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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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erforderlich machen, aber so war es schließlich immer. Mit den kleineren Problemen konnte Achilles sich auch dann noch beschäftigen, wenn sie sich stellten.
    Er zog sich die Schnur über den Kopf, dann band er sie unter den Armen fest, während Bean in die Schlinge am anderen Ende stieg.
    Â»Fertig«, sagte Achilles.
    Â»Achte darauf, dass sie schön stramm sitzt, damit sie bei dir nicht einschneidet, wenn mein Gewicht daran zieht.«
    Â»Ja, sie sitzt fest.«
    Aber Bean musste sich selbst überzeugen. Er schob einen Finger unter die Schnur. »Fester«, sagte er.
    Achilles band die Rettungsleine fester.
    Â»Gut«, sagte Bean. »Genau richtig. Los!«
    Los? Bean war derjenige, der etwas tun sollte.
    Dann straffte sich die Schnur, und Achilles wurde umgerissen. Nach ein paar weiteren Rucken hing er in der Luft in dem dunklen Schacht. Die Schnur schnitt sich tief in seine Haut ein.
    Als Bean »Los!« gerufen hatte, hatte er jemand anderen gemeint. Jemanden, der bereits im Schatten gelauert hatte. Der verräterische kleine Mistkerl!
    Achilles schwieg jedoch. Er griff nach oben, um den Balken über sich zu erreichen, aber das war nicht möglich. Er konnte auch nicht die Schnur hinaufklettern, nicht mit bloßen Händen, nicht, solange sie von seinem Körpergewicht festgezurrt wurde.
    Er begann sich zu winden, versuchte, hin und her zu schwingen. Aber ganz gleich, wie weit er in jede Richtung schwang, er stieß nirgendwo an. Keine Wand, keine Stelle, wo er Halt finden konnte.
    Zeit zu reden.
    Â»Worum geht es hier, Bean?«
    Â»Um Poke«, sagte Bean.
    Â»Sie ist tot, Bean.«
    Â»Du hast sie geküsst. Du hast sie getötet. Du hast sie in den Fluss geworfen.«
    Achilles spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Niemand sah das. Bean riet nur, aber … woher wusste er, dass Achilles sie zuerst geküsst hatte, wenn er nicht dort gewesen war?
    Â»Du irrst dich«, sagte Achilles.
    Â»Wie traurig, wenn ich mich irren würde. Dann würde der falsche Mann für das Verbrechen sterben.«
    Â»Sterben? Mach keine Witze, Bean. Du bist kein Mörder.«
    Â»Die trockene, heiße Luft im Schacht wird mir die Arbeit abnehmen. Du wirst an einem Tag verdurstet sein. Dein Mund ist schon ein wenig trocken, nicht wahr? Und du wirst einfach da hängen bleiben und mumifizieren. Das hier ist das Absaugsystem, also wird die Luft später noch gefiltert und gereinigt. Selbst wenn deine Leiche eine Weile stinkt, wird es niemand riechen. Niemand wird dich sehen – du bist weit oberhalb der Stelle, an der das Licht von der Tür hereinfällt. Und überhaupt kommt nie jemand hierher. Nein, Achilles’ Verschwinden wird eines der großen ungelösten Rätsel der Kampfschule werden. Sie werden Gespenstergeschichten über dich erzählen, um den Frischlingen Angst zu machen.«
    Â»Bean, ich habe es nicht getan.«
    Â»Ich habe dich gesehen, Achilles, du Dummkopf. Mir ist gleich, was du sagst, ich habe dich gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Gelegenheit bekommen würde, dir das heimzuzahlen. Alles, was Poke getan hat, hat dir nur genützt. Ich wollte, dass sie dich umbringt, aber sie hatte Mitleid. Sie hat dich zum König der Straße gemacht, und dafür hast du sie umgebracht?«
    Â»Ich habe sie nicht umgebracht.«
    Â»Lass es mich erklären, Achilles, da du eindeutig zu dumm bist zu erkennen, wo du bist. Das war dein erster Fehler: nicht zu begreifen, wo du hier bist. Auf der Erde warst du daran gewöhnt, erheblich schlauer zu sein als alle anderen. Aber hier in der Kampfschule sind alle so gescheit wie du, und die meisten von uns sind gescheiter. Glaubst du denn, Ambul hätte nicht bemerkt, wie du ihn angeschaut hast? Glaubst du, er wüsste nicht, dass er dem Tod geweiht war, nachdem er über dich gelacht hat? Glaubst du wirklich, die anderen Soldaten in der Kaninchenarmee hätten an mir gezweifelt, als ich ihnen von dir erzählte? Sie haben bereits gemerkt, dass etwas mit dir nicht stimmt. Den Erwachsenen ist es vielleicht entgangen, sie kaufen dir vielleicht ab, wie du dich einschleimst, aber wir tun es nicht. Und da wir gerade erst eine Situation hatten, in der ein Junge versucht hat, einen anderen zu töten, wollte niemand so etwas noch einmal erleben. Wir wollten nicht darauf warten, bis du zuschlägst. Eines solltest du nämlich wissen – Fairness schert uns hier einen

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