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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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brauche.
    Allerdings glaube ich, dass Piratinnenabenteuer und das Segeln unter der Totenkopfflagge einen gewissen ungewöhnlichen Charakter besitzen würden, der in meinem Leben bisher vielleicht ein wenig zu kurz gekommen ist.
    Was für ein Unsinn. Das sind Gedanken, die allen Ernstes darum kreisen, auf eine Kontaktanzeige zu antworten. Das kann doch nicht wahr sein.
    Ich habe genug Sozialkontakte. Ich habe Freundinnen und Freunde. Ich habe einen guten Job – auch wenn der momentan etwas unter meiner Doktorarbeit leidet. Mir fehlt wirklich nichts.
    Armin beschleunigt und fährt vom Schotterweg auf die asphaltierte Straße.
    Ich schalte in den ersten Gang, fahre an und … schaue noch einmal in den Rückspiegel. Zum gelben Haus.

2. Kapitel
    »Großes Eckzimmer in Männer-Dreier- WG zum nächsten Ersten frei. Bitte nur Gourmetköche und Nichtraucher!«
    I ch lasse die Finger von allen Chat-Rooms dieser Welt.
    Versprochen! Und mein Versprechen, das ich mir selbst gegeben habe, gedenke ich auch nicht zu brechen. Niemals mehr.
    Ich würde ohnehin die ganze Zeit nur an Frauke denken. Denn in der kurzen Zeit, in der ich mich öfter im Lesbenchat herumgetrieben habe, traf ich sie.
    Nicht, dass ich diese Zeit missen möchte. Das wirklich nicht. Ich verliebte mich Hals über Kopf und traute mich so lange nicht zu den verabredeten Treffen, bis diese umwerfende Frau jene dahergelaufene Tierarzthelferin traf und ich damit für sie abgeschrieben war.
    Aus diesem Grund hege ich ein tiefes Misstrauen gegenüber Bekanntschaften, die im Internet geknüpft werden.
    Eine Kontaktanzeige dagegen ist natürlich etwas ganz anderes.
    Oder?
    Ich habe jedenfalls noch nie auf eine geantwortet. Und zwar nicht, weil ich fürchte, dass schlechte Erfahrungen auf mich lauern oder schlimmste Verwicklungen drohen. Sondern eher, weil mich bisher noch nie eine Anzeige tatsächlich angesprochen hat.
    Dass diese hier meine Aufmerksamkeit geweckt hat, muss also irgendetwas bedeuten.
    »Emma, was grübelst du denn schon wieder? Denkst du etwa immer noch über das Haus nach?« Wir sind auf dem Bürgersteig vor den grünen Häusern gegenüber der Elisabethkirche unterwegs. In Armins Stimme schwingt ein drohender Unterton mit, der besagt, dass bei einem ›Ja‹ mit einem Schwall von aufklärerischen und wenig verständnisvollen Visionen-und-Ahnungen-sind-Mumpitz-Erklärungen zu rechnen ist.
    »Ach was!«, antworte ich daher leichthin. »Ich habe nur vorhin direkt unter dieser Wohnungsanzeige etwas gelesen, das mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf geht.« Die Hälfte der Zeit, die vergangen ist, seit wir das gelbe Haus verlassen haben, habe ich tatsächlich an diese Kontaktanzeige gedacht, die andere Hälfte aber denke ich an das Haus. Daher war das nur halb gelogen.
    »Du hast die Sie sucht Sie-Annoncen studiert?«, hechelt Armin sofort. Nichts bringt ihn so sehr auf Trab wie eine sich anbahnende neue Liebschaft. Auch wenn es nicht seine eigene ist.
    »Irrtum. Es ist einfach nur eine Kontaktanzeige. Eine Frau, die zur gemeinsamen Freizeitgestaltung …«
    »Ach, hör doch auf!«, fällt Armin mir ins Worte, stoppt abrupt an einer Haustür und studiert die Klingelschilder. »Die wollen doch alle das gleiche. In den Kontaktanzeigen trauen sie sich nur nicht, es offen zu sagen.«
    Mit Nachdruck betätigt er den entsprechenden Knopf.
    Von innen wird aufgedrückt.
    »Wenn man einfach nur jemanden für die Freizeitgestaltung sucht, sind die ersten Treffen nämlich wesentlich unverfänglicher. Man beäugt sich zwar, aber nicht so offensichtlich mit einem bestimmten Sinn und Zweck. Man kann alles getrost ein bisschen ausloten, bevor man dann auf Tuchfühlung geht und überrascht seufzt: ›Hach, eigentlich wollte ich ja nur ein paar nette Leute kennen lernen. Aber dann kamst du und alles bekam eine neue Dimension!‹«
    Er plinkert mit den Wimpern und steigt vor mir die Treppe hinauf.
    »Ganz oben!«, ruft von dort eine sonore Männerstimme, die bis zu uns herunterreicht.
    Armin und ich sehen uns an.
    »Ganz sicher nicht von der Fakultät!«, flüstert Armin mir zu.
    Als wir im vierten Stock ankommen, ist die Tür nur angelehnt, und ich klopfe vorsichtig an, bevor wir eintreten.
    »Komm rein, es gibt grad frischen Kaffee«, ertönt es von irgendwo aus dem langen Flur, und dann erscheint ein Paar langer Männerbeine in Jeans und unmittelbar darauf auch das dazugehörige Oberteil in einem knallblauen Sweatshirt.
    »Hi, ich bin Daniel!«, werden wir begrüßt, und

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