Ende einer Welt
und das Wetter
günstig war, ihre Harpunen und gingen zum Flusse hinab. Wenn
sie dann bei Einbruch der Dämmerung zurückkehrten,
glänzten ihre Augen vor Freude, und sie trugen viele
prächtige Fische heim, deren Schuppen perlmutterfarbig
schimmerten. Die Frauen, an denen sie vorüberkamen, blickten
No bewundernd nach, die Männer aber, deren Augen Mah
verfolgten, sprachen zueinander: »Glücklich
derjenige, der sie als seine Frau entführen wird.«
–
Timaki kauerte mit einigen anderen Männern des
Stammes am Rande der Terrasse. Sie betrachteten die bleiche Sonne, die
auf dem noch winterlichen Himmel ihren Lauf begann. No gesellte sich zu
ihnen, denn er mußte Mutter und Schwester die Hütte
überlassen, damit sie in Ruhe ihre Morgentoilette beenden
konnten. Auch Nos Bruder, der kleine, sechsjährige Knabe,
wurde hinausgeschickt, um mit seinen Altersgenossen zu spielen. Nur
diese drei Kinder waren Bahili geblieben, und sie war noch
glücklich darüber, von sieben Kindern, die sie gehabt
hatte, diese behalten zu haben, denn die Säuglinge des Stammes
starben in großer Zahl. Allein in der Hütte,
entledigten sich die Frauen ihrer Kleider und bestrichen ihre
Körper mit feinem Fett, das von wohlriechenden
Kräutern duftete, die lange darin gelegen hatten. Die Haare
Bahilis waren aufgesteckt und mit kleinen, dünnen Knochen
befestigt. Mah dagegen trug sie offen über die Schultern und
flocht sie nur zuweilen in Zöpfe.
Als Mah aus der Hütte heraustrat, war sie wie ihr
Bruder gekleidet, aber ihr Wams, das nicht so eng anlag, war am
Halsausschnitt mit Blaufuchs verbrämt. Zierliche, kleine
Knochenstifte, durch Lederösen gesteckt, schlossen es
über ihrer jungen Brust. Sie ließ sich mit ihrer
Mutter, die den von No erlegten Marder mit herausbrachte, vor der
Hütte nieder. No trat zu ihnen.
»In diesem Sommer,« sprach er zu den Frauen,
»wenn die Händler vorbeikommen, werden wir
gewiß zwei Halsketten für unsere Felle erhalten. Eine
benötige ich für den Tag, da ich jenen Ort betreten
werde, den man nicht nennt, die andere aber soll für dich
sein, Mah.«
Mah klatschte zum Zeichen ihrer Freude in die Hände
und begann das Tier abzuhäuten. Sie hatte für diese
Arbeit eine ganze Anzahl verschiedengeformte, geschärfte
Steine vorbereitet, die zum Abschaben dienten. No saß dabei
und aß ein Stück Fisch, während die Frauen
fleißig arbeiteten. Er hatte den Marder getötet und
damit seine Mannespflicht erfüllt. Nun war es Sache der
Frauen, das Fell zu bearbeiten. Bahili und Mah verstanden dies
vortrefflich. Durch ihre stete Achtsamkeit verhüteten sie es,
daß die Haut zusammenschrumpfte und spröde wurde. Sie
wußten sie weich und geschmeidig zu erhalten, und das Pelzwerk
behielt, wenn sie es sorgfältig behandelt hatten, stets seinen
natürlichen Glanz. Es war eine eigene Handfertigkeit, ein von
Müttern und Großmüttern
übernommenes Geheimnis, das sie sorgsam hüteten. Sie
waren beide wegen ihrer Geschicklichkeit im Stamme berühmt und
wurden ob der Schönheit ihrer Pelze beneidet.
Zu dieser frühen Tageszeit war die Terrasse, auf der
die Wohnstätten standen, ungemein belebt. Die Strahlen der
aufgehenden Sonne übergossen sie mit ihrem Licht und drangen
bis in die engsten Winkel ein. Die ganze Fläche, die dem Stamm
als Wohnort diente, maß in der Länge
hundertfünfzig, in der Tiefe dreißig Schritte, und
diese ganze Fläche war von einem einzigen Felsblock
überdacht. Die sechs Hütten, die hier standen, waren
alle in gleicher Weise erbaut. Auf einem Rechteck von etwa
zwölf zu acht Schritt erhoben sie sich, die Wände,
aus langen Streifen Pferde- und Renntierhaut gebildet, waren an starken
Pflöcken befestigt. Die Anordnung dieser Streifen, die
abwechselnd schwarz, rot und grau gefärbt waren, bewies,
daß die Leute vom Fluß einen ausgeprägten
Farbensinn hatten. Der rückwärtige Teil der
Hütten diente als Aufbewahrungsort für die Waffen und
verschiedenen Werkzeuge, für die Pelze und die Nahrungsmittel.
Im vorderen Teil schliefen die Mitglieder der Familie, Vater und Mutter
in der Mitte, ihnen zur Seite die Kinder, die Söhne auf der
Seite des Vaters, die Töchter neben der Mutter. Eine einzige
Öffnung bot Zutritt in die Hütte; vor dieser befand
sich die Feuerstätte, die die Wohnung wärmte und zum
Kochen diente. Man röstete hier Fleischschnitten auf
heißen Steinen, man kochte in gleicher Weise
Schwämme, Beeren und
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