untersagt auch Gerichtsverfahren in absentia , was Baltimore allerdings bereits getan hat.“ Er fügte hinzu: „Wissen Sie, Körperverletzung ist ein Vergehen. Wenn die Gerichte damit durchkommen, wird Madalyn der erste Amerikaner sein, der für acht solcher Vergehen sein Leben lang büßen müsste.“
    Unterdessen drang eine Menschenhorde in Madalyns Büro ein und verkündete, dass sie der Freethought Society of America angehörten. Sie versuchten sich zu dem Bankkonto Zutritt zu verschaffen, das Madalyn unter dem Namen dieser Gesellschaft führte. Madalyns Kampf gegen diesen Coup d'État verlief nach den in Baltimores Gerichten üblichen Mustern. Sie verlor jede einzelne Anhörung.
    Der Anführer der Gruppe, die Madalyns Büro in Beschlag nahm, war Lemoin Cree, ein 26-jähriger Biologe, der in Fort Detrick arbeitete, wo die U.S. Army an der Erforschung verschiedener biologischer Kriegsmittel arbeitete, wie beispielsweise der Erschaffung künstlicher Beulenpest- und Milzbranderreger. Mr. Cree und sein Mitarbeiterstab beharrten darauf, dass sie vom Aufsichtsrat der Freethought Society einberufen worden waren. Madalyn Murray beharrte darauf, dass es solch einen Aufsichtsrat in der Freethought Society nicht gebe und zeigte mir zum Beweis entsprechende, notariell beglaubigte Schreiben.
    Madalyn ist davon überzeugt, dass es sich bei Cree und seinen Leuten um „katholische Agenten“ handelte. Ein Freund von mir, der die atheistische Bewegung so gut kennt wie Clark Kent das Innere der Telefonzelle im Daily Planet, lachte darüber. „Madalyn zerbricht unter dem Druck“, sagte er.
    „Die Kirche hat ihr so stark zugesetzt, dass sie überall Priester zu sehen beginnt.“ Diesem Informanten zufolge waren Lemoin Cree und seine Leute in Wirklichkeit Atheisten, jedoch solche Atheisten, die politisch dem rechten Flügel angehörten und die über die Tatsache verbittert waren, dass Madalyn Murray, die einzige Atheistin, die es bis in die nationale Öffentlichkeit geschafft hatte, deutlich

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