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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Kühlschrank und winkte mich zur Hintertür hinaus, wo sich eine kleine Rasenfläche befand. Wir setzten uns auf Gartenstühle aus Plastik in die Sonne.
    »Was ist mit deinem Vater passiert?«
    »Diese Absteige. Vor fünf Jahren hat er die Werkstatt verkauft und sich gedacht, dass er endlich was gefunden hätte, das ihm die fette Kohle bringt.«
    »Echt?«
    »Heute hört sich das dumm an, damals aber nicht. Dieses Hotel könnte eine Goldgrube sein – wenn die Straße nicht wäre. Zu unbequem für Touristen. Aber als mein Alter es gekauft hat, deutete man an, dass die Straße ausgebaut werden würde. Weißt du, von wem er es gekauft hat?«
    »Als ich noch hier war, gehörte das Motel Bill Prentice.«
    »Genau. Etwa ein Jahr bevor Dad auf die Idee kam, machte der Stadtrat Prentice zum Verantwortlichen für Baumaßnahmen und Erschließung. Er sagt, wo Brücken gebaut werden, ob wir noch eine Ampel brauchen und so weiter. Und natürlich, welche Straßen gebaut werden müssen. Der Stadtrat muss darüber abstimmen, aber er hat das Sagen, und wenn er für etwas ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch umgesetzt wird. Auf jeden Fall hatte Bill damals gerade einen Liquiditätsengpass. Er hatte daher beschlossen, das Motel zu verkaufen. Seine Frau steht finanziell zehnmal so gut da wie er und hätte ihm leicht aus der Klemme helfen können, aber offenbar investiert sie aus Prinzip nicht in seine kleinen Unternehmungen. Also brauchte Bill dringend einen Käufer. Aber weil die Anlage eine Müllhalde war, biss keiner an. Außer Dad. Und wieso war er dümmer als alle anderen? Weil Bill ihm gesteckt hatte, dass der Stadtrat vorhat, eine anständige Straße hier rauf zu bauen. Bingo. Haufenweise Touristen, haufenweise Geld. Damit hatte er Dad am Haken.«
    »Wenn das so ein sicheres Geschäft geworden wäre, warum hat Prentice das Motel nicht behalten?«
    »Oh, darauf wusste er eine Antwort. Und weißt du, welche? Der Stadtrat könnte die Straße nicht bauen, solange ein Mitglied des Stadtrates der Nutznießer wäre. Nicht schlecht, was?«
    »Aber die Straße wurde nie gebaut.«
    »Der Stadtrat hat es sich anders überlegt. Es wäre nicht der richtige Zeitpunkt für diese Art von Investition oder irgend so einen Mist. Bill schwor jeden Eid, er sei der festen Überzeugung gewesen, dass die Straße gebaut würde. Er sagte, es täte ihm echt leid. Aber natürlich wollte er die Anlage nicht zurückkaufen, und jetzt sitzen wir hier mit einem Betrieb, der nicht mal die laufenden Kosten einspielt.«
    »Und der Rollstuhl?«
    »Dad hat zwei Jahre versucht, das Geschäft anzukurbeln, dann bekam er Depressionen. Sie haben ihm Pillen verschrieben, aber die haben nichts genützt. Einen Arschvoll Geld hätte er gebraucht. Jedenfalls konnte er wegen den Depressionen nicht schlafen. Ich wusste es damals nicht, aber wenn Leute mit schlimmen Depressionen Schlaftabletten nehmen, kann das zu Selbstmordgedanken führen. Darum gaben ihm die Ärzte nichts. Also ruft er einen Biker an, dessen Harley er repariert hat, als wir noch die Werkstatt hatten, und von dem bekam er jede Menge Benzos. Und tatsächlich, einen Monat später springt er mit einem Strick um den Hals von der Scheune. Er wäre mit Sicherheit gestorben, aber der Balken, an dem er den Strick befestigt hatte, war morsch und ist gebrochen. Dad landete mit den Füßen zuerst auf dem Boden und brach sich den Rücken.«
    »Darum das mit Bill Prentice’ Reifen heute?«
    »Albern, ich weiß, aber manchmal kann ich einfach nicht anders.«
    Die Hütten lagen ein Stück weiter vom See entfernt als der Bungalow; von unserer Position aus überblickten wir die Vorderseite der Reihe. Sie machten einen weitgehend unbewohnten Eindruck, doch als Gareth gerade mit seiner Rede fertig war, schlenderten zwei junge Frauen, Anfang zwanzig, mit knappen Bikinis und riesigen Sonnenbrillen, den Weg vom Parkplatz entlang, schlossen die letzte Hütte auf und gingen hinein. Ich sah Gareth fragend an.
    »Also hast du doch ein paar Kunden?«
    »Man könnte sie als externe Einkommensquelle bezeichnen.«
    »Hm?«
    »Das sind Nutten, John-Boy. Wir haben eine für beide Seiten einträgliche Beziehung. Ich lasse sie ihrem Gewerbe nachgehen und biete ihnen ein Dach über dem Kopf, sie geben mir dreißig Prozent ab.«
    »Du machst Witze.«
    »Nee. Oakridge hat sich verändert, während du weg warst. Die vielen reichen Leute oben an den Hängen. Die können sich kaufen, was sie wollen, und manche wollen eben Sex

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