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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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er, konnte den Missbrauch korrigieren.
    An seinem dritten Tag in der Kampfschule hatte die Kaninchenarmee ihren ersten Kampf mit Bean als Kommandanten. Sie verloren. Sie hätten nicht verloren, wenn Achilles Kommandant gewesen wäre. Bean versuchte so ein dummes Empfindsamkeits-Ding und überließ die Angelegenheit den Zugführern. Aber es war offensichtlich, dass Beans Vorgänger die falschen Leute für diese Posten ausgewählt hatte. Wenn Bean gewinnen wollte, musste er die Armee fester unter seine Kontrolle bringen. Als er versuchte, Bean das vorzuschlagen, hatte der Kleine nur wissend gelächelt – ein aufreizend überlegenes Lächeln – und erklärt, der Schlüssel zum Sieg bestünde darin, dass jeder Zugführer und am Ende jeder einzelne Soldat die gesamte Situation erkennen und unabhängig handeln konnte, um zum Sieg zu gelangen. Achilles hätte ihn am liebsten geschlagen, so dumm war das. Jemand, der wusste, wie man Dinge ins Lot brachte, ließ nicht zu, dass andere ihr kleines Durcheinander in den Ecken der Welt anrichteten. Er ergriff die Zügel und riss fest daran. Er peitschte seine Männer zum Gehorsam. Wie Friedrich der Große gesagt hatte: Der Soldat muss seine Offiziere mehr fürchten als die Kugeln des Feindes. Man konnte nicht ohne die nackte Ausübung von Macht herrschen. Die Gefolgsleute mussten sich vor dem Anführer beugen. Sie mussten sich vollkommen ergeben und nur vom Geist und Willen des Anführers beherrschen lassen. Niemand außer Achilles schien zu begreifen, dass darin die große Kraft der Schaben lag. Sie hatten keine individuellen Gedanken, nur den Schwarmgeist. Sie ergaben sich der Königin vollkommen. Wir können die Schaben nicht besiegen, wenn wir nicht von ihnen lernen, wenn wir nicht wie sie werden.
    Aber es hatte keinen Sinn, das Bean zu erklären. Er würde nicht zuhören. Und deshalb würde die Kaninchenarmee nie zu einem Schwarm werden. Bean arbeitete daran, Chaos zu schaffen. Es war unerträglich.
    Unerträglich – und doch, gerade als Achilles glaubte, er könne die Dummheit und Verschwendung wirklich nicht mehr aushalten, rief Bean ihn in sein Quartier.
    Achilles war verblüfft, als er hereinkam und feststellte, dass Bean die Abdeckung des Ansaugschachts und einen Teil der Wand entfernt hatte, was ihm Zugang zum Belüftungssystem gab. Das hatte Achilles nicht erwartet.
    Â»Zieh dich aus«, sagte Bean.
    Achilles witterte einen Versuch, ihn zu demütigen.
    Bean zog seine eigene Uniform aus. »Sie verfolgen uns mit Hilfe der Uniformen«, sagte er. »Wenn du keine trägst, wissen sie auch nicht, wo du bist, außer in der Sporthalle und im Kampfraum, wo sie teure Geräte haben, die jeden warmen Körper wahrnehmen. Aber wir gehen an keinen dieser Orte, also zieh dich aus.«
    Bean war nackt. Solange Bean sich als Erster auszog, hatte Achilles keine Probleme, es ebenfalls zu tun.
    Â»Ender und ich haben das immer so gemacht«, sagte Bean. »Alle halten Ender für einen brillanten Kommandanten, dabei kannte er einfach nur alle Pläne der anderen Kommandanten, weil wir sie durch das Belüftungssystem ausspioniert haben. Und nicht nur die der Kommandanten. Wir fanden auch heraus, was die Lehrer planten. Wir wussten es immer im Voraus. Auf diese Weise war es nicht schwer zu gewinnen.«
    Achilles lachte. Das war wirklich cool. Bean war vielleicht ein Dummkopf, aber dieser Ender, von dem Achilles so viel gehört hatte, der hatte gewusst, was er tat.
    Â»Man muss zu zweit gehen, wie?«
    Â»Um dorthin zu gelangen, wo ich die Lehrer ausspionieren kann, muss ich durch einen weiten, stockfinsteren Schacht. Ich kann nicht hinunterklettern. Ich brauche jemanden, der mich runterlässt und wieder hochzieht. Ich wusste nicht, wem ich in der Kaninchenarmee vertrauen kann, und dann … dann bist du aufgetaucht. Ein Freund aus alten Zeiten.«
    Es geschah schon wieder. Das Universum beugte sich seinem Willen. Er und Bean würden allein sein. Niemand konnte verfolgen, wo sie waren. Niemand würde wissen, was geschehen war.
    Â»Ich bin dabei«, sagte Achilles.
    Â»Stemm mich hoch«, verlangte Bean. »Du bist groß genug, um allein raufzukommen.«
    Es war deutlich zu sehen, dass Bean diesen Weg schon viele Male zurückgelegt hatte. Er krabbelte durch den Kriechraum, und seine Füße und sein Hinterteil blitzten auf, wenn Licht vom Flur aus in den

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