Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
aus der Küche verbannt. Also zog sie sich ins Wohnzimmer zurück, und die beiden versprachen, gleich bei ihr zu sein.
Während Maureen in dem Sessel saß, der jetzt „ihrer“ war, dachte sie über ihr eigenes Leben nach. Ja, sie war unabhängig und auch glücklich damit, allerdings war ihr Leben irgendwie dennoch nicht erfüllt. Sie hatte zwar viele Freunde, die aber eigentlich nicht viel mehr als gute Bekannte waren – Menschen, die sie seit Jahren kannte. Keinem von ihnen fühlte sie sich jedoch so verbunden wie Vivian, die sie ja erst vor ein paar Wochen getroffen hatte. Sie war immer beschäftigt, tagein, tagaus, und trotzdem fühlte sie sich merkwürdig leer. Sie wagte nie etwas Außergewöhnliches, war immer vorsichtig. Und schämte sich dafür, wie sehr es sie überraschte, dass Vivian mit einem schwarzen Mann liiert war. Das war nun wirklich engstirniges Denken!
Was sollte sie da erst von einer Beinahe-Nonne halten, die mit einem Pfarrer im Wohnmobil durchs Land fuhr!
Wenn sie ganz ehrlich war, empfand sie Neid, als sie die Geräusche aus der Küche hörte. Nachdem das Wasser nicht mehr lief und sie leise die Unterhaltung und das Lachen der beiden hörte, während sie Geschirr und Besteck wegräumten. So etwas wünschte sie sich auch in ihrem Leben! Eine innige, romantische Beziehung, Lachen und Abenteuer inklusive.
Plötzlich kamen ihr sechs Monate viel zu lang vor. In diesem Moment beschloss sie, sich selbst etwas zu versprechen.
Ich bin jetzt über sechzig. Sehr spät für die Erleuchtung. Aber trotzdem gelobe ich, von nun an unsagbar glücklich zu sein, lächerlich wagemutig, unfassbar aufgeschlossen und leidenschaftlich optimistisch.
Es war in der Woche vor Thanksgiving, genauer gesagt am Sonntagnachmittag, und Jacks Bar war voll mit Taschen und Tüten nicht verderblicher Lebensmittel. Jack und Preacher hatten wochenlang die Essensspenden für Thanksgiving gesammelt. Jack wollte die Sachen gerne schick in einem Präsentkorb verpacken, doch leider war so etwas für ihr Vorhaben ungeeignet. Also besorgte er ein paar robuste Pappkartons.
Seit Monaten stand auf dem Tresen ein großes Einmachglas mit der Beschriftung „Spenden für die Thanksgiving-Körbe“. Sie hatten genügend Geld zusammenbekommen, um Truthahnfleisch und Schinken in Konserven, Äpfel und Orangen kaufen zu können. Zum ersten Mal veranstalteten sie diese Spendenaktion, weshalb sie nicht damit rechneten, Kartons an etwa fünfzehn bedürftige Familien verschenken zu können. Noah Kincaid und Mel Sheridan hatten eine Liste mit Namen von Menschen zusammengestellt, denen die Körbe zugutekommen sollten. Falls noch etwas Geld übrig blieb, würde Mel sicher noch weitere Personen nennen können, die ebenfalls auf Unterstützung angewiesen waren. Sie kannte sich damit so gut aus wie niemand sonst.
Jack überwachte das Packen der Kartons. Dosen mit Gemüse, Milchpulver, Instantkartoffeln und -reis, Soßenmischung, eine fertige Truthahnfüllung und sogar abgepackte Cranberrys. Es gab aber auch ein paar Dinge, die die bedürftigen Familien nicht nur zu Thanksgiving brauchen konnten. Dosen mit Obstsalat, Schweinefleisch und Bohnen, Chilimischung, Linsen, Schlangenbohnen, Hühnersuppe. „Cocktailwürstchen?“, fragte er und hielt eine Konserve hoch. „Wer verschenkt denn so was an bedürftige Familien?“
„Kann sein, dass ich das war“, sagte Hope McCrea und schob ihre große schwarze Brille hoch.
„Diese Dose beult sich ja schon aus“, stieß Jack angewidert aus.
„Ist schon eine Weile her, dass ich ein Faible für die Dinger hatte“, bekannte Hope.
Jack warf die Konserve in den Müll. „Tut mir leid, Hope. Aber wir wollen niemanden mit unseren Lebensmittelspenden töten.“ Er leerte eine Plastiktüte aus dem Schnäppchenladen aus, in der kleine Dosenöffner waren, die er jetzt an seine Frau, Noah und Ellie, Preacher und Paige, Mike und Brie verteilte. George Davenport half natürlich auch mit. „Tut bitte in jeden Karton einen von denen. Mel, kümmerst du dich um die Geschenkkörbe für die Familien mit kleinen Kindern? Denn wir haben auch Windeln, Milchersatz und Babynahrung.“
„Bin schon dabei“, erwiderte sie. „Die Leute, die am ehesten unsere Unterstützung brauchen, sind entweder Familien mit kleinen Kindern oder ältere Leute, haben Noah und ich festgestellt. Oder nicht?“
„Das stimmt“, sagte Noah.
„Da gibt es aber mehr als fünfzehn bedürftige Familien“, meinte Jack. „Wir hätten so eine
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