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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Stahlspitze, in ein Gift getaucht, das Hest schon bei der Bären- und Büffeljagd gute Dienste geleistet hatte, war kaum zu sehen. Der Seidenvorhang riss, der Pfeil drang in die weiche Gestalt auf dem Bett, geradewegs zwischen die Brüste.
    Die Gestalt erzitterte nicht einmal, sondern blieb völlig unbewegt liegen. Doch dann – es war unglaublich! – schien sie zu verschwimmen, sich aufzulösen!
    Hest keuchte. Es lag keine Frau auf dem Bett – nur zusammengeknüllte Decken, die durch den Pfeil auf die Matratze gespießt waren. Ein Trugbild.
    Und eine Frauenstimme rief: »Dummkopf!«
    Hest zuckte zusammen und wandte sich nach rechts …
    »Dummkopf! Hast du geglaubt, ich ließe mich überraschen?«
    Eine Frau – mit weißem Gesicht, dunklem Haar, in weißem Gewand – kam aus den Schatten auf ihn zu …
    Benommen wich Hest vor der Frau zurück. Erst jetzt begannen Furcht und Überraschung sich in ihm bemerkbar zu machen.
    Er war nicht flink genug. Eine weiche Hand streifte sein Handgelenk, und Hest fühlte sich wie betäubt, er vermochte keinen Schritt mehr zu tun. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er die bleiche Frau an.
    »Dummkopf!« Ihre Augen funkelten in gerechtem Zorn. Täuschte er sich oder glühten sie wahrhaft gelblich? »Hund! Hieltest du mich für so dumm, dass ich keinen Meuchler Kus’ oder Nalors erwarten würde?«
    Hest konnte sich nicht bewegen, konnte nicht atmen, konnte sie nur anstarren.
    »Du wirst zu ihnen zurückkehren«, sagte Areel bedächtig. »Aber noch nicht gleich. Schau her, Soldat …« Sie beugte sich über ein Tischchen, griff nach einer Kürbisflasche und hob das Deckelstück ab. »Siehst du das? Es ist mit magischer Kraft gefüllt. Wusstest du, dass ich eine Hexe bin? Erfüllte dich das nicht mit Furcht, als du mein Haus betratst? Oder warst du zu sehr damit beschäftigt, von den Reichtümern zu träumen, die dein Herr dir zweifellos zusicherte, wenn es dir gelänge, mich zu töten?«
    Hest war auch jetzt keiner Bewegung fähig, aber Schweiß rann ihm über Gesicht und Rücken.
    Areel trat näher an ihn heran. Er riss die Augen noch weiter auf, als er sah, wie sie den geöffneten Flaschenkürbis an seine Brust drückte. »Das wird dir die Seele aussaugen, Soldat. Spürst du es? Ah, ich weiß, dass du es spürst. Du kannst nicht schreien, aber ich weiß, wie du fühlst, dass mein Zauber dir die Seele raubt und sie in die Höllen schickt!«
    Schreckliche Bilder, wie in den schlimmsten Fieberträumen, zogen vor Hests innerem Auge dahin. Dämonen -Flammen – Feuerzungen, die nach ihm leckten – sein eigenes Gesicht, mit dem Mund weit zum Schrei aufgerissen, während sprühende Funken sich wie heiße Maden in seine Augen und die Nase bohrten. Die Höllen – die Höllen …!
    Er vermochte nicht einmal zu wimmern, als Areel die Kürbisflasche zurückzog, obgleich er glaubte, ihm würde jeder Nerv zerrissen, während sie es tat. Er schauderte. Seine tränenden Augen waren starr vor Schmerz und Grauen.
    Gleichmütig drückte Areel den Deckel wieder auf die Kürbisflasche und hob sie in der Rechten hoch. »Wenn ich das fallenlasse, stirbst du«, erklärte sie. »Doch zuerst kehrst du zu Nalor zurück und erzählst ihm, was geschehen ist.«
    Hest spürte, wie seine Beine ihrem Befehl gehorchten. Der Bogen entglitt seinen schlaffen Fingern. Seine Sohlen schlurften über die Fliesen. Er drehte sich zur Tür um, ging darauf zu.
    »Geh zu deinem Herrn!« zischte Areel. »Möge dein Schicksal ihm sein eigenes klarmachen!«
    Eine Stunde später, als die Kaufleute am frühen Morgen gerade begannen, ihre Stände auf dem Markt zu öffnen, kehrte Hest zu Lord Nalor zurück.
    Kus war nicht anwesend, als Nalor, in Begleitung von vier Leibwächtern in seinem Baderaum stehend, Hest durch die Tür kommen und ihn mit toten Augen anstarren sah.
    »Hest, was …?«
    »Sie hält mich!« krächzte der Soldat hohl. »Sie hält meine Seele für die Höllen. Und sie plant einen Tod durch Zauberei für Euch!«
    »Hest, was …?«
    »Jetzt hebt sie die Kürbisflasche – sie zerschmettert sie! liiiiih!« Hest schrie gellend, »liiiiih! Ihr Götter! Rettet mich! Meine Seele wird in die Hölle verbannt …«
    Er stürzte auf den Steinboden und wand sich. Entsetzt blickte Nalor auf ihn herab. Doch in wenigen Augenblicken schon erstarben die Schreie; der Mann zuckte ein letztes Mal und lag still.
     
    An einem Apfel kauend, spazierte Sonja durch die morgendlichen Straßen von Shadizar, auf der Suche nach einer

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