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Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Titel: Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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ein.
    Und erfahre, dass sie eine Grün-Laser-Behandlung hinter sich hat. Eine Nasenkorrektur. Alles vor sechzig Tagen, genau wie der letzte Haarschnitt. Sonderbar.
    Ich hebe ihren Kopf an und spüre etwas unter den Haaren. Vorsichtig drehe ich sie zur Seite und fahre mit dem Scanner über den Hinterkopf.
    »Neurochip.«
    Neurochip?
    »Eingesetzt vor einundsechzig Tagen.«
    Ich untersuche die Erhebung und sehe einen kleinen Narbenwulst. Der Scanner vergrößert die Stelle für mich. Eine Narbe, genau, von einem Eingriff, der etwa zwei Monate zurückliegt.
    Sie ist das dritte Mordopfer in diesem Monat. Die anderen habe ich nicht untersucht. Aber ich möchte wetten, dass niemand die Hinterköpfe der Toten mit dem Scanner erfasst hat.
    Ein Geräusch, als würde jemand gegen eine Dose kicken, reißt mich aus meinen Überlegungen. Ich bette den Kopf des Mädchens sanft auf dem Betonboden, stehe auf und ziehe meine Pistole.
    Es gibt hier unten keine Autos, die irgendwelchen Gangstern Deckung bieten könnten. Das Gebäude ist verlassen. Wie so viele nach den Kriegen. Droben in den leeren Großraumbüros fristen Hausbesetzer ihr armseliges Dasein.
    Ich werfe einen Blick auf die Rampe, die in die obere Park-Etage führt. Von dort kam der Lärm.
    Mein Herz schlägt schneller, als ich die Waffe mit beiden Händen umklammere und geduckt die Rampe erklimme.
    Ganz gleich, wie oft man das macht …
    Oben angelangt, richte ich mich auf, spähe erst in die eine Richtung – keine Autos, keine Personen – und dann in die andere. Dort. Ein kleiner, schmächtiger Starter, vielleicht fünfzehn Jahre alt. Kauert in einer Ecke.
    Ich kann nicht erkennen, ob er gerade aufstehen oder sich hinsetzen will. Im Moment hockt er reglos da. Hat er eine Pistole? Ich muss darauf vorbereitet sein, dass er eine hat.
    »Keine Bewegung«, rufe ich und richte meine Waffe auf ihn. »Rühr dich nicht vom Fleck! Hast du verstanden?«
    Er starrt mich an. Selbst von hier aus kann ich erkennen, dass seine Augen weit aufgerissen sind.
    Ich gehe auf ihn zu. »Nimm die Hände über den Kopf!«
    Er bleibt reglos.
    Ich weiß, dass ich Furcht einflößend wirke. Eins fünfundachtzig groß, muskelbepackt, braun gebrannt, das Gesicht umrahmt von einer dichten weißen Mähne. Für einen 108 Jahre alten Ender bin ich gut in Form, und in meiner Uniform samt Holo-Dienstmarke mache ich durchaus Eindruck. Natürlich tun der Zip-Taser und die Pistole ihr Übriges.
    Aber dieser Junge ist entweder versteinert, oder er hat etwas Dummes vor, denn er kommt meinem Befehl nicht nach.
    »Hörst du nicht, was ich sage? Hände hoch!«
    Er wuselt nach links weg. Ich sehe keine Waffe in seinen Händen.
    »Halt!«, rufe ich.
    Aber er rennt los. Ich schiebe die Pistole in mein Schulterholster und laufe ihm nach. Er hat junge Beine, die nicht bei jedem Schritt schmerzen. Aber dafür ist er unterernährt und schwach.
    Außerdem zögert er, überlegt, ob er nach oben oder unten flüchten soll. Dieses Zögern kostet ihn den Vorsprung. Ich hechte mich nach vorn und packe ihn an den Beinen, bevor er entwischen kann.
    »Lassen Sie mich los!«, kreischt er, als wir uns auf dem Boden wälzen.
    Ich halte ihn am Gürtel fest und greife nach den Smart-Handschellen, die an meinem Hosenbund hängen.
    »Hey, lass mich, Mann …«, stammelt er.
    Zum ersten Mal sehe ich sein Gesicht aus der Nähe. Seine Wangen sind eingesunken, seine Zähne kaputt oder ausgefallen. Vor einem Jahr sah der Junge wohl noch ganz gesund aus, aber der Hunger hat ihn ausgezehrt.
    »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn. Fast.«
    Ich lasse die Sache mit den Handschellen und ziehe ihn mit hoch, als ich aufstehe. Zur Sicherheit lege ich ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Kanntest du das Mädchen da unten?«, frage ich.
    »Welches Mädchen?«
    Ich lese in seinen Zügen. Nach achtzig Jahren in diesem Job weiß ich, wann einer lügt.
    »Keine Ahnung, wen ich meine? Dann komm – ich zeige sie dir.«
    Ich fasse ihn am Ellbogen. Er rührt sich nicht von der Stelle. Einen Moment lang starrt er mir in die Augen. Ich weiß, dass er abzuschätzen versucht, ob ich ihn da unten umlegen werde.
    »Nicht«, sagt er leise. »Bitte nicht.«
    »Komm.« Ich ziehe ihn die Rampe hinunter.
    Er zuckt beim Anblick der Toten nicht zusammen. Ich beobachte seine Reaktion, als wir uns über sie beugen.
    Er schüttelt den Kopf. »Ich kenne sie nicht. Ich meine, sie hat hier gewohnt, in diesem Gebäude, aber …«
    »Was ist mit ihr geschehen?«
    »Woher soll ich das

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