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Ende einer Welt

Titel: Ende einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anet
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ließen sie
einen Menschen in ihre Nähe kommen, und keinem Jäger
war es je gelungen, ihren Lagerplatz auszuforschen.
    Reich an Pferden war das Tal, in dem der Stamm hauste. Die
einen, behaart und stämmig, waren zugleich mit den Menschen
aus den Steppen hierhergekommen. Die anderen, zierlicher und mit langen
Beinen, die an Geschwindigkeit ihre nordischen Vettern weit
übertrafen, waren schon vorher in dieser Gegend gewesen. Die
Leute vom Fluß jagten beide Gattungen, um sich von ihrem
Fleische zu nähren.
    Auch Rinder fanden sich in den Wäldern, und sie
gehörten zu den gefürchtetsten Gegnern des Menschen.
Verfolgt, zögerten sie nicht, ihn anzugreifen und mit ihren
spitzen Hörnern auf den Boden zu nageln.
    In heißen Sommern kamen oft katzenartige Raubtiere,
die den großen Fluß vom Süden her
durchschwammen und einen Jagdzug gegen die Pferde und Renntiere
begannen, unter denen sie große Verheerungen anrichteten. Dann
ergriff die friedlichen Pflanzenfresser des Tales eine Panik, und sie
flüchteten weit fort. Die Menschen am Flusse machten Jagd auf
diese Raubtiere, nicht um sie zu erlegen, nur um sie zu zwingen, ihr
Gebiet zu verlassen. Darum versuchten sie auch nicht, die Tiere zu
überraschen, sondern verscheuchten sie, indem sie laute
Schreie ausstießen und auf Trommeln schlugen, während
die Weisen des Stammes versöhnliche Sprüche
hersagten, die diesen ungebetenen Gästen die herrlichsten
Jagden in anderen Ländern verhießen, und mit denen
ihnen unter lebhaftem Bedauern über die notwendig gewordene
Trennung eine glückliche Heimreise gewünscht wurde.
    Die Wölfe waren gefürchtet, denn sie
vernichteten die Tiere, die der Stamm zu seiner Ernährung
benötigte. So war es auch ein erbarmungsloser Krieg, den die
Söhne des Bären gegen sie führten, obwohl
ihr verachtetes Fleisch nicht gegessen werden durfte. Ihr Fell mit den
rauhen Haaren wurde aber doch in den Wohnstätten verwendet.
Auch die Greise, deren Gelenke schon ihre Geschmeidigkeit verloren
hatten, trugen es über das Renntierwams um die Schultern
gelegt.
    Wertvollere Felle, mit denen Männer und Frauen ihre
Kleidung verzierten, lieferten Zobel, Hermeline und Füchse.
Sie bildeten auch ein beliebtes Tauschobjekt, das von den
Händlern, die alle zwei Jahre das Tal besuchten, stark begehrt
wurde.
    Schließlich lieferte auch der Fluß seinen
Tribut an jene ab, die seine Ufer bewohnten. Er wimmelte von Forellen,
Lachsen und Hechten, die mit Harpunen erlegt wurden. Die kleinsten
Kinder vergnügten sich daran, mit bloßer Hand die
Gründlinge und unter den Steinen Krebse zu fangen.
    So war das Leben des Stammes in einem noch
erträglichen Klima gesichert, dies verdankte man –
es gab keine einzige Stimme, die das bezweifelt hätte
– einzig und allein der großen Weisheit des
Stammvaters, des unermüdlichen, klugen und mächtigen
Bären, der die Seinen – erst später wird
man erfahren, um welchen Preis – an den gütigen
Ufern des Flusses angesiedelt hatte.
    Wertvoller war aber noch, daß er das
glückliche Bündnis des Stammes mit all den Geistern
geschlossen hatte, die das Wasser, die Höhlen,
Sträucher und Wälder bewohnen, den Geistern, die
nachts umherstreifen, sich auf die Tiere werfen und sie zu Tausenden
töten, den Regen zurückhalten oder
herabstürzen, die Flüsse austrocknen oder aus den
Ufern treten lassen, die gefühllos Männer, Frauen und
Kinder heimsuchen. Sie bezeugen auf tausenderlei Art ihre Wut, ohne
daß man imstande wäre, die Beleidigung zu erraten,
die sie bestrafen wollen. Dank den klugen Lehren des Ahnen, die von den
Weisen des Stammes als das kostbarste Gut bewahrt und von Generation zu
Generation in geheimnisvoller Weise weitergegeben wurden, war diese
Harmonie zwischen der Gesellschaft der Menschen und der Welt der
allgegenwärtigen Geister, deren eifersüchtiges
Übelwollen so schwer abzuwehren ist, geschaffen worden. Die
Weisen wußten die Beschwörungsformeln, die Worte, die
zu sprechen und die zu verschweigen waren, sie kannten die Zeremonien
der Dankgebete und jene der Reue, die Tage, an denen es
günstig war, zur Jagd aufzubrechen, die heiligen
Tänze, durch die man das entfernte Wild herbeizwang, wie die
magischen Darstellungen, die es in seinem Revier festhielten. Sie
allein verstanden es, die Toten mit allen vorgeschriebenen Riten zu
umgeben, damit ihr Geist nicht den Lebenden schade, kurz alles war
ihnen bekannt, was zum Wohle einer

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