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Emily, allein

Emily, allein

Titel: Emily, allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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gut sein.»
    «Ich frage mich, ob sie an Thanksgiving geöffnet haben.»
    «Ich könnte mich erkundigen», schlug Arlene vor. «War nur Spaß. Der Club ist doch in Ordnung.»
    «Ich hab vergessen, wer Weihnachten dran ist.»
    «Margaret, aber bei ihr gibt’s keine Garantien.»
    «Ich sterbe vor Hunger», sagte Arlene, denn sie waren fast da. «Ich auch.»
    Sie glitten an der ansteigenden Auffahrt vorbei unter den Parkway, und da die Überführung sofort den Regen abhielt, quietschten die Scheibenwischer, als sie an der Ampel auf der anderen Seite hielten. Das Eat ‘n Park lag gleich oben am Hügel, der Parkplatz schon ziemlich voll, die Fenster warm und einladend.
    Als die Ampel umsprang, fuhr Arlene ein Stück vor und blinkte links, machte aber nicht so viel Platz, dass die anderen vorbeikonnten. Während sie wartete, bis der Gegenverkehr vorbei war, atmete Emily langsam durch die Nase ein und aus und versuchte den Kopf leer zu bekommen. Fahr doch, befahl sie im Stillen, als hätte sie die Fähigkeit zur Gedankenübertragung. Zweimal hätte Arlene es schaffen können, aber sie wartete und ging auf Nummer sicher. Fahr doch, wünschte sich Emily, und diesmal klappte es. Als sie auf den Parkplatz bogen und auch nachdem Arlene eingeparkt hatte, verkniff sich Emily jegliche Bemerkung. Dass ihre Seite deutlich über die weiße Linie ragte, war nicht wichtig. Es war eine Erleichterung, aus dem Wagen zu steigen, und als sie sich zwischen den Pfützen hindurchschlängelten, sah Emily, dass Arlene die Totes-Gummistiefel trug, die sie ihr vor Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte, und bereute ihre Ungeduld.
    Unterm Türvorsprung schüttelte sie ihren Regenschirm aus. Drinnen, durch den Kaffeeduft und das Stimmengewirr der Gespräche wieder mit Tatkraft erfüllt, faltete sie ihre Regenhaube zusammen, nahm den Schal ab, stopfte ihn in den Ärmel ihres Mantels und hängte den Mantel auf. Im Eat ‘n Park war es stets kalt. Genau wie Arlene hatte sie extra einen Pullover angezogen. Eine Schlange von Gästen wartete darauf, an einen Tisch geführt zu werden, und die beiden stellten sich vor die Gebäckvitrine. Bewundernd deuteten sie auf die Obstkuchen, achteten jedoch darauf, dass sie das Glas nicht verschmierten. Es war ihre allwöchentliche Gewohnheit, den schönsten Kuchen auszuwählen, aber da sie allein lebten, war keine von beiden so übermütig, einen zu kaufen.
    «Im Club gibt’s bestimmt Kürbiskuchen», sagte Arlene.
    «Bestimmt.»
    Rhonda, die uniformierte Empfangsdame mit der Cornrow-Frisur, kannte sie schon. «Morgen, meine Damen», sagte sie, ohne ihnen Speisekarten zu geben, und ließ den Blick durch den fast vollen Saal wandern.
    «Bitte ein warmes Plätzchen», bat Arlene und rieb die Hände aneinander.
    «Wie Sie sehen, ist heute ziemlich viel los. Macht es Ihnen was aus, in der Nähe der Küche zu sitzen?» Das hieß in der Nähe der Toiletten.
    «In unserem Fall», sagte Arlene, «könnte das sogar praktisch sein.»
    Rhonda führte sie zwischen den anderen Gästen hindurch zu einer Nische auf der gegenüberliegenden Seite, von wo man durch die Schwingtür einen Blick auf die Geschirrspülmaschine hatte. Emily hätte lieber am Fenster gesessen, aber eine Nische war besser als ein frei stehender Tisch, und das Buffet war ganz in der Nähe, die vereinten Düfte von French Toast, Speck und Ahornsirup verlockend. Peinlich berührt merkte sie, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
    «Kein Wunder», sagte Arlene. «Es ist schon kurz vor halb zehn.»
    «Ich hätte gern erst einen Kaffee.»
    «Ich auch.»
    Emily zog ihren Gutschein aus der Handtasche, um ihn bereitzuhalten, wenn die Kellnerin kam. Auf den Fensterplätzen saßen im flach hereinfallenden Licht Paare mittleren Alters, die an ihren Getränken nippten, sich unterhielten und es nicht eilig hatten, den Tag zu beginnen, und Emily fragte sich, was für einer Arbeit sie wohl nachgingen.
    «Und», sagte Arlene, «ich nehme an, dann kommen Kenneth und Lisa zu Ostern.»
    «Wer weiß. Ich habe ihn wieder und wieder gefragt und immer noch keine klare Antwort erhalten.»
    «Man sollte meinen, dass sie sich so bald wie möglich Tickets besorgen wollen.»
    «Stimmt. Oh, da kommt ja unsere Freundin.»
    Sandy arbeitete schon länger im Eat ‘n Park als Rhonda. Sie war Polin, blond, breitschultrig, Mitte fünfzig, hatte einen abgebrochenen Zahn und einen starken Pittsburgher Akzent. Durch ihre kurzen Gespräche kannte Emily einen Teil ihres Lebenslaufs. Ihr Mann

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