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Emil und die drei Zwillinge

Emil und die drei Zwillinge

Titel: Emil und die drei Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Schlips?“
    „Eine hervorragende Bezeichnung“, erklärte der Professor.
    (Er hatte noch immer die Angewohnheit, Zensuren zu verteilen.) „Klotilde, du heißt von jetzt ab Schlips!“
    „Mit mir könnt ihr’s machen“, sagte das alte Dienstmädchen düster. „Ach so, ihr sollt frühstücken kommen! Die andern sind schon im Garten. Und jetzt geh’ ich.“
    „Auf Wiedersehen, Schlips!“ riefen die drei. Dann spazierten sie im Gänsemarsch durch die Verandatür in den Garten hinterm Haus. Mitten auf dem Rasen war ein großer runder Tisch gedeckt. Die Eltern des Professors, Pony Hütchen und die Groß- mutter hatten bereits Platz genommen. Der Justizrat las die Zeitung. Die andern aber blickten dem Aufzug der Jungen reichlich fassungslos entgegen. Frau Haberland klopfte ihrem Mann leise auf die Schulter. Der Justizrat fragte: „Was gibt’s denn?“ Und ließ die Zeitung sinken. Dann schloß er sich dem allgemeinen Staunen an.
    Der Professor und Gustav kamen im Badeanzug, Emil in seiner roten Badehose. Doch das war nicht das Auffällige.
    Sondern: Der Professor hatte den Panamahut seines Vaters auf dem Kopf und schwenkte einen dicken Spazierstock. Emil hatte Ponys Sommermäntelchen umgehängt, trug ihren gelben Strohhut mit den roten Lackkirschen und hatte einen buntgestreiften Sonnenschirm aufgespannt, den er, wie eine leicht verrückte Dame, hochnäsig über den Rasen balancierte. Gustav sah am abnormsten aus. Er hatte das Kapotthütchen von Emils Großmutter aufgesetzt und es mit den schwarzseidenen Kreuzbändern unterm Kinn festgebunden. So fest, daß er den Mund kaum aufkriegte. Vor den Augen trug er seine Motorradbrille.
    In der einen Hand schwenkte er zierlich Ponys Handtäschchen.
    In der anderen schleppte er einen Koffer.
    Die drei Jungen verzogen keine Miene und setzten sich wortlos in ihre Korbstühle. Dann schlug der Professor mit dem Kaffeelöffel an seine Tasse. Und wie aus einem Munde riefen sie plötzlich: „Guten Abend, die Herrschaften!“
    „Die armen Kleinen haben den Sonnenstich“, sagte der Justizrat. „Und das am zweiten Ferientag. Welch ein Jammer!“ Dann griff er wieder zu seiner Zeitung.
    „Man sollte den Arzt holen“, meinte Pony. „Wehe euch, wenn ihr meine Handtasche dreckig macht!“
    Gustav drehte sich um und rief: „Kellner! Bedienung! Ist das nun eine Kneipe, oder ist das nun keine Kneipe?“ Dann band er rasch die Hutbänder auf. Er wäre fast erstickt. „Den nächsten Kompotthut kauf’ ich bei einer andern Schneiderin“, knurrte er.
    „Das Biest sitzt ja an keiner Ecke und Kante!“ Klotilde kam aus der Villa und brachte frischen Kaffee.
    Da haben wir’s“, sagte der Professor. „Natürlich wieder Fräulein Klotilde Schlips. Immer dieselben, immer dieselben!“ Das Dienstmädchen goß Kaffee ein, setzte die Kanne auf den Tisch und fragte weinerlich: „Muß ich mir eigentlich gefallen lassen, daß man mich Schlips nennt?“
    „Wieso denn Schlips?“ erkundigte sich Frau Haberland.
    „Unter Seelenbinder können wir uns nichts vorstellen“, meinte Emil.
    „Darum wollten wir sie Selbstbinder nennen“, erklärte der Professor. „Aber das war ihr nicht fein genug.“ Gustav kaute und brummte: „Deswegen haben wir sie Schlips getauft. Andre Leute wären froh, wenn sie Schlips hießen. Mein Sportlehrer heißt Philipp Ochse. Wenn der irgendwo eingeladen ist und seinen Namen sagt, kann er gleich wieder abhauen. Die Leute lachen ja doch bloß.“
    „Wie so ein Ochse sich freute, wenn er Schlips hieße“, behauptete Emil.
    Klotilde Seelenbinder sagte gar nichts mehr, sondern kehrte stumm ins Haus zurück.
    Pony sah zur Großmutter hinüber. „Was fehlt denn den Jungens? Ist es was Schlimmes?“
    „Bewahre“, sagte die Großmutter. „Eine ganz normale Krankheit. Man nennt sie die Flegeljahre.“ Der Justizrat nickte. „Ich kenne die Krankheit aus Erfahrung. Ich habe sie früher auch einmal gehabt.“ Nach dem Frühstück erschien Dienstag auf der Bildfläche und holte sie zum Baden ab. Der Justizrat und seine Frau blieben zu Hause. Aber alle anderen, die Großmutter Inbegriffen, pilgerten zum Strand. Die Jungen beschlossen, barfuß zu gehen. Das sei gesund.

    Droben auf der Düne machten sie halt. Die Ostsee sah ganz anders aus als am Abend vorher. Grünlich und blau glänzte sie.
    Und manchmal, wenn Wind aufkam, schillerte sie golden, daß man die Augen schließen mußte. Die Großmutter setzte eine Sonnenbrille auf, die ihr Fräulein Klotilde Seelenbinder

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