Email ans Universum (German Edition)
schuldig.
Madalyn schlug zurück. Ihr Anwalt zu dieser Zeit, Leonard Kerpelman, fand beim Studium seiner Rechtsbücher heraus, dass ein Bürger, der bei einem Verfahren keinen Schadensersatz von einem Gericht zugesprochen bekam, direkt bei einem Großen Geschworenengericht in Berufung gehen konnte. Madalyn überzeugte ihn davon, diesen letzten Versuch zu unternehmen, um Ansprüche gegen die in ihr Büro eingedrungenen Inspektoren des Bauamtes geltend zu machen.
Ein paar Stunden später erhielt Madalyn einen verzweifelten Anruf. Kerpelman saß im Gefängnis. Er hatte am Amtssitz des Großen Geschworenengerichts vorgesprochen und war augenblicklich für Missachtung des Gerichts verhaftet worden. Kerpelman wurde zu Richter T. Barton Harrington gebracht, eiligst verurteilt und mit einem Bußgeld von 25 Dollar belegt. Da er nur 24,78 Dollar in seinen Taschen hatte, sperrte man Kerpelman in den Knast.
Madalyn zahlte das Bußgeld und holte ihn raus. Kerpelman war von dem Experiment allerdings erschüttert und zeigte eine zunehmende Abneigung dagegen, sie weiterhin juristisch zu vertreten. Zudem verängstigte es ihn, dass Madalyns Feinde diese Verurteilung wegen Missachtung des Gerichts dazu benutzen könnten, ihm die Zulassung als Anwalt zu entziehen. Um das abzuwenden, ging er gegen seine Verurteilung in Berufung. Eigenartigerweise wurde er dabei von William L. Marbury und Marvin Braiterman vertreten. Während der Verhandlung von Madalyns „Steuern-für-die-Kirche“-Fall war Marbury als Rechtsanwalt für die Römisch-Katholische Kirche tätig. Braiterman war in eben diesem Fall als Anwalt für die Anglikanische Kirche beschäftigt.
Die beiden erschienen vor Richter Michael J. Manley und überzeugten ihn, die Anklage gegen Kerpelman fallen zu lassen. Dieses war der erste (und einzige) in der Stadt Baltimore gewonnene Gerichtsfall von jemandem, der einmal mit Madalyn Murray zusammengearbeitet hatte.
Kerpelman brach daraufhin mit Madalyn und arbeitete schließlich öffentlich gegen sie.
Der nächste Akt des Dramas fing, wie auch der Fall von Troja, mit einem weggelaufenen Mädchen an. Die schöne Helena war in diesem Fall die 17-jährige Susan Abramowitz, die sich mit Bill Murray in der High School traf. Bebrillt, schüchtern und „intellektuell“ wie Susan war, entwickelte sie schon bald Gefühle für Madalyns älteren Sohn.
Was dann passierte, verbleibt Gegenstand der Diskussionen. Susans Eltern, Leonard und Jeanne Abramowitz, waren empört darüber, dass die Murrays „Susan dazu verführt hätten, ihren jüdischen Glauben aufzugeben“ und in ihr Haus einzuziehen. Susan sagte indes aus, dass ihre Eltern sie brutal verprügelt hätten, da sie eine Beziehung mit Bill führte. Dabei ging ihre Brille zu Bruch, Zähne splitterten und sie bekam ein blaues Auge verpasst. Sie hätte im Haus der Murrays nur Schutz gesucht, nachdem die Eltern sie aus dem eigenen herausgeworfen hatten.
Die Zeitungen in Baltimore druckten all die Anklagen, die Mr. und Mrs. Abramowitz hervorgebracht hatten, aber nicht ein einziges Wort der Gegenanklage von Susan und den Murrays. Als Madalyn sich beschwerte, erklärte ihr ein Redakteur, dass ihre Anschuldigungen verleumderisch seien und dass er für ihre Veröffentlichung verklagt werden könnte. (Tatsächlich war der Redakteur rechtlich gegen Verleumdung abgesichert, da die Anschuldigungen gegen Mr. und Mrs. Abramowitz Teil einer Darstellung waren, die von Susan Abramowitz, William Murray und Madalyn Murray beim Strafgericht in Baltimore unter Artikel 26, Abschnitt 91-101 des Gesetzbuches von Baltimore eingereicht worden war. Neben der Beschwerde über weitere Grausamkeiten enthielt dieses Dokument die von Susan bezeugte Anklage, dass ihr Vater sie bei einer Gelegenheit so stark verprügelt hatte, dass er sich einen Knochen in seiner eigenen Hand gebrochen hatte.)
Die Abramowitz´ erhielten am 2. Juni von Richter James Cullen die Auflage, Susan unter die Obhut eines Onkels und einer Tante zu stellen. Susan floh sofort nach New York City und versteckte sich bei einer Freundin. Zwei Wochen später kehrte sie mit Bill nach Maryland zurück und die beiden heirateten heimlich.
Am 20. Juni kamen sie in das Haus der Murrays zurück. Ein Nachbar erkannte Susan und rief die Polizei. „Man hätte glauben können, dass sie hinter Dillinger 7 her waren.“, erzählte Madalyn. „Eine ganze Flotte von Einsatzwagen raste zu unserem Haus.“ In ihrer Hast vergaß die Polizei, einen Haftbefehl für
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