Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
stand am Herd und rührte in einer Pfanne, und Vivian war am Schneidebrettchen beschäftigt.
„Mo!“, begrüßte sie sie glücklich und unterbrach ihre Arbeit, um sich die Hände an einem Handtuch abzuwischen. „Da bist du ja! Das ist Carl. Dr. Johnson.“
Carl drehte sich um und streckte ihr die Hand hin. Er war ein sehr großer, gut aussehender Schwarzer. „Carl Johnson“, stellte er sich selbst noch einmal vor, als hätte Vivian seinen Namen noch nicht genannt.
„Wie geht es Ihnen?“, erwiderte Maureen, schüttelte ihm die Hand und sah ihn an. Sie wusste nicht mehr, ob Vivian erwähnt hatte, dass er kein Weißer war. Irritiert platzte sie heraus mit: „Johnson? Haben Sie etwa schwedische Vorfahren?“
Er warf laut lachend den Kopf zurück. „Viv hat mir schon angekündigt, dass ich Sie mögen werde! Meine Vorfahren waren Afroamerikaner und auch Koreaner, außerdem habe ich indianische und europäische Wurzeln“, erwiderte er.
„Freut mich sehr. Wie lange leben Sie schon in Eureka?“, fragte Maureen.
„Über zwanzig Jahre. Meine verstorbene Frau stammte aus Fort Bragg, und so eröffneten wir die Praxis schließlich hier. Kein schlechter Ort, um Kinder aufzuziehen. Ich habe einen Sohn und eine Tochter.“
„Das hat Vivian mir erzählt“, sagte sie. „Kann ich irgendwas helfen?“
„Nach allem, was ich über Sie gehört habe, fällt es Ihnen schwer, fünf Minuten still zu sitzen. Aber setzen Sie sich doch einfach zu uns. Das werden Sie mögen“, versprach er ihr und wandte sich wieder dem Gericht auf dem Herd zu. „Möchten Sie vielleicht ein Glas Wein?“
„Sehr gerne“, antwortete sie. „Weiß und trocken?“
„Rot ist besser für Sie“, sagte er. „Wie wäre es mit einem schönen Merlot?“
„Die Sprechstunde ist beendet, Carl“, tadelte Vivian ihn im Spaß. Dann holte sie ein Glas und schenkte Maureen denselben Chardonnay ein, den sie selbst trank.
Als das Glas vor ihr stand, meinte Maureen: „Und jetzt möchte ich wissen, wie ihr beide euch kennengelernt habt.“
Carls dröhnendes Lachen mochte Maureen sofort. Er war wirklich ein attraktiver Mann. Seine Haut hatte die Farbe von Milchkaffee und seine großen, dunklen Augen wirkten exotisch. Er war gut und gerne eins neunzig groß – und Vivian dreißig Zentimeter kleiner. Sie war klein und zierlich und er groß und kräftig, er hatte dunkles Haar, sie blondes. Trotzdem schienen sie wie füreinander gemacht. Sie lachten und scherzten und tauschten kleine Streicheleinheiten aus, während sie gemeinsam kochten.
„Das ist eine ziemlich langweilige Geschichte. Meine Frau hat Vivian eingestellt. Die Praxis lief sehr gut, und wir brauchten eine fähige Sprechstundenhilfe.“
„Ich hatte vorher viele Jahre in einer Frauenklinik in Santa Rosa gearbeitet, bis ich mit Franci hierher gezogen bin. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, in Eureka eine gute Stelle als Sprechstundenhilfe zu finden, aber ich ergatterte den besten Job in der besten Arztpraxis von ganz Kalifornien.“
Carl drehte sich grinsend zu ihr um. „Sie ist ein wenig voreingenommen. Wir haben eine nette kleine Praxis und machen unsere Arbeit gut, das ist alles.“
„Ihre Frau hat sie also eingestellt, und was passierte dann?“, wollte Maureen wissen.
Carl und Vivian sahen sie an. Leise antwortete Carl: „Wir hatten bereits berufsmäßig ein harmonisches Verhältnis. Dann erkrankte meine Frau und starb kurz darauf. Damals konnte ich eigentlich nur an sie und ihren Tod denken. Doch etwa ein Jahr nach ihrem Tod bat ich Vivian, mit mir essen zu gehen. Seitdem sind wir ein Paar – seit nunmehr einem Jahr. Meine Frau ist jetzt seit zwei Jahren tot, und unsere Kinder, beide noch keine zwanzig, haben ihren Tod nicht gut verkraftet. Vor allem meine neunzehnjährige Tochter nicht. Sie kann sich mich noch nicht mit einer anderen Frau vorstellen, deshalb will ich ihr Zeit lassen.“ Er grinste, legte den Arm um Vivian und zog sie an sich. „Viel Zeit, aber nicht ewig. Sie ist jetzt im zweiten Jahr am College, und langsam müssen wir darüber reden, dass alle wieder ein eigenes Leben führen – nicht nur die Kinder.“
Carl bereitete ein überaus köstliches Gulasch zu, und sie saßen noch lange nach dem Essen zusammen und lachten und erzählten. Schließlich stand er auf und räumte den Tisch ab, um ihnen Käsekuchen und Kaffee zu servieren. Als es schließlich an den Abwasch ging, untersagten Vivian und Carl Maureen, auch nur einen Finger zu rühren – sie wurde
Weitere Kostenlose Bücher