Enders Schatten
Opfer auch nicht zufällig aus. Er bringt jeden um, der ihn hilflos, verkrüppelt und geschlagen gesehen hat â er kann die Schande nicht ertragen. Er muss sich läutern, indem er sich absolute Macht über die Person verschafft, die es gewagt hat, ihn zu demütigen.«
»Sie sind neuerdings Psychologin?«
»Ich habe die Fakten einem Experten vorgelegt.«
»Die angeblichen Fakten.«
»Ich stehe nicht vor Gericht, Colonel. Ich spreche mit dem Mann, der diesen Mörder in die gleiche Schule gebracht hat wie das Kind, das den ursprünglichen Plan hatte, ihn zu demütigen. Das seinen Tod verlangte. Mein Experte versichert mir, die Wahrscheinlichkeit, dass Achilles nicht gegen Bean vorgeht, sei gleich null.«
»Das ist im Weltraum nicht so leicht, wie Sie glauben. Kein Kai, verstehen Sie?«
»Wissen Sie, woher ich wusste, dass Sie ihn in den Weltraum mitgenommen haben?«
»Ich bin sicher, Sie haben Ihre Quellen, sowohl sterbliche als auch himmlische.«
»Meine gute Freundin Dr. Vivian Delamar war die Chirurgin, die sich um Achillesâ Bein gekümmert hat.«
»Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie sie empfohlen.«
»Bevor ich wusste, was es mit Achilles wirklich auf sich hatte. Als ich es herausfand, habe ich sie angerufen. Sie gewarnt. Mein Experte meinte, auch sie sei in Gefahr.«
»Die Ãrztin, die sein Bein geheilt hat? Warum?«
»Niemand hat ihn hilfloser gesehen als die Chirurgin, die an ihm herumgeschnitten hat, während er betäubt dalag. Ich bin sicher, er wusste, dass es falsch war, dieser Frau zu schaden, die ihm so viel Gutes getan hat. Aber das Gleiche trifft auch auf Poke zu, die sein erstes Opfer wurde. Falls sie das erste Opfer war.«
»Also gut ⦠Dr. Vivian Delamar. Sie haben sie alarmiert. Was hat sie gesehen? Hat er unter Narkose ein Geständnis gemurmelt?«
»Das werden wir nicht erfahren. Er hat sie umgebracht.«
»Sie machen wohl Witze.«
»Ich bin gerade in Kairo. Sie wird morgen beigesetzt. Sie haben es für einen Herzinfarkt gehalten, bis ich sie drängte, nach einem Nadeleinstich zu suchen. Tatsächlich haben sie einen gefunden, und nun wird es als Mord betrachtet. Achilles kann jetzt lesen. Er wusste, welche Drogen sie umbringen würden. Wie er sie allerdings dazu veranlasst hat, still sitzen zu bleiben, während er ihr die Injektion verabreichte, weià ich nicht.«
»Wie kann ich das glauben, Schwester Carlotta? Der Junge ist groÃzügig und liebenswert, die Menschen fühlen sich zu ihm hingezogen. Er ist ein geborener Anführer. Solche Menschen töten nicht.«
»Wer sind die Toten? Ein Lehrer, der ihn wegen seiner Ignoranz verspottete, als er in die Schule kam. Der ihn vor der ganzen Klasse lächerlich machte. Die Ãrztin, die ihn betäubt sah. Das Mädchen von der StraÃe, dessen Bande ihn zu Boden schlug. Der StraÃenjunge, der geschworen hatte, ihn zu töten, und ihn veranlasste, sich zu verstecken. Vielleicht könnte man mit dieser Argumentation keine Geschworenen beeindrucken, aber es sollte Sie zumindest nachdenklich machen.«
»Ja, Sie haben mich überzeugt, dass eine echte Gefahr besteht. Aber ich habe den Lehrern in der Kampfschule schon gesagt, dass es gefährlich werden könnte. Und ich bin jetzt nicht mehr für die Kampfschule zuständig.«
»Aber Sie stehen immer noch mit ihr in Verbindung. Wenn Sie die Kinder dringlicher warnen, werden sie MaÃnahmen ergreifen.«
»Ich werde sie angemessen warnen.«
»Sie lügen mich an.«
»Das sehen Sie übers Telefon?«
»Sie wollen, dass Bean der Gefahr ausgesetzt wird.«
»Schwester ⦠ja, das will ich. Aber nicht in solchem AusmaÃ. Ich werde tun, was ich kann.«
»Wenn Sie zulassen, dass Bean etwas zustöÃt, wird Gott Rechenschaft fordern.«
»Dann muss er sich hinten anstellen, Schwester Carlotta. Erst wird mich die IF vor ein Kriegsgericht stellen.«
Bean spähte in den Belüftungsschacht in seinem Quartier und staunte darüber, dass er jemals klein genug gewesen war, um dort hineinzupassen. Wie groà war er damals gewesen â so groà wie eine Ratte?
Da er nun sein eigenes Zimmer hatte, brauchte er sich zum Glück nicht mehr auf die AusstoÃöffnungen zu verlassen. Er stellte seinen Stuhl auf den Tisch und stieg hinauf zu der langen, schmalen Ansaugdüse an der Flurwand seines
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