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Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition)

Titel: Enders - Porträt eines Marshals: Die Bonus-Story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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wissen, Mann?« Sein Gesicht ist angstverzerrt.
    Ich setze meine grimmigste Miene auf, um ihm zu zeigen, dass es mir ernst ist. »Wann hast du sie gefunden?«
    »Kurz vor Ihnen.« Er fährt sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich kam hier runter, weil ich ins Freie wollte, und hörte irgendwas. Sah sie da liegen. Ich rief nach ihr … aber sie gab keine Antwort. Da ging ich näher ran und sah, dass man sie … erschossen hat.«
    »Sie war schön, nicht wahr?«
    »Lassen Sie mich los!« Er sieht mich flehend an. »Ich habe nichts mit dieser Sache zu tun. Ein blöder Zufall, dass ich zur falschen Zeit hier aufgekreuzt bin.«
    Ich gebe seinen Arm frei. Er überlegt einen Moment lang. Ich weiß, dass er ans Abhauen denkt.
    »Hast du Hunger?«
    Keine Antwort. Er sieht mich nur misstrauisch an.
    Ich greife in meine Tasche und hole eine Supertruffle-Praline hervor. »Hier.«
    »Wow. Danke.« Er wickelt sie nicht ganz aus und beißt nur ein kleines Stück von der Süßigkeit ab.
    Einen Moment lang schließt er die Augen und gibt sich ganz dem Genuss der Schokolade hin. Dann wippt er auf den Fersen. »Das kann auch nur mir passieren.«
    »Was meinst du?«
    »Kyle, dem Pechvogel. Stolpert am Morgen einfach so über ein totes Mädchen.«
    Das klingt nicht nach einer Lüge.
    »Wie viele Starters leben hier?« Ich werfe einen Blick zur Decke.
    »Fünf mit mir. Nicht mehr viele. Die Räume stinken, seit sie so ein Spray eingesetzt haben.«
    Ich nicke. Manchmal gehen Regierungskommandos durch die Häuser und sprühen alles ein, um die letzten aktiven Sporen abzutöten. Das Zeug ist mindestens einen Monat lang toxisch.
    »Das Gift wird euch umbringen«, sage ich. »Ihr solltet von hier wegziehen.«
    Er isst den Rest der Supertruffle, leckt die Folie ab.
    »Weiß da oben jemand mehr über sie?«, erkundige ich mich. »Hatte sie Freunde, Angehörige?«
    »Würden Sie hier wohnen, wenn Sie Angehörige hätten? Sie ist vor ein paar Tagen eingezogen. Nannte sich Indie. Das ist alles, was ich mitgekriegt habe.«
    Ich schätze, dass er nun die Wahrheit sagt. Wenn es nicht so wäre, würde er Namen nennen. Mich an irgendeinen anderen Starter verweisen.
    »Okay«, sage ich. »Verschwinde.«
    Das lässt er sich nicht zweimal sagen. Er schlingt beide Arme um den Oberkörper und geht rückwärts. Sein Argwohn lässt es nicht zu, dass er mir den Rücken zukehrt. Ich kann es ihm nicht verdenken, so wie die meisten Marshals sich benehmen.
    »Sie sind in Ordnung, schätze ich«, sagt er.
    »Sieh zu, dass du keinen Ärger kriegst.«
    Er nickt und zieht sich weiter zurück. Als er die Rampe erreicht, dreht er sich blitzschnell um und rennt davon.
    Ich wende mich wieder Indie zu, die jetzt ohne Schuhe daliegt.
    Rückblende, die schmerzlichste von allen. Jenny liegt da. Wirres Blondhaar, eine Schusswunde in der Brust, an den Füßen rosa Leinenschuhe mit Glitzersteinen und einem Loch in der Spitze.
    Schuhe. Indies blaue Turnschuhe.
    Ich nehme einen davon in die Hand und hebe die Innensohle an.
    Da. Eine weiße Ecke.
    Ich reiße die Innensohle ganz heraus und finde darunter eine Karte. Eine Geschäftskarte.
    Ich halte sie hoch, und ein Holo setzt sich in Bewegung. Tanzende Teenager. Dann blendet sich der Titel ein.
    Prime Destinations – sei jemand … anders!
    Die Adresse: Beverly Hills.
    »Ich finde heraus, wer dich ermordet hat«, flüstere ich. »Versprochen.«
    * * *
    Ich begebe mich zurück nach Glendale, in meinen Bungalow hinter dem Stacheldrahtzaun. Trautes Heim. Ich lasse die Jalousien geschlossen. Mache mir nicht die Mühe, das Licht einzuschalten. Fahre mit der Hand über den Airscreen und rufe die Untersuchungsberichte der drei anderen Opfer auf, um zu sehen, ob irgendwo ein Neurochip erwähnt ist. Fehlanzeige. Wahrscheinlich stand für die Behörden die Schussverletzung als Todesursache fest. Das reichte. Die Polizei war dafür bekannt, dass sie mit Minderjährigen ohne Familienangehörige nicht allzu viel Zeit verschwendete.
    Ich kann im Branchenverzeichnis außer der Adresse nichts über Prime Destinations finden. Vielleicht ist die Firma neu. Klingt nach einer Reise-Agentur, die auf Rollenspiele oder etwas Ähnliches spezialisiert ist. Was könnte ein Starter-Mädchen wie Indie mit so einem Unternehmen zu tun haben?
    Ich sage einer Bekannten ab, mit der ich mich auf einen Drink verabredet hatte. Sie ahnt, dass es um Jenny geht, und stellt keine Fragen. Es ist beruhigend, wenn man Freunde hat, die einen verstehen.
    Ich schäle mich

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