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Ende einer Welt

Titel: Ende einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anet
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vermochte niemand zu
leugnen, denn es hatten nach den genauesten Berechnungen seit jener
Zeit, da der Stamm von dieser Gegend am Flusse Besitz ergriffen hatte,
zehnmal zwanzig Generationen ein friedliches Dasein gelebt. Eine so
lange Periode friedlicher Entwicklung fand nicht ihresgleichen auf der
Welt. Ist doch die Vergangenheit bis in die weitest
zurückliegenden Zeiten, die erforscht wurden, eine endlose
Kette grausamer Kämpfe, und alle Gerüchte, die aus
fernen Ländern bis zum Flusse gelangten, kündeten nur
blutige Gemetzel. Die Leute vom Fluß aber waren nur zweimal
gezwungen gewesen, anders als zur Jagd zu ihren Waffen zu greifen. Das
erstemal gegen Eindringlinge, die als wilde Horden ohne Kultur und
Gesetz von Norden hereinbrachen. Mühelos wurden sie
zurückgewiesen. Das zweitemal, um sich gegen Menschen zu
wehren, die sie vom Süden her bedrängten und wahre
Fremdlinge waren, denn von Kopf bis zu Füßen schwarz,
schienen sie die bösesten Geister der Nacht zu
verkörpern. Groß und stark waren sie und im Kampfe
wohlgeübt. Und vielleicht hätten die Leute vom
Fluß trotz ihres Mutes sie nicht zu besiegen vermocht, wenn
sich nicht in diesem entscheidenden Augenblicke der
allmächtige Schutz des großen Ahnen offenbart haben
würde. Frühzeitig ließ er einen furchtbar
strengen Winter über das Land hereinbrechen, so daß
vier Fuß hoher Schnee den Boden bedeckte, und wie die
Schwalben vor dem ersten, rauheren Westwind, hatten jene aus dem
Süden gekommenen schwarzen Männer vor der ungewohnten
Kälte die Flucht ergriffen.
    Friedlich lebte der Stamm seit dieser Zeit an den wildreichen
Ufern des Flusses, Alleinherrscher über ein Land, dessen
Besitz ihm niemand streitig machte.
    Ging man zwei Tagemärsche lang das Tal
aufwärts, so traf man Menschen der gleichen Abstammung, die
Söhne des Ebers, und noch ein wenig weiter die Söhne
des Mammut, die an der Quelle des Flusses siedelten. Im Westen
erreichte man nach vier Tagemärschen ungeheure,
unüberwindbare Sümpfe, die sich bis zum Horizont
ausdehnten. Ein großer Strom, der nur eine Tagereise weit von
Sonnenaufgang gegen Westen floß, bildete im Süden die
Grenze des Jagdgebietes. Beziehungen zu den Nachbarstämmen gab
es wenige. Zum Streit gab es gewiß keinen Anlaß,
vermochte doch jeder Jäger in diesen ungeheuren Gebieten, ohne
dem anderen in die Quere zu kommen, ausreichende Beute zu finden. Unter
allen Tieren, die diese Menschen nur verfolgten, soweit sie sie zu
ihrem Lebensunterhalt benötigten, stand an erster Stelle das
Renntier. Schon seit den ältesten Zeiten war es den Menschen,
die in diesem harten Klima leben mußten, unentbehrlich
geworden. Sein Fell, zugleich geschmeidig und fest und mit einem warmen
Pelz bedeckt, diente dem Stamm zur Bekleidung. Man verwendete es sogar,
da es sich so leicht bearbeiten ließ, als Behang für
die Wände der Hütten. Sein starkes, hartes Geweih
wurde in mühevoller Arbeit für die Enden der Speere
und Harpunen brauchbar gemacht. Sein Fleisch diente als
kräftige und beliebte Nahrung, seine Hufe schließlich
waren, wie man allgemein wußte, ein unübertroffenes
Heilmittel gegen die Fallsucht.
    Herden von Bisons streiften durch das Land, aber sie
verschwanden ebenso unvermittelt wie sie aufgetaucht waren, ohne
daß man eine Ursache dafür zu finden vermochte.
Unendlich schwierig war die Jagd auf diese Tiere, denn die gewaltige
Kraft, die sie besaßen, war mit ebenso großer
Tücke gepaart, und mehr als ein mutiger Jäger des
Stammes war von einem wütenden Bison zu Tode gestampft worden.
    Nur die Mammuts ließen sich selten sehen. Zu dritt
oder viert, manchmal fünf, tauchten sie gemeinsam auf, und
stets blieb die ganze Gruppe beisammen. Sie waren die geselligsten
Tiere und auch die friedfertigsten von allen. Die Menschen
hüteten sich wohl, sie anzugreifen, und
überließen es dem Zufall, ihnen eines dieser
mächtigen Kolosse verwundet oder krank auszuliefern. Obwohl
sie nicht gejagt wurden, zeigten sie ein besonderes Mißtrauen.
Wer hätte sich rühmen können, ihnen auch nur
so nahe gekommen zu sein, um sie mit einem Pfeil zu erreichen! Und was
hätte schon ein armseliger Pfeil dem zottigen, runzeligen,
verwitterten Fell eines Mammuts anhaben können? Ein- oder
zweimal im Frühjahr, wenn die Gräser zwischen den
Flechten hervorzusprießen begannen und die der Sonne
ausgesetzten Hänge der Hügel bedeckten, bemerkte man
auf einer

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