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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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Fahrbahn ab und muss die Richtung korrigieren, aber davon merkt man im gedämpften Innenraum kaum etwas. Er kneift die Augen zusammen und reckt den Kopf in Richtung Windschutzscheibe, weil ihn das Innenlicht blendet. María holt eine CD heraus, in deren Hülle wie ein Cover ein Foto steckt.
    «Meine Güte», ruft María, «wie ihr ausseht! Als wärt ihr alle beim Casting für Fame abgelehnt worden.»
    «So waren die Achtziger eben», kommentiert Ginés lächelnd. «Wahrscheinlich werden wir 2030 über den Look von heute schmunzeln.»
    «Die Frauen sehen noch schlimmer aus als die Männer. Mamma mia, was für Frisuren!»
    «So eine Frisur hattest du bestimmt auch mal.»
    «Ich? Nie! Aus welchem Jahr ist das Foto noch mal? Dreiundachtzig?»
    «Ja. Von vor genau fünfundzwanzig Jahren.»
    «Da habe ich noch Windeln getragen, wie man so schön sagt.»
    «Mein Gott, bist du jung! Oder ich alt!»
    «Keine Angst. Du siehst heute besser aus als damals. Wo hattest du die Jacke her?»
    «Die hat seinerzeit für Furore gesorgt. Ist wie die von Michael Jackson in Thriller .»
    María sieht Ginés neugierig an, nutzt es aus, dass er auf die Straße achten muss. Hinter seinem Sinn für Humor, seinen sanften Umgangsformen, seinem Sprachtalent schimmert stets diese melancholische Gleichgültigkeit durch.
    «Wie gesagt: Du siehst heute besser aus als damals», wiederholt sie. «Dann wollen wir mal. Ganz links, das ist Ibáñez, der euch in seinem Lieferwagen hinkutschiert hat.»
    «Der Typ mit den langen Haaren?»
    «Ja.»
    «Richtig, erster Treffer. Ibáñez, der Proletarier der Clique, und sein Lieferwagen. Außerdem ist er der Älteste, vier oder fünf Jahre älter als der Rest.»
    «Mal schauen», sagt María und sucht auf der Rückseite des Covers. «Ibáñez … Nummer vier. Für ihn hat sie Paco Ibáñez ausgesucht! La mala reputación .»
    «Ist ein Scherz. Was seinen Musikgeschmack angeht, war er ein bisschen widersprüchlich oder sagen wir eklektisch. Aber es stimmt, dass er manchmal linke Reden hielt oder Gedichte rezitiert hat.»
    «Hast du nicht gesagt, er war ein Arbeiter?»
    «Proletarier, hab ich gesagt, das ist was ganz anderes. Politisches Engagement, Klassenbewusstsein und Kultur als Waffe zur Überwindung der Entfremdung.»
    «Das ist ja von vorgestern.»
    «War es damals auch schon. Der arme Kerl ist zu allen Revolutionen zu spät gekommen. Manchmal hat er diese Seite von sich rausgekehrt, um Aufmerksamkeit zu erheischen, aber du kannst dir ja denken, wie wir reagiert haben. Im Grunde wollte er damit die Frauen beeindrucken, er war nämlich in alle verliebt, sozusagen zyklisch. Das hatte was Onanistisches, womit ich sagen will …»
    «Ich weiß, was onanistisch bedeutet. Er hat sich regelmäßig einen runtergeholt.»
    «Na ja, ich meine das eher im übertragenen Sinn», erläutert Ginés, «als Lebenshaltung. Alle Intellektuellen sind irgendwie Onanisten. Ibáñez liest immer noch fleißig und macht einen auf intellektuell, obwohl er in Wahrheit nach wie vor Waren ausfährt. Geändert hat sich nur sein Lieferwagen: Er ist jetzt größer.»
    «Was für ein Bild! Offenbar bist du der Normalste von allen. Apropos, was hast du damals für Musik gehört?», fragt María und sieht auf der Rückseite des Covers nach. «Ginés, Nummer sieben, Pink Floyd, The Wall . So, so, gar nicht schlecht, ein Klassiker. Andererseits können einem diese ewig langen Stücke auch auf die Nerven gehen.»
    «Ich weiß nicht, was Nieves sich dabei gedacht hat. Eigentlich stehe ich gar nicht so auf Pink Floyd, aber der Film hat mir damals gefallen.»
    «Welcher Film?»
    « The Wall natürlich. Kennst du den gar nicht?»
    «Ehrlich gesagt: nein. Bin ja nicht aus der Steinzeit.»
    «Komisch, ich hab immer gedacht, dass … Vorsicht!»
    Das Auto wird durchgerüttelt, viel stärker als bei den vielen Schlaglöchern bisher. Eine dünne Staubwolke behindert jetzt die Sicht, die Reifen produzieren ein anderes Geräusch, ein konstantes Prasseln.
    «Was war das?», fragt María. Sie hält sich am Armaturenbrett fest.
    «Nichts», beruhigt sie Ginés, der sich selbst schnell gefangen hat, «ist nur kein Asphalt mehr. Ich bin erschrocken, weil ich dachte, die Straße ist plötzlich zu Ende.»
    «Fahr bitte langsamer.»
    «War blöd von mir. Ich hätte mir denken können, dass der Weg nicht bis zum Schluss geteert ist. Früher war er überhaupt nicht geteert, die Straße ging nur bis zu der Brücke, die wir vorhin überquert haben.»
    «Beim

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