Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
Vom Netzwerk:
kaufen. Bis jetzt ist das der Grund, warum wir uns hier mit Ach und Krach über Wasser halten und noch nicht untergegangen sind.«
    »Die Freier kommen hier rauf?«
    »Niemals. Ausschließlich Hausbesuche. Ein Typ, der dreihundert für eine Frau ausgibt, riskiert nicht, dass er sich den Porsche auf einem Waldweg zerkratzt. Es ist eine kleine Nische, aber das Geschäft läuft nicht schlecht, glaub mir.«
    Gareth schwieg einen Moment und hatte ein berechnendes Funkeln in den Augen. Aber als er fortfuhr, hörte er sich durchaus aufrichtig an.
    »Vielleicht kannst du mir ja aushelfen. Du arbeitest nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Ich brauche manchmal einen Zusteller, der die Mädchen zu ihren Einsätzen bringt und wieder nach Hause fährt, wenn sie fertig sind.«
    »Wie ein Zuhälter?«
    »Wie ein Chauffeur. Ich bin der Zuhälter.«
    »Ich glaube nicht, dass ich mich auf so was einlassen möchte.«
    Gareth sah mich an, als überlegte er, ob ich geistig minderbemittelt wäre. Dann strahlte er über das ganze Gesicht.
    »Marla.«
    »Was?«
    »Marla. Du glaubst, mit Huren abzuhängen, wäre nicht klug, weil du wieder mit Marla anbandeln willst.«
    »Wer sagt, dass ich das will?«
    »Aber du willst es, oder nicht?«
    »Ich weiß selbst nicht, was ich will.«
    »Alter, mich kratzt es nicht. Geh zu ihr zurück oder lass es bleiben. Es ist zu spät, mich kümmert das nicht mehr. Aber denk über den Fahrerjob nach, ja? Ich lasse Dad nachts nicht gern allein hier. Du würdest mir echt damit helfen, und es wäre leicht verdientes Geld.«
    Während wir uns unterhielten, rollte David aus dem Haus und zur Scheune, wo er sich an einer Drehmaschine zu schaffen machte. Das Kreischen von Metall auf Metall machte jede weitere Unterhaltung für Gareth und mich unmöglich. Gareth stand auf und winkte mich in Richtung Scheune. »Tu so, als ob es dich interessiert«, sagte er mir ins Ohr.
    Sämtliche Werkbänke, ebenso die elektrischen Maschinen, waren in einer Höhe eingerichtet, dass David sie in seinem Rollstuhl erreichen konnte. Als er merkte, dass wir ihn beobachteten, machte er die Drehscheibe aus und hielt ein zylinderförmiges Stück Metall hoch.
    »Lampenstange. Hab eine Bestellung für zweihundert Stück. Sieh genau hin. Das nenne ich Qualitätsarbeit.«
    Er brauchte ein bisschen, um sämtliche Vorzüge zu erläutern, woraufhin Gareth mir erklärte, dass sein Vater kunsthandwerkliche Gegenstände für ein Architekturbüro in San Francisco anfertigte. Seine Artikel seien feinste Handarbeit und in keinem Geschäft zu kaufen. Ich gab ein paar anerkennende Laute von mir, aber da ich längst genug von Gareth hatte, nutzte ich eine Gesprächspause, um mich zu verabschieden, und sagte, dass ich Stan abholen müsste.
    Gareth begleitete mich durch den Bungalow zurück und bestand am Eingang darauf, dass ich ihm meine Handynummer gab.
    »Wir müssen in Kontakt bleiben, Johnny. He, mach ein Foto von mir. Heute ist ein besonderer Tag. Wir brauchen ein Andenken daran.«
    Ich hatte kein Interesse, etwas festzuhalten, das mit ihm zu tun hatte, machte aber trotzdem ein Foto mit dem Telefon, um nicht groß zu diskutieren.
    Als er wieder im Haus war, ging ich über den Parkplatz, an meinem Pick-up vorbei und über den Grasstreifen, der das Ufer von der Straße trennte. Ich zog die Schuhe aus und schlenderte am Rand des Sees entlang.
     
    Marla und Gareth waren fast ein Jahr zusammen, als uns beiden klar wurde, dass wir füreinander bestimmt wären. Ich besuchte sie häufig in ihrer Wohnung und sah, wie sie Essen kochte, wie sie putzte und aufräumte, hörte die Klischee-Kosenamen, die sie ihm gab. Aber mit der Zeit sah ich auch, dass sie ihn nicht liebte. Ich besuchte das Café, in dem sie arbeitete, wo wir uns in ihren Pausen zusammensetzten und unterhielten. Sie war seine Lebensgefährtin, ich sein Freund. Wir wussten beide, was kommen würde, konnten aber nichts dagegen tun.
    Und natürlich kam der Tag, an dem es nicht bei der Unterhaltung blieb. Ein maßgeschneiderter Tag: ungewöhnlich warm, Marla hatte frei, Gareth war mit seinem Vater in Sacramento, Autoteile kaufen. Stan war elf Jahre alt, hatte Sommerferien und wollte schwimmen gehen. Logisch, quasi unvermeidlich, dass Marla uns zum See begleitete. Was konnte man bei so einer Hitze auch anderes machen, als schwimmen zu gehen?
    Wären wir anderswo gewesen, irgendwo, wo es gute Straßen und jede Menge Eiscreme gab, wäre der Strand rappelvoll gewesen. Nach den Maßstäben von Oakridge war es immer

Weitere Kostenlose Bücher