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Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Titel: Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Raum, an dem ich vorbeikomme, scheint unbewohnt. Den würde ich auch nicht wählen – zu nahe am Eingang. Ich passiere den zweiten und sehe, dass sich hier jemand häuslich eingerichtet hat. Ein alter Tennisball. Ein paar T-Shirts.
    Ich spüre, dass sich jemand hinter mir befindet. Ich bleibe stehen und horche.
    »Keine Bewegung!«, sagt eine Mädchenstimme.
    Ich hebe die Hände. Die uralte Geste der Kapitulation. »Okay.«
    Ein Blick über die Schulter.
    »Keine Bewegung, habe ich gesagt!«
    »Ist ja gut.«
    Sie tritt seitlich an mich heran. Ich sehe aus dem Augenwinkel, dass sie mit einer Pistole auf meinen Oberkörper zielt. Ich kann nicht zulassen, dass mir, dass Trace etwas zustößt. Das Mädchen atmet viel zu schnell. Sie befindet sich am Rande einer Panik. Ich wage eine Vierteldrehung, greife nach hinten und entreiße ihr die Waffe. Ich muss sie nicht damit bedrohen. Sie ist zerbrechlich dünn.
    Ich untersuche die Pistole. »Die ist ja nicht einmal geladen.«
    »Ich habe sie in einem Hinterhof gefunden. Ohne Munition.«
    Braunes Wuschelhaar umrahmt ihr Gesicht. Ihre Klamotten – Baggypants und ein langärmeliges T-Shirt – sind verdreckt und zerrissen, aber sie sieht hübsch aus. Nicht so makellos wie Indie allerdings. Ein paar Sommersprossen verteilen sich auf ihren Wangen.
    »Wie heißt du?«, frage ich.
    »Warum willst du das wissen?« Sie verzieht das Gesicht.
    Mir kommt zu Bewusstsein, dass ich nicht mehr wie ein Marshal aussehe. Auch nicht wie ein Ender. Ich bin jetzt ein Starter, und ich darf nicht aus der Rolle fallen.
    »Gib das Ding wieder her, okay?«, sagt sie und greift nach ihrer Pistole.
    Ich halte sie hinter meinen Rücken, außer Reichweite. »Wie heißt du?«
    Sie seufzt. Schaut zu Boden. »Lonnie. Und du?«
    Ich muss eine Sekunde nachdenken, bis mir mein neuer Name wieder einfällt. »Trace. Wie lange wohnst du schon hier?«
    Ich ärgere mich, dass ich schon wieder wie ein Marshal klinge. Das muss noch besser werden.
    »Cooler Unterschlupf«, sage ich.
    »Ich bin erst seit zwei Wochen da«, erklärt sie.
    »Ich habe meinen letzten Unterschlupf heute Morgen verloren. Die Marshals.« Ich zucke mit den Schultern.
    Sie nickt. »Das sind die Schlimmsten.«
    Ich gebe ihr die Waffe zurück. »Geh vorsichtig damit um.«
    »Du hast doch selbst gesehen, dass sie nicht geladen ist.«
    »Eben.«
    Sie schaut zu Boden. Jetzt erst merke ich, dass ihre Hände zittern. Sie weint.
    »Hey.« Ich lege ihr eine Hand auf den Arm. Sie weicht nicht zurück.
    »Es ist nur … weil ich solche Angst habe.« Sie scheint ein wenig Vertrauen zu fassen.
    »Angst wovor?«, frage ich leise.
    Sie kämpft mit den Worten.
    »Mit mir kannst du offen reden.« Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
    Sie wischt sich die Tränen ab. »Gestern wurde ein Mädchen von hier erschossen.«
    Ich nehme sie tröstend in die Arme. Sie schluchzt an meiner Brust.
    »Hast du sie gekannt?«, frage ich.
    »Sie hieß Indie. Und sie kam von dieser Body Bank.«
    Die Body Bank. Klar, damit muss sie Prime Destinations meinen. »Glaubst du, dass die Leute dort etwas mit ihrem Tod zu tun haben?«
    Sie zuckt die Achseln. »Wer weiß? Allem Anschein nach verpassten sie ihr dort ein Makeover.«
    »Ein Makeover?«
    »Na ja, so eine Art Rundum-Verschönerung. Grün-Laser-Behandlung und all das. Jedenfalls sah sie total scharf aus.«
    Das ergab Sinn. Prime Destinations war sicher daran gelegen, dass die Spender so attraktiv wie möglich wirkten. Meine Gedanken wandern zu den anderen Mädchen.
    Dawn. Lena. Und dann Jenny.
    Die drei Toten der vergangenen zwei Monate hatten alle hübsch ausgesehen, was auf einen männlichen Täter hinweist. Und meine Jenny war schon immer eine Schönheit gewesen.
    »Ich hatte vor, morgen hinzugehen«, sagt Lonnie. »Ein Geburtstagsgeschenk, das ich mir selbst machen wollte. Die zahlen gut.«
    »Wo ist das Geld abgeblieben, das Indie bekam?«
    »Wahrscheinlich bei ihrem Mörder.«
    All diese Mädchen bekamen hohe Summen ausgezahlt. Da sie minderjährig waren und keine Angehörigen hatten, erhielten sie vermutlich Bargeld oder einen Barscheck. Und so etwas ist heute auf den Straßen umso mehr eine Einladung zum Töten.
    »Tust du mir einen Gefallen?«, frage ich.
    »Welchen?«
    »Warte bis zu deinem nächsten Geburtstag, ehe du da hingehst.«
    »Du hältst das Ganze für gefährlich?«
    »Na ja, ich sehe, was mit dieser Indie passiert ist. Und sie ist nicht die Erste, die umkam.«
    »Aber ich habe eine Pistole.« Sie wirbelt

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