Enders Spiel
an.«
»Es muss schon ein Befehl sein, Oberst Graff. Armeen rücken nicht vor, weil ein Kommandant sagt: âºIch nehme an, es ist Zeit zum Angriff.â¹Â«
»Ich bin kein Kommandant. Ich unterrichte kleine Kinder.«
»Oberst Graff, ich gebe zu, ich habe Ihnen Ãrger gemacht, ich gebe zu, ich war ein Stachel in Ihrem Fleisch, aber es hat funktioniert, alles hat genauso funktioniert, wie Sie es wollten. Die letzten paar Wochen war Ender sogar ⦠sogar â¦Â«
»Glücklich.«
»Zufrieden. Er macht sich gut. Sein Verstand ist scharf, sein Spiel ist hervorragend. So jung er auch ist, wir hatten noch nie einen besser für ein Kommando vorbereiteten Jungen. Gewöhnlich gehen sie mit elf, aber mit neuneinhalb ist er ein Spitzenmann.«
»Nun gut. Ein paar Minuten lang hatte ich mich gefragt, was für eine Art von Mensch das ist, der ein seelisch zerrissenes Kind von einem Teil seiner Qual heilt, nur um es wieder zurück in die Schlacht werfen zu können. Ein kleines, privates moralisches Dilemma. Bitte sehen Sie darüber hinweg. Ich war müde.«
»âºDie Welt rettenâ¹, erinnern Sie sich?«
»Holen Sie ihn her.«
»Wir tun, was getan werden muss, Oberst Graff.«
»Kommen Sie, Anderson, Sie brennen doch richtig darauf zu sehen, wie er mit all den manipulierten Spielen fertig wird, die Sie ausgearbeitet haben.«
»Ich finde es ziemlich schäbig, was Sie da â¦Â«
»Also bin ich eben ein schäbiger Mensch. Wir sind beide der Abschaum der Erde. Ich will auch sehen, wie er mit ihnen fertig wird. SchlieÃlich hängt unser Leben davon ab, dass er gut abschneidet. Neh?«
»Sie fangen doch nicht etwa auch schon an, den Slang der Jungen zu gebrauchen, oder?«
»Ich werde den Dienstplan in seinen Speicher laden und ihm sein Sicherungssystem geben. Was wir mit ihm machen, ist nicht völlig schlecht, wissen Sie. Er kriegt wieder seine Ruhe.«
»Isolation, meinen Sie.«
»Die Einsamkeit der Macht. Gehen Sie und holen Sie ihn her.«
»Jawohl, Sir. Ich bin in fünfzehn Minuten mit ihm zurück.«
»Auf Wiedersehen. Jawohl, jawoll, jawollja. Ich hoffe, du hattest deinen SpaÃ, ich hoffe, du hast eine nette, nette Zeit verbracht, als du glücklich warst, Ender. Vielleicht ist es das letzte Mal in deinem Leben. Willkommen, mein Kleiner! Dein lieber Onkel Graff hat Pläne für dich.«
Von dem Moment an, da sie ihn hereinbrachten, wusste Ender, was geschah. Jeder erwartete von ihm, dass er früh Kommandant wurde. Vielleicht nicht so früh, aber er hatte seit drei Jahren beinahe kontinuierlich die Rangliste angeführt, kein anderer reichte auch nur entfernt an ihn heran, und seine abendlichen Ãbungsstunden waren zur prestigeträchtigsten Veranstaltung in der Schule geworden. Manche fragten sich sogar, warum die Lehrer so lange gewartet hatten.
Er überlegte, welchen Trupp sie ihm geben würden. Drei Kommandanten würden bald graduieren, darunter auch Petra, aber es bestand keinerlei Hoffnung, dass sie ihm Phönix gaben â niemand war bisher Kommandant des Trupps geworden, in dem er zuvor als Soldat gedient hatte.
Anderson führte ihn zuerst in sein neues Quartier. Das machte die Sache perfekt â nur Kommandanten hatten private Räume. Dann lieà er ihm eine neue Uniform und einen neuen Blitzanzug anmessen. Er warf einen Blick auf die Vordrucke, um den Namen seines Trupps festzustellen.
Drache, lautete der Vordruck. Es gab keinen Drachentrupp.
»Ich habe noch nie etwas vom Drachentrupp gehört«, sagte Ender.
»Das liegt daran, dass es seit vier Jahren keine Drachen mehr gegeben hat. Wir führten den Namen nicht fort, weil er mit einem Aberglauben verbunden war. Kein Drachentrupp in der Geschichte der Kampfschule hat jemals auch nur ein Drittel seiner Spiele gewonnen. Sie wurden zu einem Witz.«
»Und warum beleben Sie sie jetzt wieder?«
»Wir hatten eine Menge überzähliger Uniformen, die mal aufgebraucht werden müssen.«
Graff saà an seinem Schreibtisch und sah fetter und müder aus als beim letzten Mal. Er überreichte Ender seinen Haken, die kleine Box, die Kommandanten benutzen, um sich beim Training im Kampfraum uneingeschränkt bewegen zu können. Viele Male während seiner abendlichen Ãbungsstunden hatte Ender sich gewünscht, einen Haken zu haben, statt von Wänden abprallen zu müssen,
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