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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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Autos!»
    «Das in der Kurve wäre uns beinahe zum Verhängnis geworden», erinnert sich Amparo.
    «Und bei dem an der Tankstelle hat noch der Schlauch gesteckt», winselt Nieves. «Und die Türen standen offen. Alle sind verschwunden!»
    «Trotzdem, ich gebe die Hoffnung nicht auf», meldet sich María zu Wort. «Das ist keine Durchhalteparole, ich meine es ernst. Ich kann einfach nicht glauben, dass ausgerechnet ich auserwählt sein soll, das Ende der Welt zu erleben. Oder gar die letzte Überlebende zu sein. Das wäre zu vermessen.»
    «Natürlich», ruft Nieves, «du hast ja auch nichts verbrochen. Du hast nicht die tausend Pesetas …»
    «Tausendfünfhundert», korrigiert Amparo.
    «Das hatten wir doch schon», sagt María genervt. «Sind denn hier alle taub, oder was?»
    «Aber es stimmt doch!» Nieves lässt nicht locker. «Alle haben wir bezahlt: die, die es angezettelt haben, aber auch die, die es gar nicht wollten. Dieses Geld hat uns vergiftet.»
    «Die dreißig Silberlinge», kommentiert María mit spöttischer Gleichgültigkeit. «Nichts Neues unter der Sonne.»
    «Deswegen muss nicht gleich das Ende der Welt kommen», findet Amparo. «Er braucht nur genügend Zeit, um uns alle zu erwischen, bevor …»
    «Ich bin die Nächste», sagt Nieves. «Und ich … Ich will nicht.»
    «Ach, ja? Wieso du?», fragt María.
    «Ich weiß nicht», antwortet sie immer weinerlicher. «Ich habe so eine Vorahnung.»
    «Hör zu, Nieves», mischt sich Ginés wieder ein. «Was hier passiert, ist so merkwürdig, dass alles möglich ist. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es über unsere Vorstellungskraft hinausgeht. Vielleicht gibt es einfach keine Erklärung, zumindest keine rationale, keine, die den Naturgesetzen gehorcht.»
    «Red nicht um den heißen Brei herum», ätzt Amparo. «Wir wissen doch alle ganz genau, was hier passiert.»
    «Eben nicht, weil wir nämlich nicht alle das Gleiche denken. Ich will damit nur sagen: Wer verschwindet, kann auch wiederauftauchen, zurückkehren in die normale Welt, zur Wahrheit. Irgendwas ist neulich Nacht passiert. Vielleicht sind wir in eine andere Dimension geraten. Was weiß ich! Vielleicht kehren die Verschwundenen auch wieder zurück.»
    «Klingt wie im Film», findet Amparo.
    «Dass ein Mensch verschwindet, einfach so, ohne eine Spur zu hinterlassen, klingt auch wie im Film», kontert Ginés.
    «Dieser Magier, der mal mit der Schiffer zusammen war. Wie heißt der noch gleich?», fragt Amparo. «Jetzt fällt’s mir wieder ein: Copperfield. Also, dieser Copperfield hat mal einen Elefanten weggezaubert.»
    «Aber ein ganzes Dorf zu entvölkern, wäre auch für diesen Supermagier eine Nummer zu groß», spottet María.
    «Nehmen wir mal an, wir befinden uns in der vierten Dimension oder in einem Zeittunnel», überlegt Amparo laut. «Was passiert dann gerade in der ‹normalen› Welt? Machen die da einfach ohne uns weiter? Vielleicht steht die andere Amparo ja gerade im Laden. Würde mir gut in den Kram passen, weil nämlich die Inventur fällig ist. Und die Inventur zu machen, das ist tatsächlich, wie in einer anderen Dimension zu sein.»
    Ginés schüttelt den Kopf, kann sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. «Ich wollte nur mal in eine andere Richtung denken», erklärt er milde, «damit wir nicht vollends durchdrehen. Aber wie ich sehe, kannst du das viel besser als ich.»
    «Vielleicht ist das alles nur ein Traum», sagt María ins Blaue hinein. «Wer aufwacht, verschwindet.»
    «Und wer träumt da? Du?», fragt Ginés. «Ich fühle mich nämlich wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Außerdem weigere ich mich, eine Figur aus deinem Traum zu sein.»
    «Vielleicht träume ich ja gerade, dass du das sagst», erwidert María. Ginés und sie genießen mehr das Gedankenspiel, als dass sie glauben, was sie sagen.
    «Wer weiß? Vielleicht ist der Traum kollektiv», argumentiert Ginés, «und wir liegen in unseren Betten in der Herberge und träumen alle gleichzeitig.»
    «Und wer verschwunden ist, ist aufgewacht», führt Amparo seinen Gedanken fort.
    «Genau», stimmt Ginés ihr zu.
    «Warum wecken sie uns dann nicht auf?», fragt María. «Sie wissen doch, wie sehr wir leiden.»
    «Manchmal erinnert man sich nicht mehr an das, was man geträumt hat», erwidert Ginés. «Womöglich meinen die anderen, dass wir friedlich schlafen.»
    «Euer Geschwätz regt mich tierisch auf», zetert Amparo. «Das ist ja wirklich wie in einem schlechten

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