Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
standen ihnen in dem Wohnkomplex Gästeapartments zur Verfügung, die man nur rechtzeitig reservieren musste. Die Wohnung seiner Mutter war zu klein für große Familientreffen. Schon die Küche schien zu klein für jemanden, der gerne kochte und viel Zeit am Herd verbrachte. Aber wie hatte es seine Mutter so treffend formuliert? Die Nachfrage nach ihren Kochkünsten hielt sich momentan in Grenzen.
Sean stellte den Wagen auf einem Gästeparkplatz unweit ihres Apartments ab und rief sie vom Auto aus an. „Hallo, schön, dass du zu Hause bist. Ich stehe unten auf dem Parkplatz. Hast du Zeit für einen kleinen Besuch?“
„Sean? Was in aller Welt …“
„Ich brauchte mal eine Verschnaufpause von dem Flitterwochenpärchen. Bin gleich bei dir!“ Er legte auf, schnappte sich seine Reisetasche und steuerte auf das Gebäude zu, das sich am hinteren Ende des größten Pools der Anlage befand. Seine Mutter hatte sich eins der besten Plätzchen ausgesucht, das musste er zugeben. Sie hatte ihr Apartment gekauft, als der Wohnkomplex noch ganz neu war, und war eine der ersten Bewohnerinnen gewesen.
Maureen wartete vor der Tür auf ihn. Sie sah aus, als wolle sie ausgehen. „Liebling“, begrüßte sie ihn und schloss ihn in die Arme.
„Oh, Mist“, sagte er. „Ich werfe deine Pläne über den Haufen. Du hast offensichtlich was vor?“
„Nichts Wichtiges. Ich war heute Morgen mit der Frauengruppe Tennis spielen und bin heute Nachmittag zu einer Brautparty eingeladen – die Braut ist Mitte sechzig! Wer gibt denn in diesem Alter noch eine Brautparty? Na ja. Ich werde schnell mein Geschenk abliefern, und dann gehen wir beide auswärts was essen, was hältst du davon? Ich habe sowieso keine große Lust auf diese Veranstaltung. Angeblich soll es Spiele geben.“ Sie verzog das Gesicht. „Du kannst froh sein, dass du ein Mann bist, Sean. Da wird auf Partys nicht gespielt.“
Die Partyspielchen, die Sean in den Sinn kamen, hatten nichts mit einem Junggesellinnenabschied oder Ähnlichem zu tun – sondern nur mit Franci. Er taugte nicht zum Vater, da war er sich sicher, denn im Zusammenhang mit Franci dachte er nicht an die kleine Rosie oder an seine Vaterrolle. Unwillkürlich errötete er.
„Alles in Ordnung, Sean?“, fragte seine Mutter.
„Findest du es nicht auch sehr heiß hier?“
Sie lachte. „Es wird schon wieder kühler. Aber jetzt komm erst mal rein.“
Er stellte seine Reisetasche im Flur ab, während seine Mutter ihm eine Cola oder einen Eistee zu trinken anbot. „Du hast nicht zufällig ein kaltes Bier im Haus?“ Er war nervös und wollte die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Als sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten, seine Mutter mit einem Eistee, er mit einem Bier, erkundigte er sich, wie es mit dem Bridge-Club und ihrer ehrenamtlichen Arbeit liefe.
Sie lächelte ihn an. „Ich glaube, du hast jetzt genug Small Talk gemacht. Und du zappelst die ganze Zeit herum. Entweder du musst auf die Toilette oder du willst mir etwas sagen.“ Sie sah ihn prüfend an. „Trägst du etwa Make-up?“
Er runzelte die Stirn. Der gestrige Tag fiel ihm wieder ein. „Oh. So was in der Art. Es ist ein Mittel gegen meinen … Ausschlag. Ich glaube, ich habe eine Allergie gegen … Pizza.“
„Pizza?“, meinte seine Mutter verwundert. „Bei deinem Lebensstil? Das wäre ja tragisch!“
„Ich weiß nicht, wieso, doch plötzlich hatte ich diesen Ausschlag. Aber jetzt ist er schon fast wieder weg.“ Seine Mutter schaute ihn zufrieden an. Sie erwartete, etwas von ihm zu hören, das sie glücklich machte. Er wünschte, er könnte diese Erwartung erfüllen. „Erinnerst du dich noch an Franci?“, fragte er unvermittelt. „Die Frau, mit der ich vor ein paar Jahren eine Beziehung hatte? Die mit den langen, schönen Haaren?“
„Natürlich, obwohl ich sie in der ganzen Zeit, in der ihr zusammen wart, nur vier Mal zu Gesicht bekommen habe, glaube ich. Vielleicht fünf Mal. Ich mochte sie und du auch.“
„Absolut, ja. Sie ist mir letztens zufällig über den Weg gelaufen. Ich war in einem Restaurant in der Nähe von Virgin River, und sie war mit ein paar Freundinnen ebenfalls dort. Wir stehen sozusagen wieder in Kontakt.“
„Wie schön für dich. Ich habe nicht alle deine Freundinnen getroffen, doch von denen, die ich kannte, mochte ich Franci am liebsten. Eine sehr nette junge Frau. Und sehr hübsch, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.“
„Stimmt. Aber sie hat ihre langen Haare
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