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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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seinen teuflischen Trick hereingefallen. Ich ging von Tür zu Tür, öffnete sie und warf einen Blick ins Innere. Leer.
    Was suchst du?
    »Meinen Vater. Wo ist er?«
    Du würdest ihn gerne sehen. Nach so langer Zeit.
    »Natürlich.«
    Das lässt sich einrichten. Aber sollten wir die gute Gelegenheit nicht nutzen, um uns erst mal näher kennenzulernen?
    Unvermittelt stockte mein Schritt. Ich stand wie festgewurzelt da und spürte, wie jemand ganz allmählich die Kontrolle über meinen Körper gewann. Es war, als wanderte zähflüssiges Quecksilber in meinen Nervensträngen nach oben. Von den Füßen in die Beine und Hüften, in die Bauchmuskeln, in Brust und Arme. Aus einem der Räume kam ein Starter-Mädchen.
    »Flieht!«, schrie ich, solange ich noch meine Stimme hatte. »Flieht und versteckt euch!«
    Angst huschte wie ein Schatten über ihr Gesicht. Sie zögerte einen Moment, doch dann rannte sie los und verständigte die anderen.
    Das Gefühl der Schwere erfasste meinen Nacken und schließlich meinen Kopf. Ich kam mir vor wie eine Statue aus Stein.
    Mein rechter Fuß bewegte sich vorwärts, dann mein linker, zögernd zunächst, nicht völlig mechanisch. Nach kurzer Zeit wirkten meine Schritte so natürlich, dass sie einen unbefangenen Betrachter getäuscht hätten.
    »Wohin … bringen Sie mich?«
    Das wirst du gleich sehen.
    Er zwang mich, bis zum Ende des Korridors und dann nach rechts zu gehen. Es war unheimlich, sich auf diese Weise zu bewegen. Als Hyden mich in Dawsons Labor steuerte, hatte es sich angefühlt, als würde ein Kind auf den Füßen eines Erwachsenen stehen, der es im Takt hin- und herschwenkte. Das hier war anders. Jemand hatte Besitz von mir ergriffen, und ich spürte jeden einzelnen Moment als brutale Gewalt.
    Aber ich versuchte meine Qualen zu verbergen, während ich beobachtete, wie mein Arm vorwärts schnellte und eine Tür am Ende des Korridors öffnete. Dann erinnerte ich mich. Die Umkehrung. Sie hatte bei den Tests nicht funktioniert, aber ich konnte es ja noch einmal versuchen.
    Ich konzentrierte mich darauf, meinen Arm zurückzuziehen, ehe ich die Tür öffnete. Nein, sagte ich mir vor. Lass die Klinke los.
    Aber ich gewann die Kontrolle nicht zurück. Brockman war stärker. Meine Hand öffnete die Tür.
    Ich betrat die Eingangshalle eines Gebäudes. Sie war offen angelegt, ringsum verglast und erstreckte sich über Erd- und Obergeschoss. Mehrere Sicherheitsleute kamen auf mich zu.
    Ich übergab ihnen all meine Waffen. Meine eigenen Hände tasteten mich ab, um sicherzustellen, dass ich nichts vergessen hatte.
    Dann spürte ich, wie mein Körper zu mir zurückkehrte. Das begann am Scheitel, mit einem Kribbeln, das sich über Gesicht, Hals, Brust, Bauch, Hüften und schließlich die Beine und Füße ausdehnte. Es erinnerte an das Ameisenlaufen eines eingeschlafenen Körperteils.
    Ich blickte mich um und überlegte, wohin ich mich wenden sollte, als ich von der Galerie im Obergeschoss ein Geräusch hörte.
    »Wohin willst du, Starter? Oder ist dir die Anrede Metallo lieber?« Ein Middle stand dort oben, lässig gegen eine – vermutlich kugelsichere – Glaswand gelehnt, und sah mich mit einem spöttischen Grinsen an.
    Er schien um die vierzig zu sein, ein durchtrainierter Typ in einem modischen Illusionsanzug, der die Farben wechselte, sobald er sich bewegte. Ich erkannte die ebenmäßigen, fein gemeißelten Züge, ja sogar die Haltung von Hyden.
    Das musste Brockman sein.
    Hydens Vater.

kapitel 24 Brockman starrte auf mich herab, die Arme vor der Brust verschränkt wie ein pompöser Diktator. Nun, da ich mich wieder frei bewegen konnte, schaute ich mich nach einem Aufgang in das Obergeschoss um.
    Ein Mikrofon im Raum verstärkte seine Stimme. »So wie es aussieht, bist du leicht zu steuern.«
    »Wo ist mein Vater?«
    »Geduld«, sagte er mit einem Lächeln. »Obwohl ich euer Zusammentreffen selbst kaum erwarten kann. Aber zuerst müssen wir uns unterhalten. Du bist ein ganz besonderes Mädchen, Callie Woodland. Und natürlich bist du die einzige Spenderin mit Multiplem Zugriff. Wenn wir nur mehr von diesen SMZ -Chips hätten!«
    »Haben Sie aber nicht«, entgegnete ich. »Und mich haben Sie genau genommen auch nicht.«
    »In diesem Punkt täuschst du dich.« Er schaute an mir vorbei. »Und weißt du, wen wir noch haben?«
    Er nickte jemandem zu, der sich irgendwo in dem Büro hinter ihm befand, jemandem, den ich nicht sehen konnte. Zwei Wachtposten traten vor, zwischen sich eine Person

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