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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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wollen. Daran war Areel schuld, Endithors Tochter. Sie muss getötet werden.«
    »Jawohl, mein Lord.«
    »Nehmt Euren Bogen mit und den sichersten Pfeil, den Ihr habt. Ich vermute, dass Areel zur Hexe geworden ist. Jagt Euch das Angst ein?«
    »Nein, mein Lord. Ich glaube an Mitra. Und ich kann ihr schneller einen Pfeil durchs Herz schießen, als sie einen Zauberspruch herausbringen könnte.«
    »Gut. Gut. Ihr wisst, was ich will. Geht und führt den Auftrag durch. Kehrt umgehend zurück, und alles, was Ihr Euch wünscht, soll Euer sein. Ein Pfeil durchs Herz der Hexe, Hest!«
    »Es ist bereits so gut wie getan, Lord Nalor.« Hest schlug die Hacken zusammen und verließ den Raum.
    Nalor seufzte tief und schaute aus dem Fenster. Noch graute der Morgen nicht. Das war gut. So mochte alles in einer Nacht abgeschlossen sein, und dann konnten die Lügen des Tages – Kus’ Lügen, die Lügen der Menschheit – die Erklärung bieten, wenn die, Sonne erst vom Himmel brannte.
     
    Ein Soldat war Hest – ausgebildet in allem, was ein guter Soldat beherrschen musste. Zwar stand er jetzt im Dienst eines Edlen in der Stadt, aber er hatte sehr wohl im Feld gekämpft, hatte Raubtiere aufgespürt und Kriegsgefangene, die man als Teil der zamorianischen Kriegsspiele in den Wäldern ausgesetzt hatte. Davon abgesehen, kannte er sich in Städten aus und verstand etwas von der Bezwingung von Mauern, Wänden, Türen und Fenstern. In seiner Jugend hatte er sich auf der Straße durchschlagen müssen, und es war ihm oft nichts anderes übrig geblieben, als sich Essen und Geld zu stehlen, um am Leben zu bleiben. Es hatte nur wenige Schlösser gegeben, die seinen geschickten Fingern widerstanden hatten.
    Infolgedessen kostete es Hest kaum Mühe, durch das Nebentor in den Garten und von dort durch eine Hintertür ins Haus und zu Areels Gemächern zu gelangen. Das erste Grau des Morgens tönte bereits den Himmel. Schwalben und Rotkehlchen erwachten und zwitscherten, Tauperlen glitzerten auf den Blättern. Nicht einmal ein Geist hätte Hests Schritte auf den Fliesen des Eingangs zu hören vermocht.
    Nicht einmal ein Geist – vielleicht jedoch eine Hexe …
    Da Hest nicht wusste, wo Areel schlief, benutzte er den Verstand. Er wusste, dass Edelleute im allgemeinen ihre Schlafgemächer im ersten Stock ihrer Häuser hatten, also schlich er die Treppe hoch. Ebenso wusste er, dass die Edlen es vorzogen, in großen, luftigen Räumen zu schlafen, weil dort die sommerliche Hitze erträglicher war. Und wie er vom Garten aus geschlossen hatte, stellte er fest, dass sich im hinteren Westflügel ein sehr geräumiges Gemach befand, dessen Fenster zum Garten hinausschauten.
    Hest huschte den Gang entlang. Immer noch waren seine Schritte so unhörbar, als verfolge er eine Dschungelkatze auf weichem Moosboden.
    Die Tür war bereit und unbewacht; tatsächlich standen die Flügel offen und die Vorhänge dahinter, die den Blick ins Innere verwehrten, flatterten leicht. Den Atem anhaltend, glitt Hest durch die Vorhänge und blieb im Vorraum des Schlafgemachs stehen. Was er im Dämmerlicht sah – den vielen Zierrat, die prunkvollen Möbel, die goldenen Lampen, die Messingstatuetten, die Regale voll Bücher und Schriftrollen –, deutete darauf hin, dass es eines der Gemächer der Herrin des Hauses war.
    Eine schmale Tür zu Hests Linken war der einzige weitere Eingang. Er schlich darauf zu, zog einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn an die Sehne und mit dem Bogen in der Linken machte er sich daran, das Schloss dieser Tür zu öffnen.
    Sie war nicht verschlossen!
    Vage fragte er sich, weshalb Areel ihr Zuhause so völlig unbewacht gelassen hatte.
    Aber ja, erinnerte er sich, wenn sie eine Hexe war, würde allein diese Tatsache mögliche Einbrecher fernhalten.
    Er öffnete die Tür gerade so weit, dass er durch den Spalt zu schlüpfen vermochte. Nur Umrisse waren zu sehen und selbst die unscharf. Es brannten weder Öllampen noch Kerzen, und sogar die Läden waren geschlossen …
    Und dort, hinter schleierfeinen Vorhängen rings um ein Bett, lag eine Schlafende, die unter den weichen Seidendecken kaum merklich atmete. Der dunkelhaarige Kopf ruhte auf weichen Kissen. Der Busen bewegte sich ganz leicht, ein Zeichen, dass das Herz darunter schlug.
    Hest vergewisserte sich, dass der Pfeil sicher an der Sehne lag. Die dünnen Bettvorhänge würden ihn nicht von seiner Richtung ablenken …
    Ohne lange zu überlegen, schoss er. Die Sehne sirrte. Der Pfeil mit seiner

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