Enders Spiel
zog jedoch einige Befriedigung aus der Tatsache, dass auf der offiziellen Schlussliste des Salamandertrupps nicht die erwarteten einundvierzig Ausgeschalteten oder Eliminierten zu Buche standen, sondern stattdessen vierzig Eliminierte und ein Verwundeter. Bonzo konnte es nicht begreifen, bis er in Andersons Buch nachsah und erkannte, wer es war. Verwundet, Bonzo, dachte Ender. Ich konnte noch schieÃen.
Er rechnete damit, dass Bonzo zu ihm kam und sagte: »Nächstes Mal, wenn es wieder so ist, kannst du schieÃen.«
Aber Bonzo sprach bis zum nächsten Morgen nach dem Frühstück überhaupt nicht mit ihm. Natürlich aà Bonzo in der Kommandantenmesse, doch Ender war sich ziemlich sicher, dass der seltsame Endstand dort ebenso viel Aufregung bewirken würde wie im Speisesaal der Soldaten. Bei jedem anderen Spiel, das kein Unentschieden war, war jedes Mitglied des unterlegenen Teams entweder eliminiert â total eingefroren â oder kampfunfähig gemacht, was bedeutete, dass zwar einige ihrer Körperteile noch nicht eingefroren, sie aber auÃerstande waren, zu schieÃen oder dem Gegner Schaden zuzufügen. Salamander war der einzige unterlegene Trupp mit einem Mann in der »Verwundet-aber-kampffähig«-Kategorie.
Ender gab von sich aus keine Erklärung ab, aber die anderen Mitglieder des Salamandertrupps plauderten die Hintergründe aus. Und als andere Jungen ihn fragten, warum er nicht den Befehl missachtet und geschossen hatte, antwortete er ruhig: »Ich gehorche Befehlen.«
Nach dem Frühstück hielt Bonzo Ausschau nach ihm. »Der Befehl gilt noch«, sagte er. »Dass du mir das ja nicht vergisst.«
Das wird dich teuer zu stehen kommen, du Narr. Ich mag kein guter Soldat sein, aber ich kann trotzdem helfen, und es gibt keinen Grund, mich davon abzuhalten.
Ender sagte nichts.
Ein interessanter Nebeneffekt der Schlacht war, dass Ender an der Spitze der Effizienzliste erschien. Da er keinen Schuss abgefeuert hatte, hatte er eine perfekte Ausbeute beim SchieÃen â keinen einzigen Fehlschuss. Und weil er nicht eliminiert oder kampfunfähig wurde, war seine Quote auch dort exzellent. Kein anderer kam auch nur in seine Nähe. Dies löste bei vielen Jungen Gelächter aus, und andere waren wütend, aber auf der prestigeträchtigen Effizienzliste war Ender jetzt die Nummer eins.
Es blieb dabei, dass er bei den Trainingsstunden des Trupps nicht mitmachte, und es blieb dabei, dass er selbstständig hart arbeitete, morgens mit Petra und abends mit seinen Freunden. Immer mehr Startis schlossen sich ihnen jetzt an, nicht aus Jux, sondern weil sie Ergebnisse sehen konnten â sie wurden besser und besser. Ender und Alai blieben ihnen jedoch voraus. Teilweise lag es daran, dass Alai ständig neue Sachen ausprobierte, die Ender zwangen, sich neue Taktiken auszudenken, um ihnen zu begegnen. Teilweise lag es daran, dass ihnen andauernd dumme Fehler unterliefen, die Manöver nötig machten, die kein gut ausgebildeter Soldat mit etwas Selbstachtung auch nur versucht hätte. Viele der Dinge, die sie ausprobierten, erwiesen sich als nutzlos. Aber es machte immer SpaÃ, war immer aufregend, und genug Sachen klappten, um zu wissen, dass es ihnen half. Der Abend war die schönste Zeit des Tages.
Die nächsten beiden Kämpfe waren leichte Siege für die Salamander; Ender kam nach fünf Minuten herein und blieb vom geschlagenen Gegner unangetastet. Er begann zu erkennen, dass der Kondortrupp, der sie geschlagen hatte, ungewöhnlich gut war; Salamander war, so gering Bonzos Strategiekenntnisse auch sein mochten, eines der besseren Teams. Stetig kletterten sie in der Tabelle nach oben, wobei sie sich mit den Ratten um den vierten Platz stritten.
Ender wurde sieben. In der Kampfschule spielten solche Dinge keine groÃe Rolle, aber Ender hatte herausgefunden, wie er das Datum auf seinem Pult erscheinen lassen konnte, und er vermerkte seinen Geburtstag. Die Schule vermerkte ihn auch; sie nahmen an ihm Maà und gaben eine neue Salamanderuniform und einen neuen Blitzanzug für den Kampfraum an ihn aus. In den neuen Kleidern marschierte er zurück zu den Unterkünften. Sie fühlten sich merkwürdig und weit an, als passte ihm seine Haut nicht mehr richtig.
Er sehnte sich danach, an Petras Koje stehen zu bleiben und ihr von seinem Zuhause zu erzählen, davon, wie seine Geburtstage normalerweise verliefen,
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