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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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in den großen Baderaum – der Schein vieler Fackeln in vielen Händen. In Herzschlagschnelle kam eine ganze Armee von Sklaven, von Wächtern begleitet, in den hallenden Raum.
    »Erlik!« Sonja wich zurück. »Sie werden uns ganz sicher entdecken! Schnell, zurück ins andere Gemach!«
    Lautlos schlichen sie an der Wand entlang und ließen keinen Blick von den Wächtern und Sklaven, die offenbar im Bad saubermachen sollten. Schließlich gelangten die beiden Frauen zur Tür. Mit dem Blick weiter auf die Wächter gerichtet, öffnete Areel sie.
    Sie knarrte.
    Areel trat hastig hindurch.
    Erschrocken sog Sonja die Luft ein und folgte ihr.
    »He! Ihr! Stehen bleiben!«
    Sonja sprang durch die Tür und hörte ein metallisches Rasseln, als sie es tat. Sie warf die Tür zu und verschloss sie.
    »Jetzt haben sie uns gesehen, Hexe«, sagte sie düster.
    »Dann müssen wir uns wieder im Geheimgang verstecken. Schnell, schließ ihn auf, Sonja!«
    Da bemerkte die Hyrkanierin, dass sie den Schlüsselring nicht mehr hatte. »Erliks Fluch!« murmelte sie. Sie erinnerte sich des Rasseins. »Ich habe die Schlüssel verloren. Jetzt sitzen wir in der Falle!«
    Es war dunkel in dem Mietshaus. Aus der Abenddämmerung war Nacht geworden.
    Chost wartete ungeduldig. Er saß auf einem Stuhl in der Ecke. Lera, die auf dem Bett lag, war endlich eingeschlafen. Hin und wieder warf Chost einen Blick auf sie, aber seine Aufmerksamkeit galt hauptsächlich dem Fenster. Er starrte in die Dunkelheit – sah, wie die Straßenlampen angezündet wurden – und fragte sich, wann er zur Stadtwache gehen sollte …
    Fragte sich, ob er gehen sollte …
    Er wollte es nicht. Es ging ihm gegen den Strich. Außerdem hatte er selbst eine Rechnung mit Kus zu begleichen. Er wog das Eisenmesser in der Hand und fragte sich, ob er den Mut haben würde, es gegen Kus zu heben, um Stiva zu rächen.. Stiva …
    Chost dachte an seinen toten Freund. Er erinnerte sich, wie sie sich mit sieben auf der Straße kennen gelernt und zunächst gegeneinander gekämpft und dann miteinander gestohlen und sich schließlich immer geholfen hatten. Stiva – sein bester Freund. Und die Weise, wie er gestorben war …
    Bilder ihres gemeinsamen Lebens zogen an seinem inneren Auge vorbei. Er wurde irgendwie schläfrig, und aus den Erinnerungen schienen Träume zu werden. Sein. Kopf sank ihm auf die Brust. Obgleich er die Augen noch offen hatte und bemerkte, dass es am Fenster dunkel wurde trotz des Straßenlichts, achtete er nicht weiter darauf. Er träumte von Stiva und ihrer so jäh beendeten Freundschaft, und sah, ohne dass es ihm voll bewusst wurde, wie eine schwarze Wolke wuchs und Form annahm.
    Gleichmütig, nicht wach und auch nicht schlafend, sah er, wie Kus sich über die schlafende Lera beugte und eine bleiche Hand auf ihren Busen legte.
    Lera öffnete die Augen und ihr Gesicht verriet nicht die geringste Furcht.
    Wie das leise Zischen einer Schlange klangen Kus’ Worte: »Wo ist die Rote Sonja?«
    Verträumt antwortete Lera: »Sie ist fortgegangen.«
    »Und wohin, Kind, ist sie gegangen?«
    »Zu Lord Nalors Haus.«
    »Warum dorthin?«
    »Um gegen Kus vorzugehen – um den Vampir zu vernichten.«
    »Ist sie jetzt dort?«
    »Ja«, murmelte Lera.
    »Du bist ein gutes Kind. Begleitest du mich zu Lord Nalors Haus?«
    »Ich – ich fürchte mich.«
    »Wovor denn?«
    »Ich fürchte mich vor Hexern und Vampiren.«
    »Dann sieh mich an. Du fürchtest dich doch nicht vor mir. Findest du, dass ich gut aussehe?«
    »Ja – sehr gut.«
    »Liebst du mich?«
    »Ja – sehr.«
    »Ich kann dich beschützen. Wenn ich bei dir bin, brauchst du keine Angst zu haben. Komm in meine Arme.«
    Lera setzte sich auf und schlang die Arme um Kus.
    Er hob sie hoch, hielt sie in den Armen, dass ihr weiches warmes Fleisch gegen sein kaltes drückte.
    »Gehen wir. Ich werde dich beschützen. Ich bringe dich, zu Sonja.«
    »Was ist mit Chost?«
    »Chost ist hier sicher. Du liebst mich! Komm!«
    »Ja – ja …«
    Chost sah zu, wie Kus mit Lera in den Armen auf das Fenstersims stieg und hinaussprang. Nur schwach war zu hören, wie seine Füße auf dem Kopfsteinpflaster aufschlugen und seine Schritte sich entfernten.
    Schwach die Erinnerung – wie ein Traum. Ein benommenes Erwachen …
    Da kam Chost voll zu sich – und erinnerte sich an alles. Er packte seinen Dolch, rannte zu dem leeren Bett, dann zum Fenster. Kein Kus!
    Zuerst Stiva – und jetzt …
    Mit einem heiseren Wutschrei kletterte Chost auf das

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