Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen
verstehen. Emotionale Intelligenz wird aber auch von einem Produktmanager erwartet, der die Bedürfnislage seiner Kunden einschätzt, wenn er ein neues Produkt entwickelt.
Ohne emotionale Intelligenz ist das Verständnis eines literarischen Textes nicht möglich, es sei denn, man beschränkt sich auf die Handlung, die sprachlichen Mittel und eventuell auf eine Analyse der Moral. Die emotionalen Botschaften eines Textes können sehr vielschichtig sein. Diese Schichten zu erfassen, erfordert hohe emotionale Intelligenz.
Für Daniel Goleman, der den Begriff geprägt hat, bedeutet emotionale Intelligenz vor allem die Fähigkeit, seinen Gefühlen nicht willenlos ausgeliefert zu sein, sondern sie steuern zu können. Goleman hat festgestellt, dass es keineswegs immer die Menschen mit dem höchsten Intelligenz-Quotienten sind, die im Leben die größten Erfolge haben. Für Goleman zählen zur emotionalen Intelligenz vor allem Selbstbeherrschung, Eifer und Beharrlichkeit und die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren – Eigenschaften, die auch für das Schaffen von Literatur wichtig sind. Der Schriftsteller Roland Koch sagte in einem seiner Seminare: Zum Schreiben gehören Fantasie und Kontrolle. Fantasie – das ist das geöffnete Ventil, durch das Ideen und Emotionen aufs Papier strömen. Die Kontrolle aber ist die literarische Gestaltungskunst, solchen Eruptionen eine literarische Form zu geben. Es ist die Reflexion des Gefühlten und seine ästhetische Umsetzung. Es ist das Bemühen um Originalität, um sprachliche Angemessenheit und um die Formung des Textes.
Wenn Sie sich beim Schreiben mit Gefühlen auseinandersetzen, stärken Sie Ihre emotionalen Kompetenzen:
-Sie lernen, Ihre Gefühle besser zu erkennen, zu differenzieren und auszudrücken.
-Sie lernen, die Intensität Ihrer Emotionen auszuhalten und Ihre Affekte besser zu steuern.
-Sie gewinnen ein positives Verhältnis zu Ihrem Gefühlsleben.
-Sie gewinnen mehr Verständnis für die Gefühle anderer.
Ästhetische Empfindungen
Menschen, die gern lesen und schreiben, kann eine gelungene Formulierung glücklich machen. Der ästhetische Genuss, den die sorgfältig gewählten Worte hervorrufen, kann ebenso wichtig sein wie die Handlung.
Die Wissenschaft, die sich mit den Wesensgesetzen und Erscheinungsformen des Schönen befasst, ist die Ästhetik. In der griechischen Antike wurden als Voraussetzung für die Schönheitswirkung die Einheit in der Vielfalt und die Harmonie der das Ganze aufbauenden Teile genannt. Goethe sagte, dass ein Ganzes mehr sei als die Summe seiner Teile. Das Gefühl für die Schönheit einer Ganzheit in ihrer Gestalt ist also ein ästhetisches Gefühl. Welche Formen des »Schönen« gibt es? Man unterschied zwischen dem »Naturschönen« und dem »Kunstschönen«. Kategorien des »Tragischen«, des »Erhabenen«, des »Komischen«, des »Anmutigen« wurden aufgestellt, um das Schöne noch näher zu kategorisieren.
Der Philosoph Alexander Gottlieb Baumgarten (1714-1762) gilt als der Begründer der deutschen Ästhetik. Er unterschied einen »äußeren Sinn«, der sich auf die Verfassung des Körpers bezieht, und einen inneren, der den Zustand der Gefühle meint. Er stellte die Ästhetik als eigenständige Wissenschaftsdisziplin neben die Logik als Theorie des Denkens und die Ethik als Theorie des Wollens. Platons Idee von der Dreiheit der »geistigen Wertideen« (das Wahre, Schöne und Gute) stellte er die drei »Seelenvermögen« Erkennen, Wollen und Fühlen gegenüber.
Ästhetisches Empfinden ist ein anderes Fühlen als dasjenige, das sich auf die persönlichen Gefühle und Erfahrungen bezieht, die beim Schreiben eine Rolle spielen. Was aber ist ästhetisches Gefühl, wenn wir es mit zeitgemäßen Worten auszudrücken versuchen? Jenny Wozilka erklärt es so: »Gefühl in der ästhetischen Erfahrung stellt sich durch die Berührung mit dem ästhetischen Konzept ein.« Man fühlt also die Machart eines Kunstwerks, seine Gestalt, das Verhältnis seiner Komponenten zu seinem Gesamteindruck – denn all dies gehört zum »ästhetischen Konzept«. Ästhetische Gefühle kann man haben, wenn man das ästhetische Konzept eines Werks erfasst , aber auch, wenn man ein ästhetisches Konzept entwirft – sei es die Gesamtkomposition eines Romans, sei es die detaillierte Arbeit an einem kurzen Abschnitt. Die Berührung mit dem Kunstwerk ist sinnlich, und der Mensch bekommt durch dieses Berühren Kontakt mit sich selbst. Als Kunstschaffender wird man
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