Enders
einen Blick auf das Mal und nickte.
»Der Schock hatte etwas Gutes.«
»Kann sein. Wenn du eine so hohe Spannung abkriegst, lässt sich nicht vorhersagen, was passiert.«
Ich glaubte zwar, dass der wahre Grund dafür, dass er in der Lage gewesen war, mich zu berühren, die Konfrontation mit dem Monster war, das die Schuld an seiner Schmerzphobie trug. Aber Jungs bevorzugen nun mal technische Erklärungen.
Ich hob eine Hand in der Hoffnung, er erinnerte sich an unsere Begegnung bei Dawson, als wir uns durch eine Glasscheibe getrennt gegenüberstanden.
Er verstand, und unsere Handflächen berührten sich in der Luft.
Er schloss die Augen. Bereitete ihm der Kontakt immer noch Schmerzen? Er beantwortete die unausgesprochene Frage, als er die Augen wieder aufschlug und mich anlächelte.
Unsere Finger verflochten sich. Dann beugte er sich vor und küsste mich. Er küsste mich. Nicht als Blake oder Jeremy oder sonst jemand, sondern als er selbst.
Etwas Besseres konnte es nicht geben.
Leider öffnete sich viel zu bald die Tür.
kapitel 25 Hyden und ich fuhren hoch und sahen Briona. Sie hielt Trax’ Generalschlüssel in der Hand.
»Kommt«, sagte sie leise und wartete, bis wir aufgestanden waren.
»Das ist Briona«, flüsterte ich Hyden zu.
Wir folgten ihr durch die offene Tür in den Korridor hinaus. Briona sah ohne ihren Nasenschlauch viel besser aus.
»Wo sind die anderen?«, fragte ich.
»Manche suchen nach Essen. Andere verstecken sich.«
»Sind alle noch frei?«, erkundigte sich Hyden.
»Keine Ahnung. Wir haben uns über das ganze Gelände verteilt.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Hyden.
»Ich weiß, wo dein Vater ist«, sagte sie zu mir. »Woodland, nicht wahr?«
»Ja.« Ich nickte.
»Ich bringe dich zu ihm. Einer der Starters fand eine Liste. Hier entlang.«
»Geht es ihm gut?«, fragte ich. »Hast du ihn gesehen?«
»Noch nicht«, erwiderte sie. »Ich wollte zuerst dich holen.«
Mein Herz hämmerte. Der Gedanke, dass ich endlich meinen Vater wiedersehen sollte, lebend …
Wir bogen um eine Ecke. Der Korridor war hier zu Ende. Vor uns befand sich eine Tür mit der Aufschrift Zimmer 511.
Briona blieb verwirrt stehen. »Hier.«
»Und worauf warten wir noch?«, fragte ich ungeduldig.
»Ich weiß auch nicht. Irgendwie sieht das wie der Hintereingang zum Theater aus.«
»Und selbst wenn es ein Badezimmer wäre«, drängte ich. »So lange mein Vater hier ist …« Ich ging an ihr vorbei und öffnete die Tür.
Im gleichen Moment hörte ich Applaus. Vor mir breitete sich ein kleines Theater aus. Brockman stand auf einer Rundbühne, etwa fünf Meter von mir entfernt.
»Und hier, meine Damen und Herren, kommt unser Star«, sagte er in ein Mikrofon. Er wandte sich von seinem Publikum ab und sah mich über die Bühne hinweg an.
Hyden stand dicht hinter mir. Noch war keiner von uns über die Schwelle getreten.
»Callie, zurück, das ist eine Falle!«, rief er.
Wir machten kehrt, aber drei Wachen erschienen im Korridor. Sie versperrten den Weg und zwangen uns, die Bühne zu betreten.
Einer der Männer raunte mir zu: »Kannst du dir nicht denken, dass wir überall Überwachungskameras haben?«
Briona, die völlig aufgelöst wirkte, wurde von den Posten zur Seite gezerrt. Ganz offensichtlich hatte man sie ohne ihren Willen als Lockvogel benutzt. Wenn ich ihre Worte an der Tür ernst genommen hätte, wären wir vielleicht entkommen. Aber wahrscheinlich hatte man uns die ganze Zeit über beobachtet.
Der Zuschauerraum des Theaters war in einem steil ansteigenden Halbrund um eine kleine Bühne angeordnet. Die Lichter erschwerten den Blick auf das Publikum, aber ich konnte doch an die zwanzig Enders in Smokings, Abendroben oder den farbenfrohen Gewändern ihrer jeweiligen Heimatländer ausmachen. Es war, als hätten sich die Besucher für einen Premiereabend in der Oper herausgeputzt. Die Frauen hatten sich mit protzigen Klunkern behängt, und das Meer an schimmernden Illusionsstoffen machte mich schwindlig.
Hyden erhielt von einem Wächter die Anweisung, aus dem Lichtkreis der Bühne zu treten und sich rechts von mir aufzustellen. Ein anderer geleitete mich zu Brockman im Zentrum der Bühne. Zu meiner Linken befand sich ein kleiner Tisch und zu meiner Rechten ein größerer Tisch, auf dem diverse bunte Objekte bereitlagen.
»Sie ist noch ein wenig schüchtern, meine Damen und Herren – Callie Woodland, die einzige echte SMZ oder Spenderin mit Multiplem Zugriff. Das bedeutet, dass mehrere
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