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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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mit auf den Rücken gefesselten Händen. Michael. Er riss sich von ihnen los und war mit einem langen Satz an der Glaswand.
    »Callie!« Er starrte mit verzweifelter Miene zu mir herunter.
    »Tun Sie ihm nicht weh!«, rief ich Brockman zu.
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein«, sagte Brockman. »Wenn du tust, was wir von dir verlangen …«
    Er gab den Wachtposten mit einem Wink zu verstehen, dass sie Michael wieder wegbringen sollten.
    »Was verlangen Sie?«
    »Ich habe prominente ausländische Gäste im Haus. Nun, da du ebenfalls eingetroffen bist, werden wir ihnen in einer Sondervorführung die neue Technologie demonstrieren. Und danach soll eine kleine Auktion stattfinden.«
    Mein Puls raste.
    »Sie wollen uns wie Sklaven versteigern«, sagte ich atemlos.
    »Nein. Wie die Wertartikel, die ihr seid. Niemand wird euch ein Haar krümmen. Die Investoren setzen sicher alles daran, ihre teuren Errungenschaften pfleglich zu behandeln.«
    »Dann geht es Ihnen nur ums Geld? Sie machen das nicht aus irgendeiner tieferen Überzeugung?«
    »Geld regiert die Welt.« Er betrachtete seine Fingernägel. »Das sollte sich inzwischen auch bis zu dir herumgesprochen haben.«
    Ich hasste ihn. Er war tatsächlich so brutal, wie Hyden ihn geschildert hatte. Es machte mich fertig, dass Hyden äußerlich so große Ähnlichkeit mit diesem Abschaum eines Menschen hatte. Warum blieben so erbärmliche Typen wie er am Leben, wenn meine Mutter, die ich als Güte in Person in Erinnerung hatte, sterben musste?
    »Mein Sohn ist offensichtlich verknallt in dich, und auch wenn das ein Zeichen von Schwäche ist, begreife ich das durchaus. Du hast alles im Übermaß – Verstand, Schönheit und Mut. Und du besitzt den einzigen Killer-Neurochip auf der Welt.«
    Er wandte sich von der Glaswand ab und kam die offene Treppe herunter. Im Erdgeschoss angelangt, trat er auf mich zu.
    »Ja, Callie Woodland ist exquisit. Die Bieter werden bei deinem Anblick begeistert sein. Wir haben ihnen deine Ankunft versprochen, und sie freuen sich bereits auf die Auktion.«
    Ein Wachtposten flüsterte Brockman etwas zu.
    »Großartig. Bringt ihn herein.«
    Ein weiterer Posten führte Hyden in die Eingangshalle. Brockman musterte seinen Sohn vom Scheitel bis zur Sohle. »Du scheinst gut in Form zu sein. Schön, dich mal ohne diese alberne Verkleidung zu sehen.«
    Der Wachtposten wollte Hyden festhalten, doch Brockman winkte ab.
    »Keine Sorge, der tut nichts. Kann ja nicht einmal jemandem die Hand geben.«
    Hyden warf seinem Vater einen hasserfüllten Blick zu und wandte sich dann an mich. »Alles in Ordnung?«
    »Er hat mir die Waffen abgenommen«, sagte ich.
    Er nickte, und ich schloss daraus, dass sie auch ihn entwaffnet hatten.
    »Nun, da du endlich hier bist, kann ich mit der Demonstration beginnen.«
    Brockman sah mich starr an und drückte auf eine Stelle hinter seinem Ohr. Wieder überkam mich dieses schreckliche Kribbeln, das in den Zehen begann und immer höher stieg, bis es meinen Scheitel erreicht hatte. Ich konnte nicht sprechen, konnte Hyden nicht einmal durch Gesten oder meine Mimik zu verstehen geben, was sich in mir abspielte.
    Aber er schien es auch so zu erraten, denn er lief feuerrot an.
    »Hör auf damit!«, fuhr er seinen Vater an. »Lass sie in Ruhe!«
    Ich sah, wie sich mein Körper Hyden zuwandte, wie sich mein Arm hob, wie ihm meine Hand mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Hyden taumelte zurück.
    Brockman begann zufrieden zu grinsen.
    »Es macht einen immensen Spaß, euch zu steuern«, sagte er. »Und bei dir ganz besonders, Callie, weil du alles miterlebst und dich doch nicht wehren kannst. Diese Nähe, diese Intimität. Das geht mir durch und durch.«
    Hyden hatte seinen Vater die ganze Zeit über wütend angestarrt. Nun sprang er ihn an, ohne an seine Berührungsangst zu denken, und versetzte ihm einen Schlag unter das Kinn. Für Brockman kam der Angriff überraschend. Er taumelte rückwärts. Hyden packte ihn an den Schultern, warf ihn zu Boden und schlug wild auf ihn ein. Rasender Zorn, so schien es, war das Heilmittel für seine Phobie. Dann eilten die Wachtposten herbei und zerrten ihn von seinem Vater weg.
    Ich gewann die Kontrolle über meinen Körper in dem Moment zurück, als Hyden seinen Vater attackierte.
    »Hyden!«, schrie ich.
    Einer der Bewacher hatte Hyden zu Boden geworfen und hielt ihn fest. Brockman entriss dem zweiten Mann den Zip-Taser und richtete ihn auf seinen Sohn. Ein blauer Lichtbogen knisterte. Hyden stieß

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